MIZ 3/10 erschienen: Kirchenfinanzen

ASCHAFFENBURG (hpd) Soeben erschienen ist MIZ 3/10. Die Ausgabe thematisiert im Schwerpunkt die „Kirchenfinanzen in Zeiten von Sparhaushalten“. Und damit die Informationen auch an der richtigen Stelle ankommen, wurde das Heft an alle nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten verschickt.

Diese Aktion geht zurück auf eine Initiative des Landesverbands NRW des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und ist Teil der momentanen Bemühungen der säkularen Verbände, das Ärgernis der Finanzierung kirchlicher Belange durch die öffentliche Hand auf die politische Tagesordnung zu setzen.

Die Rahmenbedingungen Gehör zu finden, sind derzeit günstig. Im Februar hatte der Landesrechnungshof Schleswig-Holstein auf die Fragwürdigkeit der Regelung hingewiesen, dass sich die Staatsleistungen im Gleichschritt mit der Beamtenbesoldung erhöhen und eine Anpassung an die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im betreffenden Vertrag mit der Evangelischen Kirche nicht vorgesehen ist. Zu diesem Thema befragte MIZ den Präsidenten des Landesrechnungshofes Aloys Altmann.

Zahlen und Zahlungen

Mit der Frage, wer eigentlich was bezahlt, befassen sich zwei Beiträge von Heike Jackler und Carsten Frerk. Der hpd-Chefredakteur untersuchte, wie hoch der staatliche Anteil an der Finanzierung der kirchlichen Auslandsarbeit ist. Interessant ist hier nicht nur, dass dieser ungefähr zwei Drittel beträgt. Es stellt sich vor allem die Frage, ob die Aussage des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dass „seelsorgerische Maßnahmen“ nicht aus diesen Zahlungen finanziert werden, in dieser Form richtig ist. Frerk verweist darauf, dass den Missionsstationen bei der Organisierung humanitärer Hilfe eine bedeutende Rolle zukommt und die vom BMZ angenommene Trennung so einfach nicht möglich erscheint.

Heike Jackler wirft einen Blick auf die Krankenhausseelsorge und stellt fest, dass die Kirchen zwar die Wichtigkeit dieses Angebots immer wieder betonen, aber nichts dafür bezahlen wollen. Um die Übernahme der Kosten durch die Allgemeinheit zu erreichen, bemüht sich vor allem die EKD Seelsorge als öffentliche Aufgabe zu definieren.

Auf einen anderen Aspekt lenkt Roland Ebert den Blick: während die Kirchen in der sozialpolitischen Debatte gerne Staat und Wirtschaft ins Gewissen reden und sich als Fürsprecher der „kleinen Leute“ geben, erhalten Angestellte in kirchlich getragenen Einrichtungen häufig so geringe Löhne, dass sie zu den „Aufstockern“ gehören.

Mit Geld befasst sich auch IBKA-Landessprecher NRW Rainer Ponitka: Er gibt einen Überblick, wie sich die Kirchenaustrittsgebühr in Nordrhein-Westfalen und die Möglichkeiten, sich davon befreien zu lassen, seit 2008 entwickelt haben. Damals hatte das Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen die Gebühr nicht zur Entscheidung angenommen, in der Begründung aber ausdrücklich betont, dass die Gebühr in bestimmten Fällen auch erlassen werden kann.

Rechts und links

Eine selten beachtete Sache stellt Klaus Blees dar: Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung gibt es zahlreiche rechte Gruppierungen, die ausgesprochen islamfreundlich auftreten. Andere wollen zwar den Islam aus Deutschland verbannt wissen (aus fremdenfeindlicher Motivation), finden es aber völlig in Ordnung, wenn die Religion in islamischen Ländern die Freiheit der dort lebenden Menschen einschränkt.

Teilweise überholt ist dagegen der Bericht über die Laizisten in der SPD, denn seit Drucklegung des Heftes hat eine weitere Versammlung der für die Trennung von Staat und Kirche engagierten Sozialdemokraten stattgefunden und auch der Parteivorstand hat sich zum geplanten Arbeitskreis geäußert.

Versuche und Versuchungen

Daniela Wakonigg berichtet davon, dass der Versuch, einen eigenen Kirchentag zum Thema „Mensch und Tier“ durchzuführen, wenig erfolgreich war. Vor allem zeigte sich, dass innerhalb der beiden großen christlichen Kirchen das Thema von offizieller Seite wenig Unterstützung findet.

Den 50. Jahrestag der Uraufführung von Federico Fellinis Film La dolce vita nimmt Marvin Chalda zum Anlass, um an religionskritische Spitzen in den Werken des großen italienischen Regisseurs zu erinnern.

Ein anderes Jubiläum hat Colin Goldner ins Auge gefasst: den 75. Geburtstag des Dalai Lama. Dabei stellt er fest, dass der Jubel für „Seine Heiligkeit“ in den letzten Jahren schon mal lauter war und erörtert die möglichen Ursachen.

Daneben gibt es Berichte über säkulare Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Veröffentlichungen, Buchbesprechungen sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.

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