Religiöse Rechte – Notizen September 2011

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Der September brachte den 10. Jahrestag der islamischen Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon vom 11.9.2001. Wie so viele Katastrophen, wurde auch diese als göttliche Strafe angesehen. Außerdem blicken die Evangelikalen erneut auf Israel, während sich die konkurrierenden republikanischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur immer stärker anfeinden.

Mit Spannung erwartet wurde die alljährliche Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hatte, wie angekündigt, die Vollmitgliedschaft seines Landes beantragt. Richard Land kritisierte den Vorstoß scharf. Dieser sei für die Situation im Nahen Osten „kontraproduktiv“. Die Christliche Rechte ist betont israelfreundlich und hatte in der Vergangenheit oft Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern kritisiert. (Quelle)

Chuck Pierce warnte, dass Obamas Aufforderung an Israel sich auf die Grenzen von 1967 zurückzuziehen, dazu führen könne, dass der Rassismus in den USA wieder das Niveau von 1967 erreichen könnte. Außerdem sei ein kürzlich erfolgter Tornado in Missouri die Strafe Gottes für den Vorstoß der US-Regierung. (Quelle)

Pat Robertson beantwortete in seiner Sendung Zuschauerfragen. Ein Christ wollte wissen, ob auch Juden sich zu Jesus Christus bekehren müssten, was Robertson bejahte. Die Konversion der Juden werde mit der Apokalypse zusammenfallen. (Quelle)

Die Hinrichtung des als Mörder verurteilten Troy Davis bestimmte in diesem Monat die öffentliche Diskussion in den USA. Die Vertreter der Christlichen Rechten sind meist Befürworter der Todesstrafe. Und so meldete sich Richard Land von der Southern Baptist Convention in einem Gastbeitrag für die Washington Post zu Wort. Er versuchte den Widerspruch aufzuklären, warum Christen, die das ungeborene Leben schützen sollten, ebenso für die Todesstrafe eintreten könnten. Auch wer pro-Life sei, dürfe die Hinrichtung von Mördern fordern, da diese sich über das göttliche Tötungsverbot hinwegsetzten. Land wies darauf hin, dass man bei der Anwendung der Todesstrafe gleiche Maßstäbe an alle Menschen anlegen sollte, was auch bedeute, dass man reiche Menschen, die sich durch einen teuren Anwalt vor der Strafe retten könnten, hinrichten solle. (Quelle)

Tea-Party-Aktivist Judson Phillips ging noch einen Schritt weiter. Die Schuld Davis' sei erwiesen, weil sich Liberale für eine Begnadigung eingesetzt hätten. Zudem sei die einzige Frage die sich stelle, warum es 20 Jahre gedauert habe, das Urteil zu strecken, weil dies Unmengen an Steuergeldern verschlungen habe. (Quelle)

Jim Garlow zog eine Analogie im Kampf gegen die Abtreibung. Man werde sich an ihre Abschaffung so erinnern wie an das Ende des Holocaust und Abtreibungskliniken wie Konzentrationslager besuchen.(Quelle)

Auch Richard Land äußerte sich zur Homoehe. Schwule würden versuchen, Christen auf eine Stufe mit dem Ku Klux Klan zu stellen und zu Abnormalen zu erklären. Gleichzeitig warnte er vor einer Verbreitung von AIDS und Pädophilie durch Schwule und vor einer „Heidnisierung“ der Gesellschaft wie im zerfallenden Römischen Reich. (Quelle)

Anlässlich des 10. Jahrestages der islamischen Terroranschläge vom 11. September in New York und Washington sei hier an die erste Stellungnahme der Christlichen Rechten erinnert. Nur 2 Tage nachdem das World Trade Center eingestürzt war, hatten Jerry Falwell und Pat Robertson, in den 80er Jahren die unangefochtenen Führungspersönlichkeiten der Evangelikalen, einen gemeinsamen Fernsehauftritt. Baptistenprediger Falwell sah in den Terrorakten eine göttliche Strafe für die Heiden, Atheisten, Abtreibungsbefürworter und Homosexuelle in den USA. Pat Robertson schloss sich dieser Sichtweise umgehend an. (Quelle)

Diese Sichtweise hat auch 10 Jahre später noch einflussreiche Anhänger. Janet Porter und Rick Joyner schlossen sich ihr an. Laut Joyner nutzt Gott den Islam um Amerika für Abtreibung und Perversion zu strafen. Die säkulare Tendenz in Europa würde zudem zu einer islamischen Herrschaft führen. Joyner würde den Koran laut eigener Aussage nur deswegen nicht verbrennen, damit Leute lesen könnten, wie „bizarr“ er ist. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Matt Barber nutzte die Terroranschläge um sich gegen Kritik abzusichern. Die Liberalen, die von Dominionismus (also den Versuchen der Evangelikalen, eine Theokratie zu errichten) sprächen, seien genauso ernst zu nehmen wie Holocaustleugner, oder die „Truther“-Bewegung, die eine Mittäterschaft der US-Regierung an den Anschlägen vom 11. September unterstellt. (Quelle)

Bryan Fischer musste indessen einen Fehler eingestehen. Eine öffentliche Feier von Muslimen anlässlich des Ende des Ramadans fand am 4. September statt. Da die Berichterstattung über das Ereignis mehrfach auf den nahenden 11. September hinwies, nahm Fischer dies als eigentlichen Zeitpunkt der Veranstaltung an und als Anlass, von einer Verhöhnung der toten Amerikaner zu sprechen. (Quelle)

Jay Sekulow und Pat Robertson unterhielten sich in der Sendung 700 Club über den Fall eines christlichen Pastors, dem im Iran wegen Apostasie die Todesstrafe droht. Schnell kamen beide zu der Einsicht, dass Muslime auf die Einführung der Scharia in die Verfassung der Vereinigten Staaten hinarbeiteten. (Quelle)