In seiner heute erschienenen Ausgabe meldet das Magazin Focus, eine Gruppe von ehemaligen Muslimen habe sich zum „Zentralrat
der Ex-Muslime“ zusammengeschlossen. Ab Ende Februar, so heißt es, wollen sich die Ex-Muslime öffentlich „outen“ – ein gravierender Tabubruch, gilt doch die Abkehr vom Glauben für viele islamische Rechtsgelehrte als ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft werden muss.
Der humanistische Pressedienst (hpd) sprach mit dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon, seines Zeichens „Ex-Christ“, kein „Ex-Muslim“, der als Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung den „Zentralrat der Ex-Muslime“ von außen unterstützt und die PR-Kampagne leitet.
Pressekonferenz am 28.2.
hpd: Herr Schmidt-Salomon, die Kampagne der Ex-Muslime soll erst Ende Februar starten. Auf der Website des Zentralrats www.ex-muslime.de steht zu lesen, dass die Pressekonferenz am 28.2. in Berlin stattfinden soll. Warum kommt der Focus denn schon heute mit dieser Nachricht raus?
Schmidt-Salomon: Nun, geplant war das ganz sicher nicht! Wir hatten mit Focus eine völlig andere Absprache. Aber solche Dinge passieren halt mitunter. Man muss damit leben und das Beste daraus machen! Immerhin wurde durch Focus eine große Aufmerksamkeit für die Pressekonferenz am 28.2. geschaffen. Schon heute Morgen gingen bei uns unzählige Anfragen ein…
hpd: Und wie gehen Sie mit diesen Anfragen um?
Schmidt-Salomon: Wir verweisen strikt auf die geplante Pressekonferenz in Berlin. Vor dem 28.2. werden keine weiteren Informationen mehr herausgegeben. Solange müssen sich die Leute schon noch gedulden…
"Das Wesentliche kommt erst noch..."
hpd: Aber ist das Thema denn dann nicht schon „verbrannt“?
Schmidt-Salomon: Keineswegs. Wir haben unsere „Munition“ noch längst nicht verschossen. Das Wesentliche kommt erst noch…
hpd: Und das wäre?
Schmidt-Salomon: Tut mir leid! Wie gesagt: Bis zum 28.2. müssen Sie sich einfach noch gedulden. Das ist auch aus sicherheitstechnischen Gründen notwendig.
hpd: In Ordnung. Kommen wir auf den Focus-Bericht zu sprechen. Stimmt das, was in dem Artikel zu lesen ist?
Schmidt-Salomon: Ja. Der Artikel ist sauber recherchiert, auch wenn mir der Zeitpunkt der Veröffentlichung natürlich nicht gefällt…
hpd: In dem Artikel wird berichtet, dass drei der fünf Vorstandsmitglieder des Zentralrats Mitglieder kommunistischer iranischer bzw. irakischer Parteien sind. Ist der Zentralrat der Ex-Muslime eine Tarnorganisation tendenziell undemokratisch denkender Kommunisten?
Schmidt-Salomon: Unsinn! Erstens hat das parteipolitische Engagement einzelner Zentralratsmitglieder nichts mit der Ausrichtung dieser Kampagne zu tun. Zweitens habe ich die genannten Personen in den letzten Wochen intensiv kennenlernen dürfen. Es sind ausgesprochen intelligente, mutige Menschen und vor allem: gestandene Demokraten. Die Giordano Bruno Stiftung würde diese Kampagne auch nicht begleiten, wenn dies anders wäre.
"Ein Zeichen der Solidarität"
hpd: Focus meldet, die Domain www.ex-muslime.de würde auf die Giordano Bruno Stiftung verweisen. Das wurde offenbar über Nacht geändert. Dennoch fällt auf, dass die Domain auf Sie angemeldet ist. Woran liegt das?
Schmidt-Salomon: Es wäre zu gefährlich gewesen, die Adresse eines Ex-Muslims hier anzugeben. Auch für uns ist das nicht völlig unriskant. Letztlich ist dies auch ein Zeichen der Solidarität. Wir zeigen als Stiftung damit: Ihr müsst das Risiko nicht alleine tragen…
hpd: Apropos Unterstützung: Ist die Giordano Bruno Stiftung die einzige etablierte deutsche, säkulare Organisation, die dem Zentralrat der Ex-Muslime zur Seite steht?
Schmidt-Salomon: Keineswegs. Der Zentralrat wird u.a. auch unterstützt vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) sowie vom Bund für Geistesfreiheit München.
hpd: Herr Schmidt-Salomon, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Grete Meißel.