LOSHEIM. (a3ws) Die „Aktion 3.Welt Saar" forderte Hilfsorganisationen auf, den Appell ‚Brot statt Böller' einzustellen. „Der Aufruf trägt eine gehörige Portion Lustfeindlichkeit zur Schau. Mit seinem Appell an das schlechte Gewissen richtet er zudem politischen Flurschaden an", so Roland Röder, Geschäftsführer der „Aktion 3.Welt Saar".
Der unterstellte Zusammenhang zwischen dem Sylvesterfeuerwerk sowie Hunger und Armut in der Welt ist beliebig gewählt und existiere nicht. Genauso gut könne man dazu aufrufen, keine Weihnachtsbäume und Bücher zu kaufen oder Fußball-Hallenturniere ausfallen zu lassen. „Der Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität führt ins Leere, wenn er mit einer Leidensmine und dem moralischen Zeigefinger einher geht", so Röder. „Zum Wesen des Menschen gehört in allen Kulturen das Feiern, der Rausch, die Verausgabung - für manche eben auch die Freude am Sylvesterfeuerwerk. Dass Menschen hungern, obwohl genügend Nahrungsmittel vorhanden sind, liegt an der Verteilung und an der Verwendung von Nahrungsmitteln als Viehfutter. Denn Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht. Lustfeindlichkeit und schlechtes Gewissen helfen nicht gegen Hunger."
Um Hunger zu bekämpfen schlägt der aktuelle Weltagrarbericht der UNESCO eine andere Agrarpolitik vor. Dazu gehört die Abkehr von der viel gepriesenen Liberalisierung des Welthandels und von der Vorrangpolitik für Gentechnik. Stattdessen muss weltweit die bäuerliche Landwirtschaft den Vorzug vor der industriellen Landwirtschaft bekommen. Neuerdings konkurriert der Anbau „nachwachsender Rohstoffe" in der 3.Welt für den Bioboom in Europa mit dem Anbau von Nahrungsmitteln. So werden für die Anlage von Palmölplantagen in Indonesien großflächig Regenwald gerodet und Menschen vertrieben. Das Palmöl wird in Palmölkraftwerken in Europa verbrannt. Umgekehrt sorgen subventionierte Agrarexporte aus Europa - vor allem Milch und Fleisch - dafür, dass Märkte in der 3.Welt zusammenbrechen, bäuerliche Existenzen vernichtet werden und Menschen verhungern.