Zehn Prinzipien für ein Säkulares Amerika

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Screenshot: richarddawkins.net

USA. (hpd) Unter dem Motto „Zehn Punkte-Vision für ein Säkulares Amerika“ hatte die Richard Dawkins Foundation einen Wettbewerb ausgeschrieben, orientiert an „Attack Of The Theocrats“ („Attacke der Theokraten“) von Sean Faircloth. Sieben Kurzfilme wurden von der Jury ins Finale gewählt, jetzt entscheiden die Zuschauer.

Die moralischen Imperative, die Faircloth setzt, sind Bestandteil jedes der eingereichten Filme. In den Imperativen geht es um das Militär, um staatliche Förderprogramme, medizinische Versorgung, um Gesetze zu Planung und Umweltschutz, um die Ehe, das Lebensende, die Jugend, die Zusammensetzung des Parlaments und der Legislative, Standards bezüglich der Fürsorge und Gesundheitsversorgung von Kindern sowie medizinische, technische und wissenschaftliche Innovationen. All diese Punkte sollen nicht durch religiöse Verzerrungen beeinträchtigt, sondern zum Wohle aller – unabhängig von der Weltanschauung – allen zugänglich gemacht werden.

Die Wettbewerbsaufgabe bestand darin, unter Berücksichtigung dieser Punkte einen Film herzustellen, der sich zudem auf die Werte der Gründerväter von Amerika (die säkular bzw. laizistisch waren), bezieht. Manche der Kandidaten haben die Aufgabe erweitert, alle haben sie eigenwillig und individuell aufbereitet, einige mit recht einfachen, doch wirkungsvollen Mitteln. Hier werden sie kurz vorgestellt:

„Unsere Broschüren sind nicht leer“

Stick in Mudd präsentiert mit „Our Brochures Are Not Blank“ einen 2:51 minütigen Animationsfilm. Ein Mann liest eine Tageszeitung, die voll ist von religionsbasiertem, menschlichem Fehlverhalten. Es klingelt an der Haustür. Als er öffnet, steht ein Vertreter einer säkularen Organisation vor der Tür – ohne eine leere Broschüre, stattdessen mit seinen zehn Punkten für eine bessere (religionsfreie) Welt.

„Amerika – eine säkulare Nation?“

Bruce DeShelter zeigt in „America – A Secular Nation?“ Beispiele für „faith healing“, von Kindern, die am „Gesundbeten“ sterben. Gesunde und kranke Kinder sowie erschütternde Einzelschicksale schildert er in seinem 2:56 Minuten langen Film, und konzentriert sich damit auf einen Aspekt der Zehn Punkte-Vision. Er fordert Menschenrechte und das Recht auf Gesundheit für Kinder, unabhängig von ihren Eltern bzw. deren religiösen Einstellungen.

„In unserem eigenen Gelobten Land“

„In Our Own Promised Land“ von Musiker und Schauspieler Hunter Ackerman (4:56 Minuten), singt dieser, kommentiert und erklärt sein Anliegen. Doch nicht nur das, er spielt Percussion, Schlagzeug, Bass und E-Gitarre sowie Keyboard und er singt nicht nur solo, sondern auch seinen eigenen Chor. Sein Anliegen umfasst im Prinzip alle Punkte des moralischen Imperativs von Sean Faircloth.

„Gleichheit Freiheit Respekt“

Noelle George und Donna Swalford, zwei „Mothers Beyond Belief“ (Mütter jenseits des Glaubens) weisen mit „Equality Freedom Respect“ (2:45 Minuten) darauf hin, dass „wir“ Atheisten Mütter, Väter, Söhne, Töchter – Familie sind. Illustriert sind ihre Aussagen mit Fotos von Kindern mit ihren Vätern und Müttern, begleitet sind die Bilder von harmonischen Klavier- und Harfenklängen.

„Hab keine Angst“

Ted Wilmore hat mit Len Peralta (Zeichnung) ein kurzes Animationsvideo (1:32 Minuten) gestaltet, in dem er auf pfiffige Weise Texte und Zeichnungen komponierte. In einer Art Sprechgesang, der an Tim Minchin erinnert, ist beispielsweise in eine Zeichnung von Richard Dawkins ein realer, singender Mund eingebunden, der erzählt, um was es geht: Säkularisierung überall.

„Theokratie in Amerika“

Bei Ben Staceys Film „Theocracy in America“ handelt es sich um den längsten Beitrag (5:08 Minuten). In einer vom Sprecher erläuterten Präsentation von Aussagen der Gründungsväter Amerikas, die er aktuellen Aussagen evangelikaler Politiker gegenüber stellt, verdeutlicht er, wie sehr letztere von der ursprünglichen Absicht, ein säkulares, laizistisches Land zu verwirklichen, abweichen. Die Gründungsväter Thomas Jefferson, James Madison, aber auch der erste amerikanische Präsident George Washington, sprachen sich sehr explizit für die Trennung von Staat und Kirche aus, entsprechend steht es auch in der amerikanischen Verfassung. Dagegen wirkt die „Attacke der Theokraten“ (George W. Bush, Rick Perry, Mitt Romney, Newt Gingrich oder Sarah Palin) richtiggehend grotesk – und sie basiert auf unwahren Behauptungen.

„Glaubst du an ein Säkulares Amerika?“

Jared Schreib hat in „Do You Believe In A Secular America?“ (1:46 Minuten) junge und alte Männer und Frauen erzählen lassen, an welche säkularen, humanistischen Werte sie glauben. Erst später erklären sie, welcher Weltanschauung sie angehören, das birgt durchaus Überraschungen. Ein Moslem, Christen, säkulare Humanisten, Atheisten – sie alle vertreten ähnliche Werte, unabhängig von ihrer jeweiligen Konfession.

Wer will, kann sich noch an der Abstimmung beteiligen, die am 22. Februar 2012 um Mitternacht endet. Der Gewinner schreibt mit seinem Video, das für Werbezwecke eingesetzt wird, Geschichte und darf mit Richard Dawkins dinieren.
 

Fiona Lorenz