Eine Demonstration zum Fürchten

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Aktionstag auf dem Platz der Republik / Fotos © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Siebzehn vorwiegend christliche Trägerorganisationen mit angeschlossenen 100 weiteren Organisationen hatten zum Aktionstag gegen den Rüstungsexport „Stoppt den Waffenhandel“ vor dem Reichstagsgebäude aufgerufen. Rund 90 Aktivisten kamen. Und rund 50 Zuschauer.

Siebzehn Organisationen aus einem vorwiegend kirchlichen Umfeld hatten zu einer Demonstration aufgerufen. (aktion hoffnung, Rottenburg-Stuttgart / Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. (AGDF) / Brot für die Welt / Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) / Provinzleitung der Deutschen Franziskaner und Kommission Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung / Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) / Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. (EED) / Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges e.V. (IPPNW) Deutschland / JuristInnen gegen atomare, biologische und chemische Waffen (IALANA) Deutsche Sektion / Naturfreunde Deutschland / pax christi - Internationale katholische Friedensbewegung Deutsche Sektion / Ohne Rüstung Leben (ORL) / RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.) / terre des hommes - Hilfe für Kinder in Not (tdh) / Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden (WfGA).)

„Die Aktion selbst wird um 11:30 Uhr starten und 30-45 Minuten andauern. Sie ist für Fotografen und Kamerateams besonders geeignet.“ so stand es in der Einladung an die Medien.

Es war der „Kampagnentag“ der Aktion „Aufschrei gegen Waffenhandel“.

 

Zum Fürchten

Gerade aus einer Position der Sympathie für das Anliegen dieser Aktion kann man sie allerdings nur mit Spott kommentieren. Wäre normalerweise ein höfliches Verschweigen angebracht, so ist das in diesem Falle anders - gerade wenn ein ehrenhaftes und wesentliches Anliegen so gnadenlos schlecht öffentlich platziert wird.

Siebzehn Trägerorganisationen mit weiteren 100 angeschlossenen Organisationen bringen für eine nationale Veranstaltung, einen nationalen „Kampagnentag“ zwischen Reichstagsgebäude und Bundeskanzleramt nicht mehr als rund 90 AktivistInnen auf die Beine? Wesentlich kann ihnen das Anliegen also nicht sein. Und am Wetter hat es nicht gelegen, das war ein weitgehend milder Tag mit strahlendem Sonnenschein.

Die „Schirmherrin“, Frau „Professor Dr. Margit Käßman“, war ebenfalls nicht zu sehen. Frau Dr. Käßmann ist eine in dieser Hinsicht glaubwürdige Schirmfrau, da sie seit Jahren für ein Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung in allen Staaten der Welt eintritt, aber, mit Verlaub, der Eindruck, der durch die Titelangabe erzeugt wird, dass sie die dienstrechtliche Stellung einer Professorin auf Lebenszeit innehat, der stimmt so nicht. Eine etwas eitle Überhöhung, denn Landesbischöfin a.D. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann ist Honorarprofessorin der Ruhr-Universität Bochum in der Evangelisch-Theologischen Fakultät. Das bleibt man aber nur so lange, wie man ein Mindestmaß an Lehrverpflichtungen erfüllt. Honorar gibt es keines.

Das fotogeile Bedürfnis der Organisatoren lässt sie dann den angemieteten ‚Bühnenwagen‘, an dem die Verstärkertechnik gut platziert und laut, glasklar zu verstehen ist, verlassen und auf die Wiese zur Probeaufstellung eilen. Aber bloß nicht, dass eine der Aktivistinnen etwas anderes machen wollen könnte, als die Organisatoren es wollen, werden die fröhlichen Großballon-Aktivisten wie auf einem Kasernenhof mit lauten Kommandos, Megaphon verstärkt, hin und her dirigiert, es sollen doch gute Bilder werden. Währenddessen lösen sich allmählich ein gutes Dutzender der Großballone von ihren Seilen und schweben mehr oder minder gemächlich im Aufwind gen Himmel. Auf die Frage, ob das denn nicht die Luftfahrt gefährden könne, gibt es erstens die pampige Antwort, das sei alles geklärt, bis 30 Meter Höhe sei alles erlaubt, und die einzelnen Abgeflogenen? Ach, die machen doch nichts. Ich staune, denn es sind rund 2 m hohe, bombenförmige und prall mit Helium gefüllte Ballons. Die Triebwerke eines Flugzeuges lassen grüßen?