Schon 2012 wurde Ötzis Genom entschlüsselt, als erstes Genom einer Mumie und mit wichtigen Erkenntnissen zum Erbgut prähistorischer Europäer. Die seitdem erzielten Fortschritte in der Sequenziertechnologie ermöglichten nun einem Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und von Eurac Research eine sehr viel exaktere Rekonstruktion seines Genoms.
Obwohl Neandertaler und moderne Menschen ähnlich große Gehirne haben, war bislang wenig darüber bekannt, ob sich die Gehirne darin unterscheiden, wie viele Nervenzellen sie während der Gehirnentwicklung bilden. Ein internationales Forscherteam am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden konnte nun zeigen, dass eine Variante des Proteins TKTL1, die moderne Menschen in sich tragen und die sich nur um eine einzige Aminosäure von der Neandertaler-Variante unterscheidet, eine entscheidende Rolle bei der Gehirnentwicklung spielt.
Ob Neandertaler gut an das Leben in der Kälte angepasst waren oder doch eher gemäßigte Umweltbedingungen bevorzugten, hat ein multidisziplinäres Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Leuphana-Universität Lüneburg, des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik und weiterer Partnereinrichtungen nun in Norddeutschland untersucht.
Ein internationales Forscherteam hat die Genome der ältesten sicher datierten modernen Menschen in Europa sequenziert, die vor rund 45.000 Jahren in der Bacho-Kiro-Höhle in Bulgarien lebten. Durch den Vergleich ihrer Genome mit den Genomen von Menschen, die später in Europa und in Asien lebten, zeigen die Forscher, dass diese frühe Menschengruppe in Europa Gene zu späteren Menschen, insbesondere zu den heutigen Ostasiaten, beigetragen hat.
Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften haben das Genom des ältesten menschlichen Fossils, das bis jetzt in der Mongolei gefunden wurde, analysiert. Sie konnten belegen, dass die 34.000 Jahre alte Frau rund 25 Prozent ihrer DNA von Westeurasiern geerbt hat.
Unsere Vorfahren zeugten mit anderen Menschenarten gemeinsamen Nachwuchs. Dass dabei fortpflanzungsfähige Nachkommen entstanden, ist der Tatsache zu verdanken, dass der anatomisch moderne Mensch mit Neandertalern und Denisova-Menschen genetisch enger verwandt war, als es heutige Eis- und Braunbären sind. So das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Oxford, die die reproduktive Kompatibilität von Säugetieren untersuchte.
Als die Vorfahren heutiger Menschen vor etwa 50.000 Jahren Afrika verließen, trafen sie auf Neandertaler. Dieses Aufeinandertreffen führte zu einer Vermischung beider Gruppen. Zwei Prozent der DNA von heute außerhalb Afrikas lebender Menschen stammt von dieser Neandertaler-Population ab.
Einer frühmenschlichen "Geister-Population" sind Forscher aus Los Angeles auf die Schliche gekommen. Spuren der noch unbekannten Frühmenschenart finden sich in der DNA westafrikanischer Völker.
Die Einteilung von Menschen in Rassen wird von der modernen Genetik widerlegt. Gegen falsche biologistische Vorstellungen aus unrühmlichen Zeiten der Wissenschaft haben sich deshalb nun explizit deutsche Wissenschaftler in der "Jenaer Erklärung" ausgesprochen.
Bisher dachte man, dass unsere Vorfahren frühestens vor 2,58 bis 2,55 Millionen Jahren Steinwerkzeuge systematisch angefertigt und genutzt haben. Die Entdeckung einer neuen Fundstelle in Äthiopien beweist jedoch, dass die Ursprünge der Produktion solcher Werkzeuge älter als 2,58 Millionen Jahre sind. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von David Braun von der George Washington University und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie vermutet, dass Steinwerkzeuge mehrmals auf unterschiedliche Weise erfunden wurden, bevor sie zu einem wesentlichen Bestandteil im täglichen Leben unserer Vorfahren wurden.
Damit wir in Gemeinschaften zusammenleben können, müssen wir miteinander kooperieren. Um das zu organisieren, bestrafen wir Mitmenschen, wenn sich diese unkooperativ verhalten. Bisher war unklar, wann sich in uns der Antrieb entwickelt, dieses Verhalten zu bestrafen – und ob diese Eigenschaft eine rein menschliche ist. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Kognitions- und Neurowissenschaften und für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben nun herausgefunden, dass bereits sechsjährige Kinder und Schimpansen unsoziales Handeln rügen wollen – und dafür sogar Kosten und Mühen auf sich nehmen, um selbst bei der Bestrafung dabei sein zu können.
Dem Menschen wird gerne eine Sonderstellung aufgrund seiner Kulturfähigkeit zugesprochen. Der bekannte Primatologe Volker Sommer erläuterte in einem Vortrag am Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung, dass es sich dabei um eine Vorstellung handelt, die aus evolutionsbiologischer Perspektive unhaltbar ist.
BERLIN. (hpd) "Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde", schrieb Friedrich Nietzsche in der Vorrede von "Also sprach Zarathustra" und bezeichnete den Menschen als "Übergang". Am 9. März 2016 fand dieser Übergang sein symbolträchtiges Datum. Ein Computerprogramm hat einen der zurzeit weltbesten – menschlichen – Go-Spieler besiegt; und beim darauffolgenden Spiel am 10. März ebenfalls. Diese Niederlage ist der Beginn eines neuen Zeitalters.
LEIPZIG. (hpd/mpg) Die Neandertaler sind vor etwa 40.000 Jahren ausgestorben, doch in den Genomen heute lebender Menschen aus Europa und Asien befinden sich noch etwa ein bis drei Prozent Neandertaler-DNA. Wissenschaftler haben jetzt DNA aus einem 37.000 bis 42.000 Jahre alten menschlichen Unterkiefer aus der Oase-Höhle in Rumänien untersucht und im Genom dieser Person sechs bis neun Prozent Neandertaler-DNA gefunden - mehr als bei jedem anderen bisher sequenzierten Menschen.