Einer frühmenschlichen "Geister-Population" sind Forscher aus Los Angeles auf die Schliche gekommen. Spuren der noch unbekannten Frühmenschenart finden sich in der DNA westafrikanischer Völker.
Genetische Untersuchungen führen mitunter zu überraschenden Ergebnissen. Nicht selten stellen Nutzer von genetischen Abstammungstests fest, dass sich in ihre Ahnenreihe ein Unbekannter geschummelt hat. Doch auch Geheimnissen aus weit zurückliegender Vergangenheit kommt man zunehmend mit genetischen Untersuchungen auf die Spur.
Vor wenigen Jahren wurde so bekannt, dass der anatomisch moderne Mensch – unser direkter Vorfahr – mit dem Neandertaler Sex hatte. Bis heute trägt deshalb jeder Europäer durchschnittlich zwei Prozent Neandertaler-DNA in sich. Und es wurde noch eine weitere Menschenart entdeckt, mit dem der anatomisch moderne Mensch etwa zur selben Zeit sexuelle Kontakte pflegte, der Denisova-Mensch. Auch Teile seiner DNA finden sich in heutigen Menschen außerhalb Afrikas. Die frühmenschlichen Gen-Transfers fanden ungefähr vor 50.000 bis 70.000 Jahren statt.
Nun jedoch scheint sich ein Fenster in das Liebeslieben noch wesentlich älterer Vorfahren zu öffnen. Genetiker Arun Durvasula und Informatiker Sriram Sankararaman von der University of California in Los Angeles berichteten vergangene Woche in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science Advances, dass sie durch Genomanalysen Hinweise auf Paarungen mit einer weiteren Frühmenschenart gefunden haben. Das Besondere an ihrer Untersuchung: Während durch Knochenfunde die DNA von Neandertalern und Denisovanern bekannt ist und mit der des modernen Menschen direkt verglichen werden kann, basiert die Theorie der Wissenschaftler aus Los Angeles allein auf statistischen Berechnungen.
Da Neandertaler und Denisovaner in Eurasien lebten, kam es nur außerhalb Afrikas zum DNA-Austausch zwischen ihnen und dem anatomisch modernen Menschen. Inwieweit moderne Afrikaner genetische Spuren anderer ausgestorbener Menschenarten in sich tragen, ist bislang wenig erforscht. Genau deshalb wendeten sich Arun Durvasula und Sriram Sankararaman dieser Frage zu und untersuchten die DNA mehrerer westafrikanischer Völker. Sie nutzten ein Verfahren, das ihrer Aussage nach Teile archaischer DNA ohne ein entsprechendes Referenz-Genom aufspüren kann, und stellten fest, dass wahrscheinlich zwei bis 19 Prozent der DNA dieser Völker von einer bislang unbekannten Frühmenschenart stammen. Eine "Geister-Art", die sich von unserer Ahnenreihe noch vor dem Neandertaler abgespalten haben muss, vor mindestens 360.000 Jahren.
4 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
wenn Gott Adam und Eva erschaffen hat, wieso gab es dann noch andere Menschenarten?
Thorsten Kuske am Permanenter Link
David See ,
Im Ernst jetzt?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Sie waren gelandet...
Wilhelm Herderi... am Permanenter Link
Wenn Individuen sich erfolgreich mit jemandem paaren kann, so dass nicht behinderte Nachkommen dabei heraus kommen, dann gehört sie höchstwahrscheinlich definitionsgemäß zur selben Art.
Die Europäer und die Aborigines sind auch rd 50 000 Jahre genetisch auseinander. Sie sind unterschiedliche Rassen aber nicht unterschiedliche Arten.