Aufklärung & Kritik 4/2015 erschienen

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Das aktuelle Heft von "Aufklärung und Kritik", der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Als Übersicht der vielfältigen Artikel und Themen hat die Redaktion dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Das alles beherrschende Thema der letzten Wochen muss auch hier seinen Niederschlag finden: die Flüchtlingskrise. Von den einen für dumpfnationale Propaganda missbraucht, in all ihren angstzentrierten Facetten; von anderen für ihre politische Karriere entdeckt, meist von denselben, die das Problem jahrelang kleingeredet oder ganz ignoriert haben.

Aber auch kritische Stimmen werden laut und versuchen die Chance für nachhaltige Aufklärung zu nutzen: Dass etwa der jetzige Flüchtlingsstrom auch durch eine konzeptionslose westliche Politik und Waffenexporte (mit deutscher Beteiligung) ausgelöst wurde; dass der Reichtum innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft extrem ungleich verteilt ist und "Fremde" oft nur zum Sündenbock für eigentlich heimische Probleme werden.

In der EU und in Deutschland stehen wir vor der Frage: Wie geht es weiter? Das grundsätzliche Problem ist neben der jetzigen akuten Hilfestellung das Versagen der EU- und einzelstaatlichen Institutionen – was ja auch für die Griechenland-Krise gilt. Karl Popper hat auf die große Bedeutung funktionierender Institutionen hingewiesen – beide Krisen zeigen, dass das "Haus Europa" hier großen Nachholbedarf hat, wenn es nicht eine reine "Schönwetterveranstaltung" sein soll, die sich im Krisenfall in Einzelinteressen auflöst. Aufklärung und kritisches Denken tun in solchen Umbruchzeiten besonders not.

Und deshalb springen wir nun direkt in den Inhalt des vor Ihnen liegenden Hefts. Den Auftakt macht Jitka Paitlová, M.A., mit ihrem Aufsatz über Hans Alberts kritischen Rationalismus. Darin führt sie in Alberts von Popper herkommendes Denken ein und stellt es systematisch dar.

Prof. Dr. Jürgen Daviter führt das Thema "Kritischer Rationalismus" fort und schreibt über dessen erkenntnistheoretische Begründung mit einigen Anmerkungen zur gesellschaftlichen Bedeutung. In seiner Abschiedsvorlesung blickt er dankbar auf die wichtigen Beiträge von Karl Popper und Hans Albert zu diesen Fragen zurück.

Ufuk Özbe widmet sich in seinem Artikel der Frage: "Was ist der Unterschied zwischen einem Verrückten und einem Wissenschaftler?" Darin analysiert er einige Details der Albert-Hoerster-Debatte zum Induktionsproblem und kommt zu dem Schluss, dass der "kritische Rationalismus […] die menschliche Vernunft am glaubwürdigsten verteidigt".

Dr. Martin Morgenstern geht es in seinem Beitrag Popper und das Problem der Metaphysik darum, Poppers Ansichten zur Metaphysik aus dem ablehnenden Frühwerk bis in die "rehabilitierende" Spätphase nachzuverfolgen. Heraus kommt die spannende Historie eines Denkers, der sich an einer Idee reibt und reiben lässt.

Roland Konrad Kobald, M.A., befasst sich in seinem Artikel Freiheit und Aufklärung am Beispiel des deskriptiv-explanativen Zirkels im Werk Karl Achams damit, "Erkenntniskonstruktionen" theoretisch und als historisch-kulturwissenschaftliche Methode praktisch zu bestimmen.

Dr. Gerhard Engel beleuchtet das Studium generale aus humanistischer Sicht in Form einer Reihe von Anmerkungen zum Werk Luc Saners. Dabei geht es Engel vor allem darum, die bildungsreformerischen Probleme, vor denen die Forderung nach einem generalistischen Bildungsfundament steht, zu analysieren – und sich für eine Lösung einzusetzen.

Prof. David Pickus untersucht Trends in der Religionskritik an der Entwicklung Von Walter Kaufmann zu Richard Dawkins. In seinem Beitrag sucht er nach Gemeinsamkeiten – vor allem aber nach Unterschieden und deren Begründung aus persönlichen Wertvorstellungen heraus.

Prof. Dr. Anton Grabner-Haider befasst sich in seinem Aufsatz "Joseph Ratzinger – Großideologe aus Bayern" mit Ratzingers Rolle als Vertreter einer traditionalistischen, auf Augustinus beruhenden Theologie, der sich von den Erkenntnissen und Überzeugungen moderner Philosophie nicht berühren lässt. Grabner-Haider begreift ihn daher auch als einen Katalysator, der während seiner Zeit als Papst den Auszug vieler Laien aus der katholischen Kirche beschleunigt hat.

Dr. Christian Dries reflektiert in "Der unheimliche König ist gestürzt – es lebe der König?" über den Fall Heidegger und seine Folgen. Er behandelt den zentralen (scheinbaren?) Widerspruch zwischen Philosophen- und Denkertum einerseits und unkritisch-dumpfer Überzeugung andererseits.

In bester kritischer Manier fühlt Dr. Gerhard Engel dem ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis, der derzeit mit seinen oft nur schwer nachvollziehbaren und populistisch zugespitzten Ansichten zur Griechenlandkrise durch Europa tourt, auf den Zahn und kommt in mehrfacher Hinsicht zu dem Urteil: "Was ist davon zu halten? Nichts." Was natürlich im Gegensatz zu seinem Antipoden jeweils ausführlich rational begründet wird.

Im FORUM lesen Sie diesmal Prof. Dr. Wulf Kellerwessels Nachwort zur akademischen Philosophie, Dr. Jürgen Lambrecht bringt einen Artikel "Zur Frage der Willensfreiheit", Dr. Wilhelm Richard Baiers Analyse "Biologie und Ethik der Homosexualität", Texte von Prof. Dr. Hubertus Mynarek und Johannes Richardt über die Umwelt-Enzyklika und Dr. Gerfried Pongratz zur Frage, "Warum wir glauben".

Weiter geht es mit Reinhard Gobrecht, der sich mit der Frage "Ist Gottes Sohn eine Erfindung des Christentums?" befasst, Helmut Dreßlers Untersuchung "Jahwe und HöWe – in der Unerklärlichkeitssackgasse", Dr. Michael Skowrons Artikel zu "Nietzsches Fluch" und schließlich Johann Adam Stupps Buchhistorie "Ukraine 1941".

Wie immer runden diverse Rezensionen das Heft ab. Diesmal geht es u.a. um Bücher zum deutschen Protestantismus, zum deutschen Islam, zur skandinavischen Religiosität, zu Hirnforschung, Freundschaft und Wissenschaftssprache.

Gewiss wieder ein breites Themenspektrum in dieser Ausgabe – und so hofft die Redaktion, dass Sie darin Anregungen zum eigenen Nachdenken zu grundsätzlichen wie auch aktuellen Problemlagen finden.

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet: www.gkpn.de (Schutzgebühr 10,00 EUR zuzügl. 1,50 EUR Verp. u. Porto)