BERLIN. (hpd) Gestern wurde weltweit der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie (International Day Against Homophobia and Transphobia, IDAHOT) begangen. Auch in Berlin trafen sich Aktivisten der Schwul-lesbischen Szene, um die vollständige Gleichberechtigung homosexueller Menschen zu fordern.
Unter dem Motto "Stop Homophobia" fanden sich am Sonntag Nachmittag rund 120 bis 150 Teilnehmer am Brandenburger Tor ein. Zuvor und auch noch später gab es an verschiedenen Ortes der Stadt sog. Kiss-Ins, bei denen homosexuelle Paare in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschten.
Am 17. Mai wird seit dem Jahr 2005 an die Opfer von Gewaltvorfällen erinnert; an diesem Tag im Jahre 1990 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel gestrichen.
Trotzdem ist in mehr als 70 Ländern der Welt Homosexualität noch immer mit Strafe bedroht, in sieben Ländern (Iran, Sudan, Jemen, Mauretanien, Saudi-Arabien sowie in Teilen von Somalia und Nigeria) droht gar die Todesstrafe. Die Fahnen dieser Länder - mit einem Trauerflor versehen - prägten das Bild der Berliner Veranstaltung, die Namen der Länder wurden am Beginn der Kundgebung verlesen.
Deutschland steht in der ILGA-Liste (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) der LGBT-freundlichen Länder nur noch auf Rang 14. Sieger wurde - wie im Jahr zuvor - Großbritannien vor Belgien und der Mittelmeerinsel Malta. Deutschland verlor einen Platz, weil die Politik das Thema "Hassvergehen" kaum angeht. Hier stehen andere europäische Länder weit besser dar. "Die Zahl schwulenfeindlicher Übergriffe, die bei der Berliner Polizei registriert wurden, lag im vergangenen Jahr bei rund 70. Nach Einschätzungen von Experten gibt es jedoch eine große Dunkelziffer. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo zählte 502 Fälle von Übergriffen, Beleidigungen und anderen Aggressionen gegen homosexuelle Menschen auf." (Berliner Zeitung)
In Europa ist die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung verboten. Allerdings zeigt sich, dass einer Umfrage aus dem Jahr 2013 zufolge knapp die Hälfte der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen bereits einmal Diskriminierung oder Beschimpfungen wegen ihrer sexuellen Orientierung erlebt hat. Das gilt auch in und für Deutschland.
Das diskriminierende Ehe-Verbot für Schwule und Lesben in Deutschland führte ebenfalls zu einer schlechteren Bewertung. Insbesondere diese Diskriminierung war Schwerpunkt der Reden auf dem Pariser Platz. Die eingetragene Lebenspartnerschaft unterliegt noch immer Einschränkungen im Vergleich zur "herkömmlichen" Ehe - als Beispiel mag die Adoption von Kindern gelten. Deshalb wird gefordert, dass homosexuelle Partner "ganz normal" heiraten dürfen - damit würden auch die immer wieder stückweise angepassten Sonderrechte für homosexuelle Lebenspartnerschaften obsolet werden.
Bei Twitter finden sich unter dem Hashtag #IDAHOT2015 Nachrichten aus aller Welt zum gestrigen Tag gegen Homophobie und Transphobie.
4 Kommentare
Kommentare
Cati am Permanenter Link
Lustig: Früher wurde Homosexuellen unterstellt, sie seien krank. Heute hingegen unterstellen die Homosexuellen der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft, SIE sei krank (phobisch).
David am Permanenter Link
Kinder brauchen eine vorallem Mutter und einen Vater. Das ist so. Das müssen Homosexuelle akzeptieren. Woher ich das weiß-> das sind die grundlagen von Sozialpädagogig.
Werner Rebenow am Permanenter Link
Richtig: "Das ist so!" Und deshalb ist jedes Darüberhinausdenken selbstverständlich Unsinn.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Die eingetragene Lebenspartnerschaft unterliegt noch immer Einschränkungen" - ich bin der begründeten Hoffnung, dass dies einst (u.U.