Science Busters auf Deutschland-Tour

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Science Busters

(hpd/gwup) Berlin (18.2.), Dresden (19.2.), Erlangen (20.2.), Stuttgart (21.2.) und München (15. März) sind die nächsten Stationen der Science Busters in Deutschland. Infos zu den Auftrittsorten und -zeiten gibt’s hier.

Im Skeptiker-Interview fragten wir Conferencier Martin Puntigam, wieso nicht viel mehr Kabarettisten sich mit den Absonderlichkeiten der Esoterik beschäftigen.

Puntigam: "Man muss schon auch etwas darüber wissen. Natürlich ist es leicht, sich über blockierte Wurzel-Chakren oder yogisches Fliegen lustig zu machen – aber was bringt das? Kabarettisten sind ja keine reinen Spaßmacher, sondern sie analysieren und sezieren gesellschaftliche Phänomene. Bei mir war es so, dass erst die Bekanntschaft mit den Herren Oberhummer und Gruber mir das Rüstzeug vermittelt hat, um esoterische Phrasen wie zum Beispiel Wer heilt, hat Recht auseinanderzunehmen.”

Weitere Fragen an den “Science Buster”: Wenn Kabarettisten über Atome reden, geht es normalerweise um Laufzeiten und Streitereien, um Politik und Kernkraft-Lobby …

… und lauter so fades Zeug, genau. Ich habe das Thema von der Seite der Naturwissenschaften aufgezäumt und unter anderem in der Deutschen Schule des CERN gespielt, wo ich auch Professor Oberhummer zum ersten Mal traf. So kam der Kontakt zustande, der mich schließlich viele Jahre später zu den Science Busters führte.”

Was hat Sie an dem Projekt gereizt?

Wenn die Leute in Urlaub fliegen wollen, sollen die Naturgesetze natürlich gelten. Aber daneben glaubt man trotzdem an Lichtfasten, und wer das für Blödsinn hält, kann sich immer noch an die Homöopathie halten. Das ist zwar genauso albern, aber wesentlich anerkannter.
Als Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre „New Age” Karriere machte, dachte ich noch, dieser Unfug würde bald wieder verschwinden. Das war ein grundlegender Irrtum. Zum einen ist die Esoterik mit ihrem rücksichtslosen Egoismus bei der individuellen Sinnsuche eine ideale spirituelle Begleitung für Wirtschaftsideologien wie den Neoliberalismus. Zum anderen glaubt der Mensch gern. Neurowissenschaftler, wie Herr Gruber, können erklären, warum das so ist. Mich als Kabarettisten und Satiriker beschäftigen mehr die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
Klar kann jeder sich einen Hausaltar bauen und darauf Schüssler-Salze anbeten – das ist mir völlig wurscht. Aber wenn Kinder leiden müssen oder sogar sterben, weil eine Lungenentzündung mit D 30-Globuli behandelt wird, sieht die Sache schon anders aus. Das mögen Ausnahmefälle sein, aber sie zeigen doch eine unheilvolle Tendenz. Und deshalb interessiert mich das Thema.”

Und deshalb "trägt das Trio den Inhalt seines Buches Wer nichts weiß, muss alles glauben gern höchstselbst auf deutschsprachigen Bühnen vor”, schrieb die Deutsche Presse-Agentur (dpa) über die “Chippendales der Physik”:

Vor dem Publikum und Lesern setzen die Science Busters zu einem Parforceritt durch ihre Disziplin an.

Eine Auswahl: Nacktscanner, das Nobelpreis-Material Graphen, der Sinn einer Opfer-Wurst beim Zubereiten von Frankfurter Würstchen, der Unsinn eines Schusses mit der Kalaschnikow im erdnahen Orbit und eine Anleitung, wie man sich im Zuge einer Teufelsaustreibung möglichst weit erbricht. Wer sein Ketchup nicht aus der Flasche bekommt, kann bei Newton nachschlagen, eine Information von großem Nutzwert (auf den Flaschenboden zu klopfen ist im Newtonschen Sinn jedenfalls kontraproduktiv).

Zu lernen ist auch, dass der Mensch keinesfalls nur einen kleinen Teil seiner geistigen Kapazität nutzt. Diese Mär gehe auf ein historisches Experiment zurück, bei dem Tauben Teile des Hirns entfernt wurden – ein Rest von zehn Prozent reichte ihnen immerhin noch, um im Käfig zu fressen und zu trinken. Allenfalls einen Cluburlaub kann der Mensch mit zehn Prozent seiner geistigen Kapazität also noch absolvieren.”

Zur Einstimmung gibt’s auch dieses relativ neue youtube-Video:
[video:http://www.youtube.com/watch?v=pbnPr8NQzXg]
 

Bernd Harder, (Blog der GWUP)
 

 

Kurzweilig: Wer nichts weiß, muss alles glauben (4. Oktober 2010)