Berliner Dialog der Weltanschauungsgemeinschaften

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Das Rote Rathaus zu Berlin
Das Rote Rathaus zu Berlin

BERLIN. (hpd/ehbb) Am vergangenen Donnerstag fand in Berlin das erste von den Akteuren mit Spannung erwartete Gespräch im Rahmen eines “Dialog(s) der Weltanschauungsgemeinschaften” statt.

Dieser Dialog kann als ein Pendant zu dem von der Politik initiierten “Dialog der Religionen” gesehen werden, welcher seit einer Auftaktveranstaltung im Januar 2011 bereits seit längerem läuft und dort der “Suche nach Gemeinsamkeiten für Fragen des Zusammenlebens im Berliner Stadtalltag” dienen soll. Ziel des dortigen Dialogs war und ist es, “die Akteure der Berliner Religionsgemeinschaften und Initiativen des interreligiösen Dialogs an einen Tisch zu bringen und für eine auf Verständigung und Toleranz basierende Politik zu gewinnen”. Vergessen – bzw. gern übersehen – wurde damals allerdings, dass die Mehrzahl der Berlinerinnen und Berliner konfessionsfrei sind und sich somit außerhalb des angesprochenen Personenkreises orientieren.

Wiederholte Nachfragen durch den HVD (Landesverband Berlin-Brandenburg) sowie den ehbb e.V. (gbs - Regionalgruppe Berlin-Brandenburg) ließen nun aber auch einen “Dialog der Weltanschauungsgemeinschaften” aufleben.

Anders als bei der erstgenannten Veranstaltung eröffnete zwar nicht der Regierende Bürgermeister die Gespräche, aber unter Moderation des Berliner Beauftragten für Kirchen-, Religions-, und Weltanschauungsgemeinschaften, Herrn Hartmut Rhein, kam es zu einem ersten gemeinsamen Zusammentreffen verantwortlicher Vertreter säkularer Organisationen aus Berlin mit der zuständigen Fachverwaltung und damit der Politik. Als in dieser Hinsicht relevante Organisationen können in erster Linie der HVD, dann der ehbb e.V. und der IBKA e.V. angesehen werden, aber auch der Präsident der Humanistischen Akademie Berlin, Vertreter der Freidenker sowie der freireligiösen Gemeinde waren anwesend. Drei Schwerpunkte, auf den sich der Dialog konzentrieren sollte, wurden gemeinsam formuliert:

  1. Die Zusammenarbeit der säkularen Organisationen untereinander.
  2. Der Dialog und die Zusammenarbeit der säkularen Organisationen mit den institutionellen Kirchen und weiteren Religionsgemeinschaften.
  3. Die Zusammenarbeit der säkularen Organisationen mit der Politik.

Schnell wurde klar, dass es auf regionaler Ebene trotz unterschiedlicher Ansätze keine Berührungsängste zwischen den verantwortlichen Personen und damit Institutionen gibt und der Wille zu einer konstruktiven, reibungslosen und effektiven Zusammenarbeit gemeinsam artikulierter Konsens ist. Somit wurde bezüglich des ersten Punktes seitens der Anwesenden kein weiterer Handlungsbedarf erkannt. Zu Punkt 2. wurden bereits vom HVD Ansätze von Kooperationen im sozialen Bereich genannt. Punkt 3 konnte aus Zeitgründen noch nicht angesprochen werden. Punkt 2 und 3 sollen somit in weiteren Gesprächsrunden zur Sprache gebracht werden.

Nach den Worten von Herrn Rhein wird der Wunsch unterstützt und in der Umsetzung gefördert, dass auch ganz praktische Fragen des Zusammenlebens in der Stadt zusammen mit den zahlreichen religiös gebundenen und interreligiösen Vereinen und Organisationen diskutiert werden sollen und die Ergebnisse dieser Diskussionen sich auch in der praktischen Arbeit niederschlagen können. Hier wird vor allem der HVD gefragt sein.

Die beiden Vertreter des ehbb e.V. deuteten an, wo dort Handlungsbedarf gesehen und die Unterstützung von der Politik erwartet wird. Beispielsweise im gleichberechtigten Zugang zu den Medien Rundfunk und Fernsehen, in der administrativen sowie auch finanziellen Unterstützung von Veranstaltungen humanistischer Organisationen (analog zur Förderung kirchlicher Veranstaltungen!), in der Vertretung humanistischer Philosophie und speziell Ethik an den lehrerausbildenden Fakultäten der Universitäten oder in einer repräsentativen, politisch verwertbaren Erhebung der weltanschaulichen Situation in Berlin, von der nur grob bekannt ist, dass mehr als zwei Drittel der Berliner keiner der großen Kirchen angehören.

In einer weiteren angedachten Runde zum Dialog wird die zuständige Fachverwaltung den säkularen Organisationen die Möglichkeit einräumen, ihre politischen Forderungen und auch praktischen Wünsche konkret vortragen zu können, was eines der wichtigen Ansatzpunkte für den ehbb e.V. war.

Mit diesen Ergebnissen kann sich der Beginn des Dialogs durchaus sehen lassen. Im Übrigen ist der nächste Gesprächstermin bereits für den Januar/Februar 2015 avisiert und die Koordination der inhaltlichen Vorbereitung zumindest zwischen HVD und ehbb e.V. bereits angedacht.