Die Hesse komme!

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Foto: wwww.olof-palme-haus.de

HANAU. (hpd) Ein Landesverband des HVD in Hessen steht kurz vor der Gründung. Am Sonntag den 13.02.2011 werden die bisherigen Einzelmitglieder des HVD in Hessen eine Gründungsveranstaltung im Olof-Palme Haus in Hanau-Kesselstadt abhalten, um einen eigenen Landesverband zu beschließen.

Lange Zeit bestand der Eindruck, dass es zm Grundprinzip der Säkularen gehört, sich nicht zu organisieren. Das scheint aber mittlerweile nicht mehr zuzutreffen. Nachdem sich im vergangenen Jahr mehrere Regionalgruppen der Giordano Bruno Stiftung gebildet hatten, wollen jetzt engagierte, bisher einzelne Säkulare, die sich dem Humanistischen Verband (HVD) zuordnen, ebenfalls einen Landesverband in Hessen gründen.

Entsprechend der Satzung des HVD macht sich der zu gründende Landesverband Hessen die gemeinschaftliche Pflege der humanistischen Weltanschauung und die Förderung des praktischen Humanismus innerhalb der Landesgrenzen zur Aufgabe. In Form eines Vereins will er für für eine demokratische und pluralistische Gesellschaftsordnung eintreten, in der die Weltanschauungs-, Religions- und Kultusgemeinschaften gleichberechtigt, getrennt vom Staat, die Interessen ihrer Anhängerschaft wahrnehmen können. Der Verein will dazu beitragen, die verfassungsmäßig garantierte Weltanschauungsfreiheit in Hessen durchzusetzen. Er betrachtet es als seine Aufgabe, dafür Orientierungshilfen zu geben und zur weiteren Humanisierung der Gesellschaft beizutragen.

Im Olof-Palme-Haus in Hanau hat es mittlerweile zwei der drei Vorbereitungstreffen zur Gründung gegeben und dort soll nun auch die Gründungsveranstaltung stattfinden. Die Initiatoren sind sich sicher, dass es noch viele hessische Humanisten gibt, die noch nicht HVD-Mitglied sind, aber ein Interesse daran haben, so einem neuen Landesverband beizutreten.

Auf Initiative des hessischen HVD-Mitglieds Hendrik Nitschner fand Anfang Oktober letzten Jahres das erste Treffen der Initiativgruppe statt, dass durch Susanne Jahn und Sabine Schermele vom Bundesverband gefördert wurde, die ausführlich von den Aktivitäten der schon bestehenden Landesverbände berichteten. Beim zweiten Treffen im Dezember beschlossen die Anwesenden, unter ihnen auch der bekannte Philosoph Joachim Kahl, alles Nötige in die Wege zu leiten, um die Voraussetzungen zur Gründung eines eigenen Landesverbandes zu erfüllen. Es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, um eine Satzung auszuarbeiten. Beim dritten Treffen Ende Januar zeichnete sich ab, dass ausreichend Interessierte vorhanden waren, um einen Landesverband zu gründen und mit Leben zu füllen. Mit Hinblick auf die Bundesdeligiertenversammlung des HVD, die am 19.02.2011 in Nürnberg stattfindet, wurde beschlossen noch vorher, am 13.02., die Gründungsversammlung abzuhalten. In Nürnberg soll dann die Aufnahme in den Bundesverband beantragt werden.

Carsten Werner, einer der Initiatoren, der selber aus Kassel kommt und Mitglied in der Vorbereitungsgruppe ist, äußert sich zuversichtlich und begründet die Notwendigkeit einer Vereinsgründung: "Die säkular-humanistisch eingestellten Menschen in Hessen können dringend eine starke Stimme gebrauchen, die ihre Interessen vertritt. Die Wertedebatte wird hier maßgeblich von den traditionsreichen katholischen hessischen Bistümern bestimmt, obwohl die Katholiken hier nur einen Bevölkerungsanteil von ca. 25 % ausmachen.

Gerade die Bischöfe von Limburg und Fulda (Tebartz-van-Elst bzw. Algermissen) beispielsweise agitieren derzeit mit scharfen Worten für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik, und wollen somit das christliche Menschenbild quasi per Gesetz auf die Gesamtbevölkerung übertragen. Wir wollen hier werben für einen konsequent weltanschaulich neutralen Staat. Dies beinhaltet auch, dass öffentliche Gebäude und staatliche Schulen von jeglichen religiösen Symbolen freizuhalten sind und Privilegien für bestimmte Religionen abgeschafft werden. Nur so kann unserer Meinung nach ein friedliches Miteinander der verschiedenen Weltanschauungen und Religionen dauerhaft gelingen. Die christlichen Kirchen müssen sich im Klaren darüber sein, dass ein starres Beharren auf Privilegien aufgrund dubioser Verträge aus vordemokratischer Zeit ein stetiges Konfliktpotential in sich birgt. Weder einem Atheisten noch einem Muslim ist es vermittelbar, dass er mit seinen Steuergeldern Staatdotationen an die Kirchen in Millionenhöhe (42 Millionen in Hessen im Jahr 2009) mitfinanziert. Das widerstrebt jeglichem menschlichem Gerechtigkeitsempfinden.

Aber auch die Situation an hessischen Schulen ist für uns unbefriedigend. Die hessische Landesregierung unternimmt derzeit große Anstrengungen, um einen staatlichen islamischen Religionsunterricht einzuführen. Das Fach Ethik hingegen ist derzeit nur Ersatzfach für diejenigen, die an keinem konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen wollen oder können. An Grundschulen gibt es den Ethikunterricht noch gar nicht und es werden auch noch keine Grundschullehrer dafür ausgebildet. Natürlich wollen wir hier in Hessen für unsere Weltanschauung auch irgendwann das Fach "Humanistische Lebenskunde" anbieten können. Es ist aber auch unser Anliegen, dass es einen religiös und weltanschaulich übergreifenden Ethikunterricht gibt, um die Schüler auf das friedliche Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft vorzubereiten.

Nach der Gründung wird der gewählte Vorstand ein Konzept ausarbeiten, wie die Ziele und die Angebote an speziell humanistischen Dienstleistungen nach dem Vorbild anderer Landesverbände Schritt für Schritt verwirklicht werden können."

Und was ihm gerade jetzt wichtig ist: „Weitere Interessierte sind herzlich willkommen.“

Kontakt: info@hvd-hessen.de

C.F.