Katholiken durch Frosch und Wowereit brüskiert

BOZEN. (hpd) Die Darstellung eines gekreuzigten Frosch von Martin Kippenberger im

Bozner Museum für moderne Kunst brachte Südtiroler Katholiken auf die Barrikaden. Sogar die Anwesenheit von Klaus Wowereit, also einem Homosexuellen, bei der Eröffnung des Museions wurde in den Medien als Generalangriff auf das Christentum gedeutet.

 

Der 24. Mai 2008 ist der Tag, der in die Kirchengeschichte Südtirols eingehen wird. Das Museum für moderne Kunst „Museion" in der Landeshauptstadt wurde feierlich eingeweiht. Anwesend waren höchste Vertreter aus Südtirols Politik und Kirche, sowie Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit.

Das Werk, das die katholische Gesellschaft des kleinen Alpenlandes aushebeln sollte, befand sich gleich am Eingang: Ein gekreuzigter Frosch des deutschen Künstlers Martin Kippenberger - etwa einen Meter hoch –, in der rechten Hand ein Bierkrug, in der linken Hand ein Ei. Tags darauf veröffentlichte die Sonntagszeitung Zett, ein Schwesterblatt der quasi kircheneigenen Tageszeitung Dolomiten auf dem Titelblatt die „gotteslästernde" Kröte und warf den ersten Dominostein einer beispiellosen Kampagne gegen das Museion und allem, was im heiligen Lande Tirol nicht katholisch ist.

„Da muss einer nicht ganz holla im Kopf sein"

Die Tageszeitung Dolomiten, an der die Kurie einen beachtlichen Anteil der Aktien hält, wurde von empörten Leserbriefen überschwemmt. „Werke wie der gekreuzigte Frosch sind Ausdruck eines abgrundtiefen Hasses gegen Gott und seine Liebestat, die Erlösung.", so die Interpretation eines Lesers, die stellvertretend für viele andere ähnliche Meinungen steht.

Landeshauptmann Durnwalder meinte: „"Das ist einfach eine Respekt- und Geschmacklosigkeit. Da muss einer nicht ganz holla im Kopf sein, um so etwas zu machen" Bischof Egger äußerte sich diplomatischer: „Die im Museion ausgestellte Darstellung eines ans Kreuz genagelten Frosches hat viele Besucher verwundert und in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Mögen der Künstler und das Museion dies auch nicht beabsichtigt haben, so gibt es doch ein Recht der Menschen auf Respekt vor religiösen Gefühlen."

Militante Moslems als Vorbild?

In mehreren Leserbriefen wurde auf die Reaktion der Muslime im Zuge des Karikaturenstreits Bezug genommen und zum Vorbild erkoren: „Wenn wir bedenken, wie zum Beispiel die Moslems sich gewehrt haben, wenn ihr Mohammed und ihre Religion verspottet worden sind." Dass es beim Karikaturenstreit nicht nur Empörung, sondern auch blinde Zerstörung und Tote gegeben hatte, stellte für diese empörten Christen scheinbar kein Problem dar. Auch dass es dem Künstler Kippenberger nicht um Gotteslästerung, sondern um die Darstellung seiner Alkoholkrankheit gegangen war, ging in den Emotionen vollkommen unter. Auch die die Pressemitteilung des Museions, in der die Arbeit des Künstlers sachgerecht beschrieben wurde (im Anhang), interessierte nicht.

Hässliche Auswüchse gegen Klaus Wowereit

Einen ersten traurigen Höhepunkt erreichte die Diskussion als Herbert Schuster, der Verantwortliche für den Initiativkreis katholischer Laien und Priester, in den Medien verlauten ließ: „Sachlich handelt es sich um eine Kampfansage an den christlichen Glauben, die durch den Inhalt der Ausstellung bekräftigt wird, sowie durch die Tatsache, dass der derzeitige Bürgermeister von Berlin - ein bekennender Homosexueller - Ehrengast bei der feierlichen Eröffnung am Fronleichnams-Wochenende war."

An dunkle Zeiten des Nationalsozialismus erinnerte die Forderung von Franz Gasser, Vorstandsmitglied der rechtspopulistischen Partei Union für Südtirol, das Kunstwerk von Martin Kippenberger in einem Herz-Jesu-Feuer zu verbrennen.

Teilerfolg für empörte Katholiken

Ende Mai meldete das Internet-Magazin Südtirol-Online der Frosch sei entfernt worden. Doch es handelte sich um eine Ente. Der Frosch blieb.

Die Museionleitung beschloss, das „Schandwerk" mit Zeitungsartikeln über den Frosch zu verhüllen. Das besänftigte die Gegner allerdings nicht im Geringsten. Eine Gruppe von Senioren veranstaltet nun an jedem Samstagabend ein Protestgebet vor dem Museum. In Leserbriefen wird die Bevölkerung aufgerufen, sich von zu Hause aus den Gebeten anzuschließen. Die Anrufung Gottes solle bis zur vollkommenen Entfernung des Frosches weitergehen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Abbildung des Frosches, die vor wenigen Tagen im Internet noch als Bild vorhanden waren (Suche: Kippenberg Frosch) bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr zu sehen sind.

Hungerstreik gegen den Frosch

Einen weiteren skurrilen Höhepunkt in der noch laufenden Diskussion stellt die Ankündigung des SVP-Politikers Franz Pahl dar. Er werde am 28. Juli in den Hungerstreik treten bis der Frosch entfernt werde. Ansonsten würde er wohl sterben. Der 28. Juli 2008 ist nicht irgendein Tag, sondern der Tag, an dem Benedikt XVI. – nach der gegenwärtigen anstrengenden Australien-Reise – seinen Urlaub im Südtiroler Städtchen Brixen antritt. Nun hoffen die Froschgegner, dass ihr Heiliger Vater ein Machtwort spricht und der Blasphemie ein Ende bereitet.

Robert Körner