"Grenzenlose Naivität"

KÖLN. Der Zentralrat der Ex-Muslime wirft bundesdeutschen Politikern eine „grenzenlose Naivität" im Umgang mit islamischen Verbänden vor.

Die stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats, Arzu Toker, erklärte hierzu, es sei „schlichtweg Unsinn", dass deutsche Politiker den geplanten Dachverband islamischer Organisationen als zentralen Ansprechpartner für die 3,4 Millionen in Deutschland lebenden sog. „Muslime" begreifen: „Zum einen repräsentieren die Organisationen, die sich in diesem Dachverband zusammenschließen wollen, nur rund 300.000 Menschen, zum anderen darf man nicht übersehen, dass nur ein Teil der 3,4 Millionen Menschen, die man gemeinhin dem Islam zuschreibt, tatsächlich gläubige Muslime sind." Viele sog. „Muslime" seien areligiös oder würden sich zumindest für eine konsequente Trennung von Religion und Politik einsetzen.

 

Becks Schildbürgerstreich

Zustimmung erhielt Toker vom Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, der den Auftakt der Kampagne „Wir haben abgeschworen!" des Zentralrats der Ex-Muslime geleitet hatte. Der Versuch, Integration über Religion erreichen zu wollen, sei zum Scheitern vorurteilt, sagte Schmidt-Salomon. Eine solche Strategie führe auf lange Sicht nicht zu Integration, sondern vielmehr zu einer „schleichenden religiösen Ghettoisierung der Gesellschaft". Dass ausgerechnet der bekennend schwule Grünen-Politiker Volker Beck sich für eine Stärkung islamischer Stimmen in Deutschland einsetze, bezeichnete Schmidt-Salomon als „tragisch-komisch". Offenbar habe Beck noch nicht registriert, dass die Mehrheit der tatsächlich gläubigen Muslime, so sie könnten, auch in Deutschland Homosexualität unter Strafe stellen würden: „Einerseits die Homo-Ehe mit allem Elan zu propagieren, andererseits aber jene zu fördern, die sie wieder abschaffen wollen - das erinnert doch sehr an einen Schildbürgerstreich!", erklärte Schmidt-Salomon.