BERLIN. (hpd) Die Debatte um knappe Höschen ist bereits am Abebben; das Sommerloch gefüllt. Doch eines wurde bislang nicht thematisiert: was ein Verbot von figurbetonten Hosen und die Vollverschleierung gemein haben.
Ich frage mich häufig, welch ein Menschenbild hinter der vermeintlichen Anordnung steht, dass Frauen sich unter schwarzem Tuch zu verbergen haben.
Seyran Ates schrieb einmal sinngemäß, was für ein erschreckendes Selbstbild Männer haben müssen, das diese dazu bringt zu glauben, sich vor sich selbst schützen zu müssen. Denn tatsächlich geht es bei der Verschleierung nicht um den Schutz der Frau. Sondern darum, dass die Religionsbegründer sich und allen anderen Männern nicht zutrauen, sich zivilisiert zu verhalten, wenn sie auch nur ein Stückchen weibliche Haut sehen.
Also presst man die Frau unter den Schleier und nennt die "Hure", die sich nicht dazu zwingen lassen will. Frauen dürfen nach dieser kruden Auffassung keine selbstbestimmte Sexualität haben. Hierin nehmen sich Islam und Christentum nicht viel: hie wie da bestimmen Männer, was Sexualmoral sei.
Und nun erregen die kurzen, knappen Höschen, die an einer Schule verboten werden sollen, die Gemüter und vermutlich auch einige Männer. Es scheint, als wäre auch hier der Hintergrund, dass einige "Herren der Schöpfung" sich nicht zumuten wollen, ihre Hormone unter Kontrolle zu halten.
Vieles an den Aussagen in der Debatte der letzten Tage erinnern an die Scheinargumente, mit der die Vollverschleierung schön geredet wird: die Frau sollte - damit sie nicht sexuell belästigt und vergewaltigt wird - sich "züchtig" bedecken.
9 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Die Lösung dieses Problems ist doch denkbar einfach: Man muss nur - wie in einem modernen Rechtsstaat möglich - zwischen natürlichen Reaktionen einerseits und daraus abgeleitetem, angeblichem Recht zum Gesetzesbruch a
Die natürliche Reaktion ist: Männer finden knapp verpackte Frauenkörper attraktiv! Aber auch Frauen sehen darin keine unbedingt verdammenswerte Schandtat. Wie ging der Witz?: "Eine Frau findet es schlimm, wenn ihr hinterhergeschaut wird. Sie findet nur eines noch schlimmer: Wenn ihr nicht hinterhergeschaut wird!"
Betonung auf "Hinterhergeschaut"!
Ich nehme mal ein anderes Beispiel aus dem täglichen Leben: Jemand wohnt neben einem sehr reichen Nachbarn. Tagtäglich sieht er dessen Prunk und Protz. Also kommt ein Gefühl des Neides auf. Hätte jemand etwas dagegen einzuwenden? Wohl kaum!
Kritisch und verboten wird es erst, wenn der Neider bei seinem wohlhabenden Nachbarn einbricht und ihm sein Geld stiehlt.
Diese Grenze zieht der Gesetzgeber in säkularen Staaten auch bei der Sexualität. Anschauen erlaubt (Die Gedanken sind frei), ungefragtes Anfassen oder Schlimmeres ist verboten.
Allerdings müssen nicht nur Männer die Grenzziehung akzeptieren, sondern auch Frauen müssen sie zulassen. Solange "gaffende" Männer von manchen Frauen negativ kommentiert werden (vor einigen Jahrzehnten gab es eine feministische Aktion mit rosa Karten, die Frauen solchen Gaffern aushändigen sollten, mit der Aufschrift: "Diese Karte ist mit einem Pulver bestäubt, das in Ihrem Genitalbereich ein Jucken auslösen wird!"), wird die klare Grenze zwischen hormongesteuertem Interesse und verbotenem Übergriff verschwommen und unscharf bleiben. Die krude "Logik" folgt auf dem Fuss: "Manche Frauen wollen nicht, dass ich was ganz Normales mache (Gaffen), dann mache ich halt das "mehr" zu was ganz Normalem (= übergriffig werden, ev. vergewaltigen)." Diese Ausrede hört man oft genug. In Zweifel muss hier die Rechtsprechung die Grenze wieder deutlicher machen.
Da aber muslimisch geprägte Länder, ev. mit Scharia als Gesetzesgrundlage, eine sinnvolle Trennung zwischen natürlichen, zu tolerierenden Verhaltensweisen einerseits und Übergriffen andererseits nicht kennt, wird quasi die Frau an sich zur Schuldigen erklärt, weil sie ja ihren Körper durch die Gegend schleppt. Also wird genau das verboten oder eingedämmt, damit Männer nicht in Versuchung geführt werden. Würden Männer sich selbst geifernde Blicke (die nicht wehtun) zugestehen (also auch Blicke anderer Männern auf ihren eigenen Frauen) und gäbe es klare Gesetze, die Frauen vor Übergriffen schützen (was z.B. in Saudi-Barbarien etc. nicht der Fall ist), dann könnte man auch dort entspannter mit der Bekleidungsfrage umgehen.
Natürlich wäre dies ein Anfang, der Frauen mehr Freiheiten einräumen würde, mehr Selbstbestimmung. Eine Frau, die vor der Ehe Sex haben darf, könnte sich ihren Partner selbst suchen. Dazu müsste sie in Situationen gehen, in denen sie Männer kennenlernen kann. Genau das verbietet ja der Islam - siehe die positiven Aussagen von Maryam Hübsch zum Thema Zwangsheirat, pardon: arrangierte Ehe.
Die bis zum Ehebett verpackte, weggesperrte Frau ist der Garant auch für weniger attraktive Männer, beizeiten "eine" abzukriegen. Selbstbewusste Frauen würden sich eventuell einen anderen Mann oder keinen oder eine Frau suchen und dann wäre auch der Fortbestand der Kultur in Gefahr.
Alles das bündelt sich in der Kopftuch-/Burka-Frage. Wir sollen die Hotpants gesellschaftspolitisch dort nicht mit einbeziehen, wenn wir unseren Rechtsstaat erhalten wollen, der Frauen vor Übergriffen schützt. Und Frauen müssen lernen, dass Blicke kein Übergriff sind. So kommen wir in einer verbesserten Mann/Frau-Kommunikation weiter.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Danke, Bernd
Horst Herrmann am Permanenter Link
In Sachen Burka kann ich vor allem das Buch "Burka" mit Zeichnungen und Texten von Eva Schwingenheuer empfehlen, welches "das große Schwarze aus dem Schatten der Parallelgesellschaft ins Zentrum des Hum
David am Permanenter Link
Wenn man nicht wüsste, dass der Koran von Gott gesandt wurde, könnte man glatt meinen, ein Mann hätte ihn geschrieben.
Alex am Permanenter Link
hehe, der is gut!
saubaer am Permanenter Link
Ich glaube. dass hier wieder etwas vermengt wird, was nichts miteinander zu tun hat.
Natürlich ist eine Frau nicht selbst an einer Vergewaltigung Schuld, wenn sie einen kurzen Rock trägt, und selbstverständlich gebe ich Ihnen Recht, dass Männer die "sich nicht unter Kontrolle haben", an sich und nicht an den Frauen arbeiten müssen.
Aber dies steht in keinem Zusammenhang mit der "Hot Pants Affäre".
Es geht nicht darum den Mädchen ihre sexuelle Selbstbestimmung zu nehmen oder ihre Freiheit zum Wohle ihrer männlichen Mitschüler zu beschneiden. Nein, es geht um gesellschaftliche Normen und um Rücksichtnahme, etc. Es geht doch um Extreme. Ein Rock kann doch bis auf die Oberschenkel reichen und ein Ausschnitt so gewählt sein, dass durchaus noch Raum für Fantasie bleibt. Es geht übrigens nicht nur um Hot Pants und Tops, sondern auch um Jungs mit "nicht angemessenen" Kleidungsstil.
Ich finde es schon richtig, dass eine Schule hier gewisse Regeln und Normen vorgibt. Es gibt keine gesellschaftliche Freiheit im Kleidungsstil und ja, zu freizügige Kleidung kann durchaus ablenken und somit dem Bildungsauftrag entgegenwirken. Hier werden aus meiner Sicht, den Kindern ein Stück weit Normen mitgegeben. Man kann nunmal nicht im Bikini vor Gericht erscheinen oder mit Badehose ins Theater gehen, etc.
Parallelen in diesen Diskussionen wurden hereingetragen. Es sin völlig unterschiedliche Themen.
Frank am Permanenter Link
Wieso soll sich jemand denn nicht so kleiden, das kein Raum für die Phantasie bleibt. Und wo kommt den die Definition (Norm) für "angemessene" Kleidung her?
Auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluß hat die Bekleidungsindustrie, die jedes Jahr immer neue "der aktuellen Mode" entsprechende Kleidung verkaufen will. Diese wird dann immer auch billig und unter schlechten Bedingungen herstellt.
Was wäre denn wirklich so schlimm daran, wenn eine Person nackt auf die Straße gehen würde? Ja klar, Männer würden nackten Frauen hinterhersehen. Ich glaube aber auch, das genug Frauen auch Männern hinterhersehen würden. Beides wäre in Ordnung und würde keine wirklichen Probleme verursachen. Wenn es genug machen würden, würde es einen Gewöhnungseffekt geben und das würde sich auf ein niedriges Maß einpendeln.
Und selbstverständlich bestimmt die Menge der bedeckten Körperteile nicht, wie das gegenüber behandelt wird! Jeder möchte sich nur von dem berühren lassen, dem er es gestattet hat!
Hans am Permanenter Link
Ich finde das hat auch was mit Respekt für sein umfeld zutun wie man sich kleiden, es muss nicht immer alles auf den marktplatz gekarrt werden und beschrien werden, ja die leute sollen sich so anziehen wie sie es für
Paula Ina am Permanenter Link
Ein Wandel gesellschaftlicher Normen.
Ich finde es ebenfalls - obwohl ich mich nicht zu den älteren Generationen zähle - befremdlich in Hotpans in der Schule zur erscheinen. Aber finde das okay, wenn sich die gesellschaftlichen Normen unabhängig von meiner persönlichen Meinung! entwickeln. Ich wurde vermutlich eben noch konsevativer erzogen, wenn es um das richtige Outfit für die Schule geht. Aber es ist keine Veränderung die es mir persönlich erschweren könnte ein zufriedener Mensch zu sein; die es mir verbaut auch nur eines meiner Bedürfnisse in Zukunft noch erfüllen zu können.
Und diese Veränderung kommt ja wohl auch nicht irgendwoher? Warum sind Mädchen und Jungen in den Schulen so frei sich im Sommer-Freizeit-Look an die Schulbank zu setzen? Das ist doch kein Teufel der sich umher treibt..? Die Eltern geben ihren Kindern diesen Freiraum. Und das ist ja erstmal wertfrei. Und wahrscheinlich eher gut als schlecht? Peergroups verpönen ihre Kameraden auch nicht für ihre Hotpans. Und mein Gott, der eine oder die eine Lehrerin die sich darüber pikiert... ist doch gerade aufregend für (uns) junge Leute, oder? Vielleicht sogar eine Art das Bedürfnis nach Abgrenzung und Individualität zu stillen?
Und klar, es ist sicherlich schwer vor einer Gruppe junger Leute zu stehen und sich nicht von diesen Reizen aus der Bahn werfen zu lassen. Und ich gebe Bernd Recht - eine Schülerin sollte sich nicht allzu sehr darüber aufregen, dass ihr Deutschlehrer ihr öfter mal in den Ausschnitt schaut... ich meine wir meinen vielleicht ganz tolle Wesen zu sein und können uns ziemlich gut selbst beherrschen, aber nun auch nicht so gut, dass uns solche Reize garnichts ausmachen würden. Fragen Sie mal Freud.
Und ja ich denke eine Debatte über die Grenzen zwischen fast unausweichlichem Hinterherschauen und der Belästigung sollte geführt werden. Denn Hinterherschauen ist nicht gleich Hinterherschauen...
Und aus Sicht der gewaltfreien Kommunikation. Wenn ein/e Lehrer/in ihr Bedürfnis den Unterricht effektiv durchzuführen nicht schafft zu stillen, weil die jungen Leute vor ihm/ihr dermaßen viel Haut zeigen, dass die Ablenkung und der Reiz nicht aus bleiben und eben eine Bitte äußert:
Liebe Schüler,
ich würde gerne gute Arbeit als eure Lehrerin leisten, aber habe manchmal Schwierigkeiten mich auf diese Aufgabe zu besinnen, weil ihr doch ziemlich viele Anreize mit euren kurzen Hosen und Shirts schafft. Und das Ärgert mich, weil ich gerne professioneller mit euch arbeiten wollen würde.
Deshalb meine Bitte: wäre es möglich, dass ihr versucht euch so ein zu kleiden, dass euch nicht zu warm ist bei den Temperaturen aber ihr trotzdem eure reizvollsten Stellen bedekt habt?'
Wenn wir die Sozialkompetenzen der Kinder und Schüler und unsere eigenen! von Anfang an bewusst, reflektiert und selbstverständlicher fördern, müsste doch solch eine Bitte kein Problem darstellen? Und es muss ja nicht jeder der Schüler dieser Bitte nach kommen. Eigentlich auch sogar gar keiner. Es gibt immer hunderte von Optionen sich so zu einigen, dass jeder ein zufriedenes Leben führen kann. Und wenn unsere Beziehungen auf dieser Kommunikationsart aufbauen, ist auch die Bereitschaft solcher Bitten nach zu kommen unvorstellbar groß!
Und vielleicht sollten wir uns fragen, warum diese! Art der Kommunikation noch keine gesellschaftliche Norm geworden ist - statt einer sich verändernden Norm mit Verboten kämpferisch entgegen zu wirken?
Denn Verbote sollten nur dann ihre Berechtigung finden, wenn sich jemandessen Rechte in realer Gefahr befinden.