Notizen aus der Ukraine

Die Welt aus den Angeln gehoben

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Der Autor des Artikels, Daniel M. Porcedda, lebt seit mehr als 20 Jahren in der Ukraine. Für den Humanistischen Pressedienst hat er aus Kiew bereits über die Orange Revolution berichtet. Und nun über den Krieg in der Ukraine. 

Kiew, Donnerstag, 24. Februar 2022, ca. fünf Uhr morgens: In der Entfernung sind Explosionsgeräusche zu vernehmen. Wir wachen auf. Wir rätseln, was das hätte gewesen sein können. Wir schauen aus den Fenstern, können jedoch nichts Auffälliges erkennen. Wir nehmen unsere Laptops und Mobiltelefone zur Hand und versuchen, dort die Ursache der Explosionsgeräusche zu erfahren. Keine Meldungen hierzu. Wir packen jeder einen kleinen Koffer mit den nötigsten Dingen. Für alle Fälle. Schließlich haben wir Putins Rede mitbekommen und wissen, dass Russland der Ukraine de facto den Krieg erklärt hat. Putins Worte waren unmissverständlich. Wer hören wollte, konnte hören … und verstehen.

Freitag, 25. Februar. Es ist noch Nacht. Um 4:20 Uhr werden wir von einer Explosion geweckt. Im Kiewer Gebiet Posnjaki wurde scheinbar eine russische Rakete oder Drohne von der ukrainischen Streitmacht abgewehrt. Dabei sollen Teile in ein Wohnhaus gestürzt sein. Feuer soll vom 4. bis 9. Stockwerk dieses Gebäudes ausgebrochen sein. Von unserem Schlafzimmer aus konnte man in der Entfernung eine rötliche Beleuchtung des Nachthimmels erkennen, die wohl durch den Brand verursacht wurde.

Diese Momentaufnahmen haben uns nicht bloß zwei kurze Nächte eingebracht, sondern Gefühle, die sich Menschen, die ihr Leben lang in einer kriegsfreien Ordnung leben konnten, ins Gedächtnis einbrennen.

Die Ereignisse überschlugen sich in den letzten wenigen Tagen auf dramatische Weise. Verständnis für Putins Angriffskrieg zeigen nur noch wenige Menschen. Einige bleiben in ihren Denkschemata gefangen. Vor allem, wer einen ausgeprägten Anti-Amerikanismus pflegt, tendiert gerne mal unreflektiert zur Gegenseite, also zu Russland. Weltpolitik ist kein Sportereignis, bei dem man seiner favorisierten Mannschaft den Sieg gönnt. Ein Unentschieden ist auch im Sport nicht immer möglich. In der Politik wäre ein Unentschieden fatal. Ein Unentschieden würde bedeuten, dass versucht wird, eine brüchige Balance aufrechtzuerhalten. Dass diese Taktik, die man gerne als Diplomatie bezeichnet, fehlgeschlagen ist, ist mit dem jetzigen Krieg, der nicht bloß die Ukraine betrifft, sondern die EU, den gesamte Westen, gar die ganze Welt, offensichtlich. Eine Mannschaft kann nicht aus heiterem Himmel die Spielregeln diktieren, schon gar nicht während eines Spiels, sondern es gilt ein bestehendes, übergeordnetes Regelwerk.

Sicherheit gäbe es nur mit Russland?

Wie oft vernahm man in den vergangenen Jahren den immer wieder gebetsmühlenartig vorgebrachten Gedanken: Sicherheit gibt es nur mit, nicht gegen Russland.

Wie viele Menschen haben diesen Satz als Credo wiederholt und verinnerlicht? Sehr viele. Zu viele. Warum? Naivität? Diese Erklärung wäre zu kurz gegriffen. Und in vielen Fällen zweifelsohne unzutreffend. Politiker, Medien, "Fachleute" und andere brachten stets diesen Gedanken hervor, wenn sie es partout vermeiden wollten, den russischen Präsidenten zu verärgern. Schließlich sollte man mit ihm auf Augenhöhe reden. Wirklich? Auf Augenhöhe? Der russische Gesprächspartner entstammt der KGB-Schule. Er muss ein guter Schüler gewesen sein, wenn man dies an seinen "Erfolgen" misst, im eigenen Land einen aus überwiegend ehemaligen KGB-Leuten bestehenden Clan aufzubauen, der mafiöse Strukturen aufweist. Einige wenige bereichern sich unermesslich. Aber nur, wenn sie ihrem Paten treu ergeben sind. Wer abweicht, fällt auch schon mal grundlos aus einem Fenster oder verstirbt ohne jegliche Vorerkrankung an einem Herzinfarkt.

Foto: © Daniel M. Porcedda
Foto: © Daniel M. Porcedda

Nur mit einem bedingungslos ergebenen Umfeld konnte Putin einen Krieg vom Zaun brechen, der nicht bloß die Ukraine bedroht. Er konnte ohne inneren Widerstand einen auch für Russland verheerenden Angriffskrieg auslösen. Niemand in seinem Umfeld erlaubte es sich, ihn auf mögliche fatale Folgen für das eigene Land hinzuweisen. Wie eingeschüchtert Menschen im engen Umfeld Putins sind, konnte man beobachten, als dieser seinen Spionagechef vor aller Welt demütigte. Das angsterfüllte Stottern des Chefs der russischen Auslandsspionage, Sergej Naryschkin, ging viral. Es drückt die Atmosphäre innerhalb des Kremls aus.

Putins Worte am 22. Februar, vorgetragen mit einer bei ihm bis dahin noch nie gesehenen Aggressivität und hasserfülltem Blick, hätten umgehend alle West-Politiker in Alarmbereitschaft versetzen müssen. Ein Lehrsatz des KGB-Handbuches ist, keine Emotionen zu zeigen, ergo mit Pokermiene seine Botschaft zu vermitteln. In seiner Rede, die als offene Kriegserklärung an die Ukraine gedacht war, gab es für ihn kein Zurückhalten mehr. Für seine gezeigten Regungen könnte der Grund sein: Putin weiß, dass er sich verrannt hat. Der Westen hat zum ersten Male nicht so reagiert, wie er es vorhergesehen hatte. Putin verspürte international heftigeren Gegenwind als gedacht.

Informationskrieg

Der jahrelange Informationskrieg Russlands gegen den Westen hatte gefruchtet. Nicht bloß sehr viele EU-Bürger haben der "Berichterstattung" aus russischen Quellen geglaubt, auch viele Politiker scheinen undifferenziert Meldungen, die die russische Regierung in einem vorteilhaften Licht erschienen ließen, für bare Münze genommen zu haben. Obwohl die Welt beobachten konnte, wie in Russland sukzessive Menschenrechte für das eigene Volk abgeschafft wurden, Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtler als "ausländische Agenten" gebrandmarkt wurden, verhaftet wurden, getötet wurden. Innerhalb und außerhalb Russlands.

Der Informationskrieg läuft parallel zum Angriffskrieg auf die Ukraine.

Wenige Tage vor dem Angriff auf die Ukraine wurde den russischen Bürgern über das Staatsfernsehen Putins Fatalismus frei Haus geliefert: "Eine Welt ohne Russland braucht Russland nicht. Und dann verwandelt sich nicht nur Amerika in radioaktive Asche, sondern auch Europa – als Reaktion auf die Aggression." Im Westen hat man das scheinbar überhört, oder aber als "übliche" russische Medienrhetorik abgetan.

Die Ukraine verteidigt gerade die europäische Sicherheit und Demokratie.

Über die gleichen Medien drohte Putin dem Westen unverhohlen mit einem Atomschlag für den Fall, dass die NATO auf die Idee käme, der Ukraine militärisch zur Hilfe zu kommen. Das allerdings wurde im Westen deutlich vernommen.

Übers russische Staatsfernsehen wurde nun öffentlich dazu aufgerufen, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu ermorden. Wer wurde aufgerufen? Die ukrainische Streitmacht sollte ihren eigenen Präsidenten umbringen. Scheinbar ist Putin tatsächlich davon überzeugt, dass in der Ukraine Soldaten prorussisch wären. Entweder hat er schlecht informierte Berater, oder aber es ist ein deutliches Anzeichen von Hilflosigkeit, weil seine eigenen Truppen dazu wohl nicht in der Lage sind. Abgesehen davon ist es ein unerhörter Vorgang, wenn der Präsident eines Landes die Streitmacht eines anderes Landes zum Mord ihres eigenen Präsidenten aufruft. Dies hätte international einen großen Aufschrei auslösen müssen. Der jedoch blieb erschreckenderweise aus.

Putin bot dann an, der ukrainische Präsident Selenskyj sollte zu Gesprächen nach Minsk kommen. Wieder einer dieser unsäglichen Vorschläge, von denen Putin ja wissen muss, dass sie unmöglich sind. Unabhängig davon, wie einige den Intellekt des ukrainischen Präsidenten einschätzen, dass er sich darauf einlässt, dürften auch diejenigen nicht annehmen, die Selenskyj nicht als besonders intelligent einstufen. Polen schlug übrigens vor, diese Gespräche in Warschau zu führen. Putin lehnte ab. Wen wundert's? Die Rolle Israels in diesem Zusammenhang müsste beleuchtet werden. Israel wollte als Vermittler bei diesen Gesprächen auftreten, wie der israelischen Regierungschef Naftali Bennett mitteilen ließ. Wie jedoch stellte sich Bennett ein Gespräch in Minsk vor, wenn er doch davon ausgehen musste, dass der Gesprächsort für den ukrainischen Präsidenten eine Zumutung sein musste. Bennett hätte ein Treffen auf neutralem Gebiet vorschlagen müssen, wäre sein Angebot, als Vermittler agieren zu wollen, ernst gemeint gewesen.

Foto: © Daniel M. Porcedda
Foto: © Daniel M. Porcedda

Am 25. Februar bat Putin Kasachstan um militärische Unterstützung. Kasachstan jedoch verweigerte nicht bloß Putins Antrag auf seine Truppen, sich der Offensive in der Ukraine anzuschließen, sondern machte auch deutlich, "dass sie die von Russland geschaffenen Pseudo-Republiken nicht als Vorwand für Putins Aggression in der Ukraine anerkennen". Es ist übrigens bemerkenswert, dass Putin Kasachstan um militärische Hilfe bittet. Denn er dachte, die Ukraine in vier Tagen komplett einnehmen zu können. Es war nach den ersten beiden Tagen offensichtlich, dass dies unmöglich sein würde. Die russische Streitmacht ist für sie unerwartet in der Ukraine auf heftige Gegenwehr gestoßen.

Und weiterhin treibt Russland die Eskalation in der Ukraine voran. Gleichzeitige Angriffe auf mehrere Städte der Ukraine sollte die ukrainische Armee, und vor allem die ukrainische Bevölkerung, zermürben. Dies scheint zurzeit zumindest nicht mal ansatzweise der Fall zu sein, wie internationale Medien in Dauerschleife berichten. Es wurden nun noch massivere Angriffe auf Kiew angekündigt.

Mittlerweile werden auch in der internationalen Presse viele Falschmeldungen aus russischen Quellen entlarvt. Leider werden solche Fake News immer noch häufig in westlichen Medien verbreitet, die unreflektiert Meldungen übernehmen ohne sie auf den Wahrheitsgehalt abzuklopfen. Aber es werden deutlich weniger. Factchecking scheint zu funktionieren.

Anonymous hat nun der russischen Fake-News-Maschinerie den Kampf angesagt, Putin den Cyber-Krieg erklärt. Websites von Gazprom und des Verteidigungsministeriums wurden gehackt. Anonymous will den Kreml lahmlegen. Es wäre durchaus möglich, dass das Hacker-Kollektiv den Krieg schneller beenden könnte als die militärischen Abwehrkräfte der Ukraine. Das dürfte, es müsste, Putin beunruhigen.

Foto: © Daniel M. Porcedda
Schlafen im Schutzraum; Foto: © Daniel M. Porcedda

Putin wirkt verfahren in seinen Statements und seinen Handlungen. Er gebärdet sich wie jemand, der nichts mehr zu verlieren hat. Gregor Gysi bemerkte, Putin sei erledigt. Dies könnte auch Putin mittlerweile klar sein. Ihm bliebe dann im Zweifel nichts anderes übrig, als sein Heil in der Eskalation zu suchen. Ein Vabanquespiel, dem viele tausend Menschen zu Opfer fallen würden, Ukrainer wie Russen.

Werden nun bald Atomwaffen eingesetzt? Am Sonntag wurde Folgendes gemeldet: "Die höchsten Beamten der führenden Nato-Staaten machen aggressive Äußerungen gegen unser Land. Deshalb befehle ich dem Verteidigungsminister und dem Generalstabschef, die Abschreckungskräfte der russischen Armee in ein spezielles Kampfdienstregime zu überführen", sagte Putin seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dem Stabschef Valery Gerasimov. Die russischen Medien Novaya Gazeta und Dozhd schreiben, dass dies den Einsatz von Atomwaffen bedeuten könnte.

Lernresistenz im Westen

Ukrainer haben den Westen jahrelang vor Putin gewarnt. Baltische Staaten ebenfalls. Der Westen hat es ignoriert. Nun ist die Maske Putins gefallen.

Russland beteuerte, die ukrainische Infrastruktur zerstören zu wollen. Wohngebiete und Kinderheime gehören nicht zur Infrastruktur. Und dennoch gibt es in der Ukraine nun schon über 200 zivile Todesopfer. Es sind getötete Menschen, die euphemistisch als Kollateralschäden bezeichnet werden. Die angekündigten Großoffensiven auf die Ukraine werden diese Zahl vervielfachen, sollte Russland nicht Einhalt geboten werden.

Währenddessen denkt Dmitri Medwedew, der Putin-Platzhalter der Jahre 2008 bis 2012 und seit Januar 2020 stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates Russlands, wegen der nun international verhängten Sanktionen laut über die Wiedereinführung der Todesstrafe in Russland nach. Abartig.

Religionskrieg

Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, hatte zu Kriegsbeginn die russische Armee gesegnet, zum Schutze Russlands. Die Unterstützung der Kirche für den Krieg gegen ihren erklärten Feind endet jedoch nicht bloß bei Segen und Gebet.

Der Antonow-Flughafen in Kiew wurde angegriffen. Dies ist der Flughafen des Flugzeugbauers Antonow, aber auch ein kleiner Militärflughafen. Am 24. Februar wurde der Flughafen von ca. 40 russischen Hubschraubern angegriffen. Koordiniert wurde der Angriff von einer Person am Boden. Das ukrainische Militär konnte den Mann festsetzen. Es wurde gemeldet, dass es sich hierbei um einen hohen Geistlichen des berühmten Kiewer Höhlenklosters Lawra handeln sollte. Das Kloster wird jedes Jahr von tausenden Touristen besucht und gilt als eines der Wahrzeichen der ukrainischen Hauptstadt. Das Kloster ist russisch-orthodox und führt eine große Fehde gegen die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die es sich erlaubte, sich vom Moskauer Patriarchat abzuspalten.

Bereits 2014 bei der Annexion der Krim war die russisch-orthodoxe Kirche Kriegstreiber.

Widerstand in Russland

Am 26. Februar haben sich hunderte russische Wissenschaftler gegen Putin ausgesprochen. Einleitung des offenen Briefes: "Wir, russische Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten, erheben entschiedenen Protest gegen die von den Streitkräften unseres Landes begonnenen kriegerischen Handlungen auf dem Territorium der Ukraine. Dieser verhängnisvolle Schritt führt zu gewaltigen Menschenopfern und untergräbt die Grundlagen des etablierten Systems der internationalen Sicherheit. Die Verantwortung für die Entfesselung eines neuen Kriegs in Europa liegt vollständig bei Russland. Für diesen Krieg gibt es keinerlei vernünftige Rechtfertigungen. Die Versuche, die Situation im Donbass als Anlass für die Entfesselung einer militärischen Operation auszunutzen, erwecken keinerlei Vertrauen. Es ist ganz offensichtlich, dass die Ukraine keine Bedrohung der Sicherheit unseres Landes darstellt. Der Krieg gegen sie ist ungerechtfertigt und offensichtlich sinnlos." Mehr als 380 Wissenschaftler haben binnen 24 Stunden diesen offenen Brief unterzeichnet, der auch im Internet veröffentlicht worden ist, darunter 65 Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften. Die 1724 von Peter dem Großen gegründete nationale Akademie mit Sitz in Moskau ist die ranghöchste Forschungseinrichtung der Russischen Föderation.

Vorige Woche bereits hatten hunderte russische Künstler einen offenen Brief an Putin adressiert um sich deutlich von dessen Kriegstreiberei zu distanzieren.

Täglich gehen nun tausende von Menschen in Russland auf die Straßen und protestieren gegen Russlands Krieg in der Ukraine. Die Proteste werden von russischen Sicherheitskräften niedergeknüppelt, nach letzten Meldungen sind über 1.400 Demonstranten abgeführt worden.

Foto: © Daniel M. Porcedda
Der Autor und seine Frau im Schutzkeller. Foto: © Daniel M. Porcedda

Wahnwitzige Kriegs-Gründe

Putin wollte einen Genozid in der Ostukraine verhindern. Welchen Genozid? Alle internationalen Organisationen vor Ort stufen dieses Argument als vorgeschoben ein. Es gäbe keinen Genozid und es wäre auch keiner zu befürchten gewesen.

Putin will die Ukraine entnazifizieren. Er will also ein Land entnazifizieren, das einen russischsprachigen Juden zum Präsidenten gewählt hat, der die ukrainische Sprache selbst erst nach seiner Wahl zum Staatsoberhaupt erlernen musste? Grenzenlose Absurdität. Zudem haben alle ukrainische rechte Parteien zusammengenommen bei den letzten Wahlen nicht mal zwei Prozent der Wählerstimmen erhalten. Diesbezüglich sieht es in einigen EU-Ländern bedeutend "nazistischer" aus. In Deutschland sitzt die AfD im Bundestag, mit 10,3 Prozent der Wählerstimmen. In Frankreich wählt jede(r) Dritte rechts.

Die "Kriegsgründe" fallen in sich zusammen.

Die Folgen dieses unbegründeten Krieges sind sowohl politisch als auch wirtschaftlich bereits erheblich. Je länger dieser Krieg dauern wird, umso schlimmer werden die Folgen sein. Für die Ukraine, für die EU … und für Russland.

Die Ukraine verteidigt gerade die europäische Sicherheit und Demokratie. Die EU hat sich erst jetzt entschlossen, dem Land Waffen zu liefern, um sich verteidigen zu können. In der Ukraine kursiert derweil der Witz: Die Nato wird den Antrag stellen, um in die Ukraine aufgenommen zu werden. Galgenhumor hilft.

Epilog

Samstagabend, 26. Februar, ca. 23 Uhr: Die Staatsverwaltung der Stadt Kiew warnt die Bevölkerung vor möglichen unmittelbar bevorstehenden massiven Angriffen auf die Stadt. Alle Bürger sind aufgefordert, die vorgesehenen Schutzräume aufzusuchen. Wir schnappen uns unsere stets mit dem Wichtigsten gepackten Rucksäcke und begeben uns in den Kellerraum dieses Wohnblocks, wo bereits ein paar Menschen Zuflucht gefunden haben. Nach drei Uhr morgens Entwarnung. Wir suchen wieder unsere Wohnung auf und versuchen ein paar Stunden zu schlafen.

Frühstück, die neuesten Nachrichten verschlungen, mehrere Explosionen auf der anderen Dnepr-Seite vernommen, eine Rauchsäule vom Wohnzimmerfenster aus gesehen, weiter mir Verwandtschaft und Freunden im Ausland kommuniziert und mitgeteilt, dass wir wohlauf sind. Ein Tagesablauf, der nicht zur Routine werden sollte …

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