Salafisten bedrohen islamischen Reformer

Ermittlungen wegen Morddrohung

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Prof. Dr. Mouhanad Khorchide
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide

TRIER. (hpd) Der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide erhielt im Sommer letzten Jahres eine Morddrohung per E-Mail. Die Wohnung eines 17-jährigen Verdächtigen wurde nun von der Polizei nach Beweisen durchsucht.

Wie die Westfälischen Nachrichten berichten, erhielt der Münsteraner Religionspädagoge Mouhanad Khorchide im Sommer 2014 per Mail eine Morddrohung unter falschem Namen. Am Donnerstag sei deswegen die Wohnung eines 17-jährigen Verdächtigen, den die Polizei der salafistischen Szene und dem mit ihr verbundenen Offenbacher Koran-Verteilungsprojekt „Lies!“ zuordnet, auf Beweise durchsucht worden.

Khorchide äußerte sich am Samstag zu den Geschehnissen: „Dennoch bleiben diese Jugendlichen unsere Kinder. Sie sind selbst Opfer einer menschenverachtenden Ideologie, aber auch Opfer ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit“, erklärte der Religionspädagoge auf seiner Facebook-Seite. „Der Koran wird nicht müde, davor zu warnen, seine Religiosität an Dritte zu delegieren und dazu aufzurufen, das, was einem als Islam verkauft wird, kritisch zu hinterfragen. Die Aufklärungsarbeit muss daher unermüdlich weitergehen“, so Khorchide weiter. 

Mouhanad Khorchide ist seit 2010 als Professor für islamische Religionspädagogik am Zentrum für islamische Studien (ZIT) an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster tätig. Bekannt wurde er insbesondere durch seine historisch-kritische Koranexegese und sein Plädoyer für einen aufgeklärten, modernen Islam. Verschiedene Islamverbände protestierten gegen seine theologischen Positionen, da diese mit der Selbstverpflichtung zu einer bekenntnisgebunden Islamtheologie unvereinbar seien. Das Vertrauen der organisierten Muslime in Nordrhein-Westfalen sei - laut einer Stellungnahme des Koordinationsrats der Muslime - dadurch beschädigt worden.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Morddrohungen gegen Khorchide. In einem Interview mit der FAZ erklärte er, dass die Anzahl der Morddrohungen zwar abgenommen habe, er aber weiterhin unter strengem Polizeischutz stehe.