Mitgliederversammlung stellt Weichen für 2013

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Bruder Spaghettus und Elli Spirelli während der Nudelmesse / Foto: Daniela Wakonigg

HANNOVER (hpd) Am vergangenen Wochenende fand in Hannover die diesjährige Mitgliederversammlung des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) statt. Eingerahmt von zwei Abendveranstaltungen wurde am Samstag über laufende und anstehende Kampagnen, Positionspapiere und Öffentlichkeitsstrategien beraten.

Bereits am Freitagabend hatten Corinna Gekeler und Vera Muth über die Kampagne Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz (GerDiA) berichtet. Corinna Gekeler, Leiterin der Studie zu „Loyalitätsobliegenheiten von Dienstnehmern in kirchlichen Einrichtungen“, gab einen Einblick in die – noch vorläufigen – Ergebnisse ihrer Arbeit, die in Kürze abgeschlossen sein wird. Sie skizzierte das Ausmaß der diskriminierenden Absurditäten anhand der von ihr recherchierten Einzelfälle und verwies auf den Widerspruch zwischen dem Geist der europäischen Antidiskriminierungsrichtlinie und der aktuellen Rechtssituation in Deutschland. In der Frage des Streikrechts werde das für November erwartete Urteil des Bundesarbeitsgerichts zeigen, ob sich die Rechtsprechung weiter entwickele. Allerdings lasse sich nicht sagen, welche Folgen der Urteilsspruch für den Bereich der „Loyalitätsobliegenheiten“ haben werde.

Kampagnenleiterin Vera Muth ließ die zahlreichen Aktivitäten der letzten Monate Revue passieren. Sie zitierte aus den Antwortschreiben der Bundestagsfraktionen nach der Verschickung des GerDiA-Faltblattes an alle Abgeordneten, gab einen Überblick über die Medienberichterstattung und ließ das Publikum durch Fotos an den lebendigen Umsetzungen des GerDiA-Aktionstags vor Ort (am 8. September in 15 Städten) teilhaben. Aufgrund der großen Resonanz beschloss die Mitgliederversammlung, die Kampagne über das Jahresende hinaus zu verlängern.

Mehr Aktivitäten, mehr Mitglieder

Auch aus den Berichten des Vorstandes und der Landesverbände ging hervor, dass der IBKA bislang auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken kann. Die Religionsfreie Zone am Karfreitag in Köln stieß auf reges Interesse bei den Medien und für die internationale Konferenz „Die Atheistische Perspektive“ konnten hochkarätige Referenten gewonnen werden. Die Mitgliederzahl liegt mittlerweile über 1.000, mit Hessen hat ein weiterer Landesverband seine Arbeit aufgenommen. Im August konnte die Bürosituation verbessert werden; hier soll ab dem kommenden Jahr auch eine Beratungsstelle eingerichtet werden, die Konfessionslosen in Konfliktsituationen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Für 2013 steht zudem eine Kampagne zur Weltanschauungsfreiheit in der Schule an; ein dazugehöriger Ratgeber, herausgegeben von Rainer Ponitka, soll im Februar erscheinen. Mit einem Jahr Verzögerung wird sich nun auch eine Arbeitsgruppe konstituieren, die sich mit „Islam in Deutschland“ auseinandersetzen soll. Anlässlich der Vorstellung eines Thesenpapiers verwies Gunnar Schedel darauf, dass konservative Islamverbände dazu übergehen, laizistische Positionen zu diffamieren, indem sie diese mit Rassismus und Rechtspopulismus in Verbindung bringen. Dadurch solle nicht zuletzt davon abgelenkt werden, dass gerade die Vereinigungen, die von der deutschen Politik derzeit hofiert werden, gesellschaftspolitische Vorstellungen vertreten, die in Deutschland seit „1968“ halbwegs überwunden seien.

Eine längere Debatte gab es zum Thema der religiös motivierten Beschneidung. Hier wurde beschlossen, ein Positionspapier zu erarbeiten, das die Grundrechte gegen religiöse Sonderrechte verteidigen soll. In den Wortmeldungen kamen zahlreiche weitere Beispiele zur Sprache, in denen sich Religionsgesellschaften nicht an die allgemein gültigen Gesetze halten müssen – vom kirchlichen Arbeitsrecht bis zum allgegenwärtigen Glockenläuten.

Abendliche Nudelmesse

Nach getaner Arbeit ließ sich eine Reihe von Teilnehmern der Mitgliederversammlung durch das Versprechen eines Biervulkans und einer Stripper-Fabrik zurück in den Tagungsraum locken. Dort mussten sie dann einer Zeremonie der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters beiwohnen. Die meisten blieben standhaft, aber einige, darunter die zweite IBKA-Vorsitzende Heike Jackler, konvertierten schnurstracks zum Pastafarianismus, jener satirisch-kritischen Religion, die in den USA entstanden ist und nun schon über 30 Millionen Anhänger haben soll (naja, seit Samstagabend dann ja wohl 30.000.004). Die Nudelmesse in Hannover war der Abschluss einer Tour, die Bruder Spaghettus und Elli Spirelli durch verschiedene deutsche Städte geführt hatte.

Martin Bauer