Die Atheistische Perspektive - Teil 2

KÖLN. (hpd/ibka) Wie angekündigt, nun der zweite Teil der Vorstellung der Referentinnen und Referenten der von der Atheist Alliance International (AAI) und vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) ausgerichteten Tagung. Sie findet vom 25. bis zum 27. Mai in Zusammenarbeit mit der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) im Kölner Comedia Theater statt.

Als Muslimin geboren

Taslima Nasrin, preisgekrönte Schriftstellerin, säkulare Humanistin und Menschenrechtsaktivistin ist für ihre schlagkräftigen Schriften die Unterdrückung der Frauen betreffend sowie für ihre unerschrockene Religionskritik bekannt. Daher musste sie ihre Heimat verlassen, da sie durch mehrere Fatwas mit dem Tod bedroht ist. Nicht viele Menschen haben ihr Leben auf diese Weise riskiert. In Indien, Bangladesch und vielen anderen Ländern stehen Nasrins Geschichten, ihre Poesie und Memoiren an oberster Stelle der Bestsellerlisten. Von den vielen Preis, die sie erhielt, seien hier nur einige wenige genannt:
• 1992 und 2000 Literaturpreis Ananda Award
• 1994 Sakharov-Preis für Gedankenfreiheit, verliehen vom europäischen Parlament
• 1995 Menschenrechtspreis der französischen Regierung
• 2002 Erwin-Fischer-Preis des IBKA
• 2005 UNESCO Preis für die Förderung von Toleranz und Gewaltlosigkeit

Etliche Universitäten verliehen ihr die Ehrendoktorwürde. Sie hat bereits vor dem europäischen Parlament, dem Nationalen Abgeordnetenhaus in Frankreich, dem Noble Institut in Norwegen, der Universität in Oxford sowie in Harvard und Yale Reden gehalten. Der Titel ihres diesjährigen Vortrages während der Konferenz lautet: „Als Muslimin geboren und aufgewachsen – zur Atheistin und Feministin geworden.“

Willkommen in der Matrix

Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., geb. 1967, ist Philosoph, Schriftsteller und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Er veröffentlichte u.a. die philosophischen Bücher „Manifest des evolutionären Humanismus“, „Jenseits von Gut und Böse“ und „Leibniz war kein Butterkeks“, die Streitschrift „Keine Macht den Doofen!“, den Roman „Stollbergs Inferno“ sowie die Kinderbücher „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ und „Susi Neunmalklug erklärt die Evolution“. Der Titel seines Beitrages lautet: „Willkommen in der Matrix – Auch Dummheit will gelernt sein.“

Schon Sigmund Freud wunderte sich über den „betrübenden Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen“. In seinem Vortrag erläutert Michael Schmidt-Salomon die kulturelle Matrix, die zu solchen Denkschwächen führt, und skizziert einige Strategien, die helfen könnten, diese Matrix zu durchbrechen.

Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz

Ingrid Matthäus-Maier ist ehemalige Verwaltungsrichterin, Bundestagsabgeordnete, (von FDP bis Oktober 1982/ab März 1983 SPD), von 1999 - 2008 Vorstand bzw. Sprecherin der Kreditanstalt für Wiederaufbau. 1974 war sie Mit-Verfasserin des Grundsatzpapiers zur Trennung von Kirche und Staat.

Aktuell ist sie unter anderem Sprecherin der gegenwärtigen Kampagne von IBKA und gbs „Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz“ - GerDiA [www.gerdia.de]. Die Kampagne setzt sich für Weltanschauungsfreiheit in der Arbeitswelt ein. Sie fordert, die Gültigkeit des Betriebsverfassungsgesetzes auf kirchliche Sozialeinrichtungen auszuweiten, damit die dort Beschäftigten zukünftig ihre private Lebensführung nicht mehr an kirchlichen Vorgaben ausrichten müssen und die üblichen Mitbestimmungsrechte erhalten. In ihrem Vortrag stellt Ingrid Matthäus-Maier die Kampagne vor. 

Atheismus und Menschenrechte in Afrika

Leo Igwe ist Gründer der nigerianischen humanistischen Bewegung. Viel zu lang wurden verschiedene Menschenrechtsverletzungen gegen Atheisten und einzelne Theisten im Namen Gottes oder Allahs von Politikern und anderen ungestraft ausgeübt. Das kommt besonders häufig in Afrika vor.

In seinem Vortrag wird Igwe sich besonders auf zwei Probleme konzentrieren: die Rechte der Atheisten sowie Menschenrechtsverletzungen, die auf Glaube und Aberglaube basieren.

Mit besonderem Nachdruck fordert er die atheistischen Organisationen auf, diese Missbräuche zu nennen und gegen sie anzugehen. Zur Erhaltung der Menschlichkeit. „In gods's name: Atheism and human rights in Africa”

Lehrer im (Vati-)Kanton Wallis

Valentin Abgottspon: Freidenker, Germanist, Philosoph, wurde an einer staatlichen Schule im Oberwallis 2010 fristlos entlassen, weil er sich für säkulare Schulen einsetzte und sich weigerte, ein Kruzifix in seinem Klassenzimmer aufzuhängen. Er ist Präsident der Sektion Wallis der Freidenker-Vereinigung der Schweiz.

Valentin Abgottspon stellt in seinem Vortrag dar, wie es zu der fristlosen Entlassung gekommen ist, wie die Situation in der Schweiz beschaffen ist, was seither passiert ist und welche Lehren die säkulare Bewegung aus solch haarsträubenden Vorkommnissen ziehen kann.

Glaubenskrieg gegen Frauen

Rebecca Watson leitet das Skeptical Activists Team im Skepchick Netzwerk. Letzteres beinhaltet Skepchick.org, Teen Skepchick, Swedish Skepchick, Esceptica, Queereka, und Mad Art Lab. Weiterhin ist sie Co-Moderatorin des Skeptics’ Guide to the Universe', einer Radiosendung mit Podcast, welche 100.000 Zuhörer pro Woche erreicht. Rebecca bereist die Welt, um unterhaltsame Reden über Wissenschaft, Atheismus, Feminismus und Skepsis zu halten. Zurzeit umkreist ein Asteroid die Sonne, der ihren Namen trägt. Sie referiert unter dem Titel: „Krieg der Tief-Gläubigen gegen Frauen“

Eine grelle Minorität fundamentaler Christen kontrolliert zurzeit den politischen Diskurs in den Vereinigten Staaten. Das höchste Ziel dieser Gruppe ist es, die Rechte der Frauen mit allen Mitteln zu begrenzen. Jede Woche werden neue Gesetze erlassen, die die Rechte der Frauen unterminieren, während amerikanische Fundamentalisten an Einfluss in Europa gewinnen. Es ist jetzt wichtiger denn je, dass Säkularisten sich für Frauen und deren individuelle Fortpflanzungs- und somit Selbstbestimmungsrechte einsetzen.

Finanzen und Organisation der Weltanschauungen

Carsten Frerk, Dr. rer.pol., ist derzeit Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes. Er gilt als ausgewiesener unabhängiger Fachmann für die Finanzen der Kirchen und diesbezüglicher Ansprechpartner für die Medien. Zahlreiche einschlägige Publikationen, darunter das Standardwerk „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“, „Caritas und Diakonie“ und das aktuelle „Violettbuch Kirchenfinanzen“. Er trägt spannend wie unterhaltsam über die Finanzen und die Organisation der Weltanschauungen in Westeuropa vor.

Alle Informationen zur Internationalen Atheistischen Konferenz vom 25. bis 27. Mai in Köln sowie Eintrittskarten, Verpflegungstickets und Hotel-Empfehlungen sind erhältlich auf der Tagungs-Seite des IBKA.

Eintritts-Karten sind noch erhältlich.

 

Die Tagung „Perspektiven des Atheismus“ umrahmt die Verleihung des IBKA-Preises „Sapio 2012“ als eigenständige Veranstaltung am Samstagabend im gleichen Saal - hierfür hat der Kartenverkauf gerade erst begonnen.

Rainer Ponitka

 

Perspektiven des Atheismus - Teil 1