Spanien: Katholische Kirche soll 2024 drei Prozent des BIP erwirtschaften

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Die Spanische Bischofskonferenz 2024.

Die spanische katholische Bischofskonferenz hat die Auswertung ihrer Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 2022 präsentiert und gleich noch Prognosen für 2024 getätigt. Nach diesen soll die Kirche drei Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. In die Schätzungen fließen nicht nur Einnahmen durch religiöse Veranstaltungen und Kulturgüter ein, sondern auch Vermögenswerte von kulturellem Interesse. Dazu zählen für die Bischöfe allerdings auch die Arbeit von Ehrenamtlichen und sogar erteilter Religionsunterricht.

Knapp 1,3 Milliarden Euro nahm die katholische Kirche in Spanien im Jahr 2022 ein. Das zumindest zeigt der von der katholischen Bischofskonferenz in Spanien veröffentlichte Bericht für das Jahr 2022 auf. Davon spülten Steuererklärungen etwa 360 Millionen in die Kassen. Etwa 380 Millionen bekam die Kirche als direkte Spenden von ihren Gläubigen. Knapp 120 Millionen erhielt sie aus Nachlässen und weiteren Aktivitäten. Satte 420 Millionen aus anderen laufenden Einnahmen. Und 70 Millionen aus außergewöhnlichen Einnahmen. Einige der Gelder flossen wieder in die spanische Wirtschaft. So zum Beispiel etwa 367 Millionen Euro für den Erhalt und Betrieb von Gebäuden. Während sich diese Ausgaben anhand von Belegen nachweisen lassen, sind andere Angaben der Bischöfe eher Schätzwerte. Zum Beispiel der Wert, den die Arbeit von Priestern in Gemeinden oder die Erteilung von Religionsunterricht für Spanien haben sollen.

Die Schätzungen der Bischöfe für dieses Jahr gehen davon aus, dass kirchliche Aktivitäten drei Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes ausmachen werden. So sollen im Jahr 2024 etwa 140 religiöse Veranstaltungen, unter ihnen zum Beispiel die Osterfeiern, viele Millionen einbringen. Für das Jahr 2022 wurde im Bericht eine Summe 9.800 Millionen Euro angegeben, die durch Feiern erwirtschaftet worden seien. Zudem sollen durch sie 97.000 Jobs geschaffen worden sein. Dazu soll das kulturelle Erbe der katholischen Kirche noch einmal 22.620 Millionen Euro erwirtschaftet und 225.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze kreiert haben. Um den Angaben zum Jahr 2022 und somit auch den Prognosen ähnlicher Einkünfte für 2024 Seriosität zu verleihen, wird im Bericht auf das Prüfungsunternehmen KPMG verwiesen, das im Jahr 2014, basierend auf den erhältlichen Informationen, den kirchlichen Anteil am BIP berechnet hatte.

Ob diese Schätzungen zum Beitrag beispielsweise religiöser Feiern zum BIP akkurat sind, lässt sich kaum sagen. Dazu wären nachträgliche Auswertungen von Daten zu Hotelbelegungen, Gastronomie und anderem nötig. Zweifelhaft ist dagegen sicherlich der Beitrag zum BIP durch erteilten Religionsunterricht. Für das Jahr 2022 gehen die Bischöfe von einem Wert von 4,213 Millionen aus, den die Erteilung von Religionsunterricht und Ausbildung in katholischen Bildungseinrichtungen für den spanischen Staat erbracht hätten. Auch der Arbeit in den Gemeinden wird ein hoher finanzieller Wert beigemessen.

Wenig verwunderlich ist daher, dass die katholische Kirche von mehreren Millionen Menschen spricht, die die Kirche ehrenamtlich unterstützt haben. Ohne diese Unterstützung wären unzählige kirchliche Aktivitäten weltweit undenkbar. Neben Geld haben Menschen auch viele Stunden ihrer Zeit an die Kirche gespendet und diese zum Beispiel bei der Versorgung von Gefangenen unterstützt. Während die Daten der Kirche zu ihren Aktivitäten in Gefängnissen sehr klar aufgeschlüsselt sind, fehlen sie in anderen Bereichen. So geben die Bischöfe zum Beispiel an, 266.290 Euro an Hilfen in und um Gefängnisse ausgezahlt und 8.955 Wäschepakete in Gefängnissen ausgeteilt zu haben. Andere Angaben zur Versorgung Hilfsbedürftiger umfassen nur die Anzahl der bedürftigen Menschen. So sollen im Jahr 2022 3.778.740 Hilfsbedürftige von der Unterstützung der Kirche profitiert haben. In welchen Bereichen, mit wieviel Geld oder anderen Ressourcen geholfen wurde und inwieweit dies nun den Staat entlastet oder gar von seinen Aufgaben befreit hat, ist nicht klar.

Generell jedoch glauben die spanischen Bischöfe, dass die Präsenz der katholischen Kirche zur sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt. So sollen soziale Aktivitäten, insbesondere in den Bereichen Arbeit, Armut und Einwanderung einen jährlichen Wert von mehr als 580 Millionen Euro generieren. Um sich Wichtigkeit zu verleihen, wird der Anteil der katholischen Kirche bei der Erwirtschaftung des Bruttoinlandsproduktes mit dem der spanischen Kinos verglichen, welcher nach Angaben des Ministeriums für Kultur nur bei 0,7 Prozent liegt.

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