Neues aus der Wissenschaft

Aufzucht und Alkohol

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Im Labor
Im Labor

BERLIN. (hpd) Schimpansenmütter werden weniger einzelgängerisch, wenn sie Söhne haben, denen sie damit das Jagen in Gruppen beibringen. Sie sind geschickt im Umgang mit Werkzeugen, können aber nicht geschickter werden, als es in ihren Genen liegt. Und weshalb schon die Großen Menschenaffen Gefallen am Alkohol fanden, wird ebenfalls erwähnt.

Jungen machen Schimpansenmütter geselliger

Schimpansen sind Einzelgänger. Das gilt auch für die weiblichen Angehörigen dieser Spezies. Es sei denn, sie haben männlichen Nachwuchs.

Forscher um Carson Murray von der George Washington University werteten Beobachtungsdaten von Primaten aus dem Gombe-Nationalpark in Tansania aus, die über 37 Jahre hinweg täglich gesammelt wurden. Dabei stellten sie fest, dass Schimpansenmütter häufiger die Gesellschaft von anderen Artgenossen suchten, wenn sie Söhne hatten. "Im Vergleich zu Schimpansinnen mit Töchtern verbrachten sie gemeinsam mit ihrem Nachwuchs im Durchschnitt rund zwei Stunden mehr pro Tag in der Nähe von anderen Tieren. Dabei hielten sie sich auch häufiger in gemischten Gruppen auf, die sowohl aus männlichen als auch aus weiblichen Artgenossen bestanden."

Die Forscher vermuten nun, dass die Geselligkeit der Mütter mit den Sozialstrukturen unter den Primaten zusammenhängt. Sie nehmen an, dass Schimpansenmütter ihren Söhnen bereits die Möglichkeit geben wollen, erwachsene Männchen in Aktion zu erleben und sich so später besser zu sozialisieren. Denn im Gegensatz zu den weiblichen bewegen sich männliche Schimpansen häufig in der Gruppe um gemeinsam das Territorium zu verteidigen oder zusammen auf die Jagd zu gehen.

Handwerkliches Geschick liegt in den Genen

Schimpansen sind in der Lage, mit Werkzeugen umzugehen. Sie angeln Termiten mit Stöcken und knacken Nüsse mit Steinen. Wie geschickt sie dabei sind, liegt auch in den Genen.

Das Geschick beim Werkzeuggebrauch ist bei den Tieren erblich, berichten Wissenschaftler nach einer Untersuchung von Schimpansen in Gefangenschaft. Frühe soziale Erfahrungen, also etwa ob die Affen von der Mutter oder von Menschen aufgezogen worden waren, beeinflussten die Geschicklichkeit dagegen nicht maßgeblich.

Die Wissenschaftler stellten durch Tests mit 243 Schimpansen, die in zwei Forschungszentren leben, bei einem Experiment fest, dass sowohl die Geschicklichkeit als auch die Händigkeit (Bevorzugung einer Hand) der Tiere erblich ist. Sie vermuten, dass die gleichen Gene für beide Eigenschaften verantwortlich sind.

Wie der Mensch zum Alkohol kam

Schon vor 10 Millionen Jahren führte die Mutation in einem Enzym dazu, dass Menschenschenaffen Alkohol im Körper abbauen können.

Einer gängigen Theorie zufolge konsumieren Affen schon seit zehn Millionen von Jahren regelmässig Alkohol in gärenden Früchten. Dabei ist der Geruch von Alkohol ein Indikator für süsse, kalorienreiche Früchte – also etwas durchaus Positives. Allerdings sind die Nebenwirkungen des Alkohols für die Tiere gefährlich: die mangelnde Koordination und andere Auswirkungen des Alkoholrausches machen es Jägern leicht, alkoholisierte Tiere zu erlegen.

Die Mutation führte dazu, das der Alkoholrausch weniger stark und kürzer ausfiel: ein evolutionärer Vorteil.

Forscher konnten jetzt nachweisen, dass jene Variante des Enzyms (ADH4), die bei Gorillas, Schimpansen und Menschen vorliegt, Alkohol vierzigmal schneller abbaut als die Variante des Orang-Utans, der ebenfalls zu den Menschenaffen gehört. "Nachdem sich die Linie der Menschenaffen getrennt hatte, hat der gemeinsame Vorfahre von Gorilla, Schimpanse und Mensch demnach vor etwa zehn Millionen Jahren durch eine einzige Mutation in ADH4 die Fähigkeit erworben, grössere Mengen gegorener Früchte zu verspeisen. Diese Anpassung fällt laut den Forschern in einen Zeitraum, in dem sich das Klima in Afrika veränderte."