Zum Tod von Georg Batz

NÜRNBERG / MASTERSHAUSEN. (hpd) Georg Batz starb am vergangenen Donnerstag an den Folgen eines Schlaganfalls, den er

bereits im Mai erlittenen hatte

 

Er war ein Freigeist der besonderen Art, einer, der gegen Denkverbote anging wie kaum ein anderer, ein Liberaler im besten Sinne des Wortes: Georg Batz, der (Mit-)Begründer der "Gesellschaft für kritische Philosophie", der "Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft", der Zeitschrift "Aufklärung und Kritik" und der "Interessengemeinschaft freier Bestattungs- und Feierredner" (IFBF). Durch seinen Tod verliert die säkulare Szene in Deutschland einen ihrer wichtigsten Impulsgeber.

Georg war ganz gewiss kein einfacher Mensch. Seinen Spitznamen „Rabatz" hat er sich im Laufe der Jahre hart erarbeitet. Oft schoss er über das Ziel hinaus, legte sich mit Leuten und Organisationen an, die es gar nicht verdient hatten. Er brachte Konflikte geradezu notorisch zur Eskalation, schien seine übergroße Kampfeslust einfach nicht zügeln zu können. Und so machte er einiges kaputt, was er zuvor mühsam aufgebaut hatte.

Dennoch war Georg Batz unbestritten der große humanistisch-aufklärerische Netzwerker in Deutschland. Dass die zuvor recht isolierten, konsequent aufklärerisch gesinnten Intellektuellen mehr und mehr zueinander fanden, war vor allem sein Verdienst. Davon haben viele profitiert, nicht zuletzt wir von der Giordano Bruno Stiftung. Als wir die Stiftung 2004 gründeten, konnten wir problemlos auf den riesigen 'Fundus' von Wissenschaftlern und Philosophen zurückgreifen, die Georg bereits für seine „legendären Seminare" im Auftrag der Thomas-Dehler-Stiftung bzw. der Friedrich-Naumann-Stiftung geworben hatte.

Für meine eigene intellektuelle Entwicklung waren diese interdisziplinär angelegten Veranstaltungen von allergrößter Bedeutung, nicht nur weil ich durch sie viele Mitstreiter wie Hans Albert, Bernulf Kanitscheider oder Franz Wuketits persönlich kennen lernen durfte, sondern auch, weil Georg mir als Referenten immer wieder neue Themen abverlangte, mit denen ich mich ansonsten kaum auseinandergesetzt hätte. Georg hatte ein unglaubliches Gespür für spannende Themen und Referentenkonstellationen. Oftmals prallten in seinen Seminaren harte Gegensätze aufeinander (so ließ er mich einmal wie in einem Gladiatorenkampf gegen den konservativen Anti-Marxisten Konrad Löw antreten, in anderen Seminaren stießen Sektenkritiker auf Mitglieder religiöser Sondergruppen oder Neoliberale auf Sozialisten). Was die „Streitkultur der Aufklärung" in der Praxis bedeutet, habe ich vor allem von Georg gelernt, eine unschätzbar wertvolle Erfahrung.

Georg war - sicherlich nicht nur für mich - eine große Inspirationsquelle. Das lag nicht nur an seiner phänomenalen Bildung, seiner immensen Belesenheit, sondern auch an seinem ausgeprägten Sinn für Humor. Bei seinen Seminaren lernte man nicht nur viel dazu, es gab auch immer etwas zum Lachen. Allerdings trug sein Humor mitunter auch sehr makabere Züge.

So setzte er vor etwa zwei Jahren - nach einem Streit mit einem Kooperationspartner - das Gerücht in die Welt, er habe sich im Zuge dieser Auseinandersetzung mit Zyankali das Leben genommen. Ich glaubte der Sache keinen Moment. Da ich zu diesem Zeitpunkt in Bayern Vorträge hielt, nahm ich die Gelegenheit wahr, nach Nürnberg zu fahren. Ich hatte es über Umwege geschafft, Georg an die Strippe zu bekommen und wir verabredeten uns am Tag seiner vermeintlichen Beerdigung in seiner Bibliothek, wo er fröhlich mit Frau Gegner (Gesellschaft für kritische Philosophie), meiner Frau und mir auf seinen Tod anstieß. So witzig seine Rede auf die eigene Leiche auch war, wir appellierten stark an sein Gewissen, dass er die Farce doch endlich beenden müsse, was er am selben Tag dann auch auf eine typisch Batzsche Weise tat: Der verstörte Streitpartner erhielt eine mit vielen subversiven Bosheiten bestückte „Mail aus dem Jenseits" vom „himmlischen E-Mail-Account" des Herrn Batz.

Nun ist Georg tatsächlich tot. Seine Querköpfigkeit wird uns fehlen. Mir jedenfalls hat er zu denken gegeben wie kaum ein anderer. Glücklicherweise habe ich ihm das in den letzten Jahren oft genug gesagt. Jetzt wäre es zu spät dazu. Es ist eine schmerzliche Vorstellung, dass ich sein verschmitztes Lächeln nie wieder sehen werde. Ich vermisse ihn schon jetzt.

Michael Schmidt-Salomon

Die Trauerfeier für Georg Batz findet am morgigen Dienstag, dem 8. Juli, um 10.45 Uhr in Halle 2 des Krematoriums des Nürnberger Westfriedhofs, Schnieglinger Str., statt. Bernhard Wieser wird sie nach Georg Batz' Wünschen gestalten.