Repräsentative Umfrage der GWUP

Wer glaubt an Homöopathie und Elektrosmog?

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Immer weniger Menschen in Deutschland setzen auf Homöopathie und sogenannte Alternativmedizin. Gerade mal ein gutes Drittel (35 Prozent) glaubt, dass die moderne Medizin um alternative Heilverfahren erweitert werden muss, um den Patienten wirklich zu helfen. Noch geringer ist der Zuspruch zu Globuli & Co.: Nur 33 Prozent halten Homöopathie für mindestens ebenso wirksam wie konventionelle Medizin. Andere Behauptungen ohne wissenschaftliche Fundierung finden mehr Zuspruch in der Bevölkerung: So sorgen sich mehr als die Hälfte (56 Prozent) über vermeintlich schädliche Strahlungen von Handymasten, Elektrogeräten oder Stromleitungen.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage unter 2009 Personen durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar (früher: Emnid) im Auftrag der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. (GWUP) im März/April 2021, nachzulesen in der aktuellen Skeptiker-Ausgabe 2/2021, die soeben erschienen ist. Damit liegt nun die erste umfassende Übersicht über den Glauben an Esoterik, paranormale Phänomene und parawissenschaftliche Behauptungen seit 20 Jahren vor. Die letzte Umfrage zu mehreren derartigen Aussagen hatte 2001 die Zeitschrift Chrismon veröffentlicht, andere Erhebungen widmeten sich jeweils nur einzelnen Aspekten.

Die zehn abgefragten Aussagen decken ein breites Spektrum von Behauptungen ab, die seit jeher im Fokus skeptischer Betrachtung stehen. Im Einzelnen:

  • Homöopathie ist ebenso wirksam wie konventionelle Medizin, wenn nicht sogar besser.
  • Mit der Wünschelrute kann man Wasseradern oder Erdstrahlen feststellen.
  • Es gibt Menschen, die hellseherische Fähigkeiten besitzen.
  • Menschliche Charaktereigenschaften werden von der Stellung der Sterne und Planeten bei der Geburt beeinflusst.
  • Die von Elektrogeräten, Handymasten oder Stromleitungen ausgehende Strahlung ist gesundheitsschädlich.
  • Ohne die Erweiterung um alternative Heilverfahren kann die moderne Medizin ihren Patienten nicht wirklich helfen.
  • Es gibt Menschen, die Gegenstände allein mit Gedankenkraft bewegen können. Außerirdische haben die Erde mit Raumschiffen bereits besucht oder besuchen sie noch immer.
  • Spuk ist ein reales, auf Geister zurückgehendes Phänomen.
  • Es gibt Menschen oder Orte, die durch Übertragung besonderer energetischer oder spiritueller Kräfte heilen können.

Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass auch der Glaube an Elektrosmog in dieser Liste auftaucht, obwohl die entsprechenden Vorstellungen meist ohne paranormale Elemente auskommen. Da das Thema durch die Diskussion um den Mobilfunkstandard 5G in letzter Zeit an Aufmerksamkeit gewonnen hat, entschieden sich die Organisatoren, es dennoch in die Befragung aufzunehmen. Der hohe Zustimmungswert ist für Beobachter der Szene denn auch wenig überraschend. Der Physiker Dr. Holm Hümmler beschäftigt sich innerhalb der GWUP mit Verschwörungsmythen, unter anderem aus dem Umfeld der "Querdenker". Er weist darauf hin, dass die Angst vor Elektrosmog bereits vor Corona durch rechtsextreme und verschwörungsideologische Gruppen geschürt worden sei. Vor allem im Internet hätten diese Gruppen Stimmung gegen 5G gemacht. "In der Pandemie haben sich diese Vorstellungen dann mit den Erzählungen der Querdenker vermischt", so Hümmler weiter.

Zu denjenigen paranormalen Vortellungen, die an Bedeutung verloren haben, gehören einige Klassiker. So ist der Glaube an die Kraft von Wünschelruten mit 43 Prozent Zustimmung zwar relativ verbreitet, jedoch fanden Vergleichsumfragen vor 20 Jahren noch rund 20 Prozent höhere Zustimmung. Von der Existenz von Ufos und Aliens sind nur noch 6 Prozent der Befragten überzeugt, während Erhebungen von 2001 Zustimmungswerte zwischen 10 und 13 Prozent erbrachten. Ganze 8 Prozent der Befragten stimmten keiner einzigen Aussage zu, glaubten also an keine der zehn Behauptungen.

Cover

Längst hat sich das Themenspektrum der GWUP über die klassischen Themen hinaus erweitert. Weshalb diese Entwicklung sinnvoll, ja notwendig ist, zeigt die neue Skeptiker-Ausgabe in zahlreichen Beiträgen. So befasst sich der Wirtschaftspsychologe Prof. Uwe Kanning anhand der Beispiele Personalauswahl und Fortbildung mit häufigen Denkfehlern bei EntscheiderInnen in Unternehmen und Institutionen. Diese können sich sowohl auf den Betrieb als auch auf die beruflichen Chancen jedes Einzelnen verheerend auswirken.

In einem weiteren Artikel wirft die Pädagogin Prof. Barbro Walker einen kritischen Blick auf den gewerblichen Lebenshilfemarkt. Wenn Kinder Lernschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, führen einige Anbieter dies auf frühkindliche Reflexe zurück, die sich bis ins höhere Alter erhalten hätten. Zur Abhilfe empfiehlt man oft teure Therapien, die jedoch falsche Hoffnungen wecken, so Walker. Mit der "Querdenken"-Bewegung hat sich Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder auseinandergesetzt. In einem ausführlichen Beitrag zeichnet er die Entwicklung dieser teils verschwörungsideologischen Initiative nach.

Inhaltsverzeichnis Skeptiker 2/2021

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