Veranstaltungsbericht

Spinoza-Vortrag in Marburg

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MARBURG. (hpd) Der Marburger Philosoph Dr. Dr. Joachim Kahl hielt in seiner Heimatstadt einen Vortag über Baruch Spinoza. Der hpd dokumentiert diesen Vortrag als Video.

Auf Einladung der Marburger Neuen Literarischen Gesellschaft (NLG), die vor kurzem ihr vierzigjähriges Bestehen feierte, hielt der Marburger Philosoph Dr. Dr. Joachim Kahl im Rahmen einer Matinee der Reihe "Uni im Café" einen Vortrag zum Thema "Baruch Spinoza (1632 - 1677) - Philosoph von Weltrang und Türöffner der europäischen Aufklärung". Im stimmungsvollen und traditionsreichen Café Vetter trug Kahl vor einem ebenso aufmerksamen wie kompetenten Publikum (darunter fünf Professoren der Philipps-Universität) Grundzüge von Spinozas Leben und Lehre vor. Eine niveauvolle Diskussion im und mit dem Publikum schloss sich an.

Kahl bezeichnete Spinoza als den ersten Freidenker und Konfessionslosen der Neuzeit, der nach seinem spektakulären Ausschluss aus der portugiesisch-jüdischen Gemeinde Amsterdams sich keiner anderen Religionsgemeinschaft mehr anschloss. Schon zu Lebzeiten als Atheist verfemt und bekämpft, lehrte er freilich einen Pantheismus (Gott oder auch Natur), auf den sich im zwanzigsten Jahrhundert Albert Einstein mit seiner “kosmischen Religiosität” gerne zurückbezog.

In einer abschließenden Gesamteinschätzung schloss Kahl sich dem Urteil Ludwig Feuerbachs an, der die strukturelle Zweideutigkeit Spinozas betont und sein System als "Religionskritik auf dem Boden der Religion" charakterisiert hatte. Kahl stimmte Feuerbach auch bei, indem er forderte, es müsse nicht heißen "Gott oder auch Natur" (deus sive natura), sondern "entweder Gott oder Natur" (aut deus aut natura).