BERLIN/ROSSDORF. (gwup/hpd) Als Kniefall vor der alternativmedizinischen Lobby kritisiert die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung
von Parawissenschaften (GWUP) e.V. die Umstände der Einrichtung einer Stiftungs-Professur für „Komplementärmedizin" an der Charité in Berlin.
Die GWUP stellt dabei klar, dass sie unter anderen Umständen eine solche Professur durchaus begrüßen würde. Daraus könnte sich eine hervorragende Möglichkeit ergeben zu zeigen, wie wissenschaftliche Methoden auch bei umstrittenen Verfahren eingesetzt werden können. Erste Aussagen von Beteiligten und Wortführern der Charité, wie Professor Stefan Willich, verheißen jedoch für das Festhalten an wissenschaftliche Standards wenig Gutes.
GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma erinnert an wiederkehrende Versuche, im Falle so genannter Alternativ- oder Komplementärmedizin die strengen Standards der Wissenschaft, wie randomisierte Doppelblindstudien, zu umschiffen. „Wissenschaftliche Methoden sollen offenbar solange den Bedürfnissen der Alternativmedizin angepasst werden, bis sie die Resultate erzielen, die sich die Vertreter der ‚Komplementärmedizin' wünschen", so Sarma. Die Charité dürfe nicht elementare Prinzipien der Wissenschaftlichkeit über Bord werfen.
Die GWUP weist darauf hin, dass die so genannte Komplementärmedizin bereits seit Jahren an der Universität von Exeter durch Professor Edzard Ernst erforscht worden ist - mit vernichtendem Ergebnis. Sie hebt außerdem hervor, dass die Prinzipien vieler solcher Heilverfahren, wie etwa der Homöopathie, in Gegensatz zu den wohlbestätigten Erkenntnissen der Physik, Chemie und Biologie stehen. Die anstehende Professur müsse diese Ergebnisse und den Stand der Wissenschaft zur Kenntnis nehmen.
Tradition der Charité bewahren!
Die GWUP erinnert auch an die jahrhundertealten wissenschaftlichen Traditionen der Charité, die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts u.a. in der Person des weltbekannten Gerichtsmediziners Prof. Dr. Otto Prokop bei der Widerlegung und Aufklärung von Parawissenschaften ihre Krönung fanden. Dem schlägt die derzeitige Entwicklung in der Charité ins Gesicht.
Der Charité und Frau Professor Witt bieten sich allerdings hier die Gelegenheit, trotz des verfehlten Starts einen sinnvollen und vor allem wissenschaftlichen Beitrag in der Bewertung und Einordnung der Alternativen Medizin zu leisten. Dazu gehört vor allem das Festhalten an bewährten wissenschaftlichen Standards, sowie ein transparentes und ergebnisoffenes Vorgehen ohne Einknicken vor dem Druck der Geldgeber. Hier könne man sich ein Beispiel an Professor Edzard Ernst von der Universität Exeter nehmen. Die GWUP wird die weitere Entwicklung dieser Professur mit großem Interesse verfolgen.