Verführte Jugend: Was der Youcat verschweigt

(hpd) Wissenswerte und vernünftige Antworten auf katholische Fragen und Scheinprobleme gibt Heinz-Werner Kubitza („Der Jesuswahn“) in seiner Kritik am Jugendkatechismus Youcat. Darüber hinaus liefert er fundierte Aufklärung zu Religionen und deren Geschichte.

Eines wird schnell deutlich: Die Macht der Kirchen basiert auf antiquierten Geschichten, Mythen und Erfindungen. Auch auf relativ neuen Erfindungen (von der Kirche als Dogmen deklariert).

Es geht um den Youcat, den Jugendkatechismus der katholischen Kirche, der in sehr hoher Auflage und in vielen Sprachen gedruckt und an Jugendliche verteilt wird. Kubitza wehrt sich gegen die geistige bzw. geistliche Verführung Minderjähriger mithilfe unseriöser Methoden und weist darauf hin, dass die propagierte (und im Youcat zum Teil verschleierte) religiöse Ideologie „nicht akzeptabel (ist) für eine pluralistische und offene Gesellschaft“ (S. 9). Zu diesem Zweck bedenkt er die 165 Fragen, die im Youcat gestellt werden, mit eigenen Antworten und bedient sich dabei der Ironie, der religiösen Historie vergangener Jahrtausende bis heute, der Information über Kirchenpolitik und der Erläuterung geschichtlicher Zufälligkeiten.

Als Quellen zieht der Autor, neben historischen Veröffentlichungen und Vergleichen mit protestantischen Positionen, den Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), wie auch schlicht die Bibel heran. Allein diese widersprechen sich zum Teil horrend, hinzu kommen die geschönten Antworten auf katholische Fragen im Youcat selbst, die er den wirklichen biblischen und KKK-Antworten gegenüberstellt. Die Jugend soll anscheinend nicht durch tatsächliche Bibelinhalte und KKK-Ingredienzien abgeschreckt werden.

Man fragt sich bei der Lektüre der ulkigen Youcat-Fragen, die thematisch sortiert sind, ob es tatsächlich irgendwo Jugendliche gibt, die sich für diese Fragen und deren katholische Antworten interessieren. Es geht um Gottesliebe, um Götter, den Glauben, den „dreigeteilten Gott“ (Vater, Sohn, Hl. Geist), um Gottes Vorsehung und Himmel, Hölle, Engel. Dann wird mehrere Fragen lang thematisiert, ob der Mensch wirklich ein Abbild Gottes sei und der Mythos von der Sünde kommt zur Sprache (Frage 69.: „Sind wir durch die Erbsünde gezwungen, zu sündigen?“). Sehr lange geht es um Jesus Christus (mehr als 40 Fragen lang) und dann um den „Heiligen Geist“. Zu Recht fragt der Youcat, warum man ausgerechnet an die Kirche glauben soll (wobei damit ausschließlich die katholische Kirche gemeint ist, versteht sich ja von selbst: Frage 129: „Warum kann es nur eine Kirche geben?“). Auch Maria wird immer wieder herbeigezogen, jedweder historischen Wahrheit oder Logik zum Trotz. Zombiesk wird es bei der Auferstehung der Toten mit und ohne Fleisch, worauf abschließend das ewige Leben, die Hölle und die Gerichte (direkt nach dem Tod sowie Letztes oder Jüngstes) abgehandelt werden.

Katholische Gespinste

Die unverfrorene katholische Rückdatierung diverser historische Entwicklungen und kirchlicher Dogmen auf den Beginn unserer Zeitrechnung verdeutlicht Kubitza kenntnisreich. Dass zum Beispiel Priester und vor allem Bischöfe und erst recht Päpste erst viel später generiert wurden, erfährt man durch ihn. Im Youcat wird jedoch der Eindruck vermittelt, Jesus himself habe das alles schon angelegt. Wie überhaupt dem Wanderprediger etliches in den Mund gelegt wird, was dieser historisch nie gesagt haben kann. Und wenn es möglich wäre, würde der Mann sich im Grabe umdrehen angesichts dessen, was in seinem Namen geglaubt werden muss, will man Fegefeuer und Hölle (beides inexistent) vermeiden.

Das Vorgehen gestaltet sich meist derart, dass Kubitza die Youcat-Frage als Scheinproblem entlarvt oder sie kritisch beantwortet und dann die Hintergründe ausführt: Auf Frage 2: „Warum schuf uns Gott?“, antwortet er beispielsweise: „Schuf er uns denn?“, um sodann auf den Evolutionsprozess einzugehen, als dessen Resultat unter anderem unsere Spezies angesehen werden kann.

Kurz gesagt war Jesus Jude, der zu Juden predigte und an „Heiden“ (also Nichtjuden: den heutigen Christen) desinteressiert war. Der Weltuntergang sollte noch in seiner Lebenszeit erfolgen. Seine Mutter (Maria) hielt ihn für verrückt und hatte neben ihm einige andere Kinder. Nur ein oder zwei seiner Jünger führten seine Arbeit weiter, bezüglich der anderen verliert sich die Spur, ein weiterer Hinweis auf die Bedeutungslosigkeit des Propheten zu seiner Zeit. Was er in seinen ersten 29 Lebensjahren veranstaltete, ist schleierhaft. Er ließ sich seine Sünden wegtaufen (von Johannes dem Täufer), verstand sich also keineswegs als sündenfrei. Sich selbst als Messias, Sohn Gottes oder „Gottheit“ anzusehen, hätte er als schwere Blasphemie empfunden. Die schönsten Jesuszitate und sündenbefreiten mariologischen Männerphantasien wurden von späteren Gläubigen frei erfunden, seien es die Evangelisten oder die katholische Kirche, die aus politischen Gründen ihre Dogmen setzte.

Die Kirche versuche, meint Kubitza, Gläubigen den Glauben als eine Haltung zu verkaufen, die wertvoller oder tiefergehender sei als Wissen oder sie versuche zumindest, den Glauben mit dem Wissen auf eine Stufe zu stellen. Die eherne Ernsthaftigkeit, mit der die unsinnigen Youcat-Fragen gestellt werden, könnte für manch naiven Leser denn auch deren bodenlose Absurdität verschleiern. Diese zu durchschauen, könnte für den einen oder anderen Jugendlichen tatsächlich schwierig sein, weshalb die Bemühungen, aufklärerisch zu wirken, durchaus lobens- und empfehlenswert sind. Die Lektüre gibt dem Leser darüber hinaus fundierte Argumente gegenüber katholischen Behauptungen an die Hand.
 

Fiona Lorenz

Heinz-Werner Kubitza: Verführte Jugend. Eine Kritik am Jugendkatechismus Youcat. Vernünftige Antworten auf katholische Fragen. 208 Seiten, 12,95 Euro ISBN 978-3-8288-2800-1 Tectum Verlag 2011.

Siehe auch http://www.youcat-kritik.de
 

Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.