Das Goldene Brett für – P.A. Straubinger

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Peter-Arthur Straubinger

WIEN (hpd) Am Rande der GWUP-Konferenz in Wien wurde erstmals „Das Goldene Brett“ verliehen, ein Preis für esoterische Spitzenleistungen. Der strahlende Sieger war der Filmregisseur Peter-Arthur Straubinger, der sich anschließend für die PR-Arbeit bedankte, welche die Skeptiker für seinen Film „Am Anfang war das Licht“ geleistet hätten.

Die Preisverleihung war der unterhaltsame Höhepunkt des ersten Tages der jährlichen Skeptikerkonferenz, die am gestrigen Donnerstag mit dem Publikumstag im Naturhistorischen Museum in Wien ihren Auftakt nahm. Heute ab 14.30 Uhr geht es dann mit Vorträgen zur Alternativmedizin und zur angeblichen Steigerung kognitiver Fähigkeiten durch das Hören von Mozarts Sonaten weiter.

Für den Preis waren seit längerem im Internet Vorschläge gesammelt worden. Letztlich kamen drei Kandidaten in die engere Wahl, die dem Publikum von einem prominent besetzten Podium vorgestellt wurden.

Das Reichtumselixier des Schaumburg-Lippe-Prinzen

Der Journalist Robert Misik brachte als ersten Vorschlag das Reichtumselixier des Prinzen Mario Max zu Schaumburg-Lippe ein. Das Duftwasser voller „Reichtumsenergie“ preist der junge Mann zum Preis von 129 Euro auf Astro-TV an. Zwar räumte Misik ein, dass eine positive Wirkung des Reichtumselixiers nicht völlig ausgeschlossen werden könne. Wenn ein Rentner seine Abfindung von 30.000 Euro in eine Flasche der wundersamen Flüssigkeit investiert und den Rest unters Kopfkissen gelegt hätte, wäre ihm immerhin mehr geblieben, als dem Kollegen, der sich von einem Investmentberater für 30.000 Euro Lehman-Aktien hat aufschwatzen lassen. Trotzdem erschien die Nominierung gerechtfertigt, denn klar dürfte wohl sein, dass das Reichtumselixier in erster Linie seinen Erfinder und Vermarkter reich macht.

BeispielbildPrinzenmutter mit Duftwasserflaschenbildern

In einer Videobotschaft nahm Prinz Max zu seiner Nominierung Stellung. Zunächst empfahl er allen, sein Duftwasser auszuprobieren. Und dann erklärte er, wie das funktioniert mit dem Reichtum. Also: Wer gut riecht (weil eingesprüht mit royalem Elixier), fühlt sich gut und ist selbstbewusst. Wenn nun ein Bewerbungsgespräch ansteht, kann nichts mehr schiefgehen, und das zukünftige Gehalt als Friseur oder Einzelhandelskauffrau ist nichts anderes als der Grundstock kommenden Reichtums...
Wer nach diesem Lehrstück in Sachen Narzissmus noch nicht überzeugt war, dass der junge Mann zurecht nominiert worden war, erhielt eine zweite Chance. Denn die Prinzenmutter war eigens aus Thüringen angereist, um den Skeptikern den Marsch zu blasen. Nachdem sie ihre anfängliche Unsicherheit abgelegt und einige Höflichkeiten über die am Nachmittag gehörten Vorträge aufgesagt hatte, forderte sie in zunehmend aggressiverem Tonfall „Toleranz“ gegenüber esoterischen Methoden und Vorstellungen.
  

Für die Tierärztin, die sich von der Wirksamkeit von Homöopathie überzeugt zeigte, heißt das, sich „irgendwo in der Mitte“ zu treffen. Was wohl in etwa bedeuten sollte, dass jeder mit den Ängsten und Wünschen der Menschen sein Geschäft machen darf, ohne sich dafür Kritik anhören zu müssen. Den Skeptikern jedenfalls überreichte sie als Ausdruck ihrer Hochschätzung eine Klobrille.

Die Erdbebenmaschinen der Claudia von Werlhof

Dass im akademischen Betrieb mitunter Unsinn produziert wird, ist kein Geheimnis. Doch dass es eine Universitätsprofessorin auf die Nominierungsliste eines Preises für Unsinnsspitzenleistungen schafft, kommt eher selten vor. Die Journalistin Anne Frütel sah in Prof. Dr. Claudia von Werlhof jedoch eine ausgezeichnete Kandidatin. Die „Matriarchatsforscherin“ steht aufgrund ihrer differenzfeministischen Thesen und ihrer Vorstellung einer „guten“ Natur seit längerem in der Kritik. Die Chance auf das Goldene Brett hatte ihr jedoch ihre fortgesetzt geäußerte Idee von angeblich vom US-Militär künstlich erzeugten Erdbeben eingebracht.

Nicht nur die Ereignisse in Haiti sondern auch die Katastrophe, die vor wenigen Monaten Japan heimsuchte, seien möglicherweise gar keine Naturkatastrophen, sondern könnten auf ein geheimes militärisches Programm zurückzuführen sein. Das sei natürlich nur eine These. Die aber müsse überprüft werden. Was bei einer Geheimaktion, über die eigentlich nichts bekannt ist, nicht ganz einfach erscheint.

Dieser Umgang einer Universitätsprofessorin mit wissenschaftlichen Standards, der eher an die Argumentation von Verschwörungstheorien erinnert, waren für Anne Frütel Anlass genug, Prof. Werlhof vorzuschlagen und die Frage in den Raum zu stellen, ob nicht die Waschmaschine – als Produkt eines patriarchalisch geprägten wissenschaftlich-technischen Denkens – mehr zur Befreiung der Frau beigetragen hat, als derlei Matriarchatsforschung.

In einer schriftlichen Stellungnahme zeigte sich Frau Werlhof wenig zum Nachdenken angeregt, dafür aber ein bisschen beleidigt. Die GWUP solle statt ihr doch der UNO den Preis verleihen. Denn die hat schon 1977 ein Verbot von Techniken, die in Klima und Ökosysteme eingreifen, gefordert (mittlerweile 90 Staaten haben das Papier unterzeichnet). Methodisch durchaus angreifbar geht die Universitätsprofessorin offenbar davon aus, dass aus der Tatsache, dass die UNO derartige Techniken schon vor über 30 Jahren untersagen wollte, abzuleiten sei, dass eine dieser Techniken, nämlich die künstliche Erzeugung von Erdbeben, bereits tatsächlich in Anwendung ist.

„Am Anfang war das Licht“

Schließlich war der Film „Am Anfang war das Licht“ von P.A. Straubinger an der Reihe. Der Streifen befasst sich mit dem Thema Lichtnahrung, nach Meinung des Science Busters Wolfgang Gruber derart unkritisch, dass die Nominierung vollauf gerechtfertigt sei. Gruber, ob seiner Leibesfülle als Ernährungsexperte vorgestellt, eröffnete seine Rede mit der Frage, ob seine Gewichtsprobleme vielleicht daher rühren, dass er abends den Kühlschrank öffnet und eine ordentliche Portion Licht abbekommt (wenn er sich noch eine kleine Süßspeise zur Nacht holt).

In seiner „Laudatio“ ging der Physiker auf einige der im Film präsentierten vermeintlich positiven Befunde ein und zeigte, an welchen Stellen kritische Fragen hätten gestellt werden können. Wenn etwa ein Proband nach zwei Wochen ohne Essen, aber reichlichem Konsum von Fruchtsäften nur wenige Kilogramm an Körpergewicht verloren hat, sei dies normal und für die Wissenschaft nicht sonderlich interessant. Wer dann behaupte, die Ergebnisse des Versuches seien so außergewöhnlich, dass sie nicht einmal publiziert würden, betreibe Augenwischerei. Da Straubinger diese Fragen nicht gestellt hat, musste er sich schon unmittelbar, nachdem seine Dokumentation angelaufen war, die Kritik gefallen lassen, er mache Werbung für die Lichtnahrungsszene.

Straubinger war selbst anwesend, wollte sich aber nur äußern, wenn er das Rennen auch mache. Wenig später hatte er die Gelegenheit, denn tatsächlich fiel die Wahl auf den Regisseur. Zunächst bedankte er sich bei den Skeptikern, der große Erfolg des Filmes im deutschsprachigen Raum sei nicht zuletzt auf deren kritische Auseinandersetzung mit dem Film zurückzuführen. Da es sein Ziel gewesen sei, „Reaktionen“ auf die Dokumentation zu bekommen, sei er auch mit ablehnenden Stimmen zufrieden. Zwei Punkte aber wolle er klarstellen: Zum einen habe er sich als Regisseur mit dem Film nicht bereichert, trotz des Kassenerfolgs. Hätte er sich in der Zeit, in der er den Streifen gedreht hat, als Putzkraft betätigt, hätte er wohl mehr verdient. Zum anderen bestritt er, „Werbung“ für Lichtnahrung gemacht und damit Menschen gefährdet zu haben. Allerdings sei es ihm darum gegangen, das „materialistische Weltbild“ in Frage zu stellen. (Dass er für die Legitimität seines Ansinnens Wissenschaftler anführte, die sich mit Quantenmechanik befasst haben, zeigte allerdings, dass er deren Werke allenfalls aus Zitatsammlungen kennen dürfte.)

Skeptiker in der Technischen Universität

Am heutigen Freitag geht es in der Technischen Universität (Karlsplatz 13, Kuppelsaal, Haupteingang, 4. Stock) weiter. Zunächst geht es um Alternativmedizin und den „Mozart-Effekt“ beim Lernen, am Samstag dann unter anderem um statistischen Tricksereien, Handymythen und Erdbebenmaschinen.

Gunnar Schedel