Nachkommen von Affen und Schweinen?

Zionisten und NSDAP

Tatsächlich gab es eine Phase der Annäherung von Zionisten und NSDAP. Eben, um die Auswanderungen zu forcieren, schlossen Wirtschaftsministerium und die Zionistische Vereinigung für Deutschland 1933 das Ha'avara-Abkommen. Waren sollten so einfacher nach Palästina exportiert werden können, um den Siedlern beim Aufbau ihrer neuen Heimat zu helfen. Sogar zur Begrüßung der Nürnberger Rassengesetze, die Ehen zwischen Ariern und Nicht-Arier unter Strafe stellten, fanden sich Zionisten bereit. Rassismus ist keine Einbahnstraße. Genauso wie die Gesetze die Vermischung der arischen Rasse mit schädlichen Völkern stoppten, verhinderten sie, dass sich das jüdische Volk durch deutschen Einfluss weiter ausdünnte.

Abbas bleibt jedoch für die These, dass der Holocaust initiiert wurde, um Israel zu gründen, jeglichen Beweis schuldig. Wenn überhaupt strebten die Zionisten vertragliche Zusagen an, wie das oben genannte Abkommen. Auch darf nicht überschätzt werden, dass Zionisten eine Minderheit im deutschen Judentum darstellen, genauso wie nicht jeder von ihnen zur Kooperation mit dem NS-Staat bereit war. In Hamburg wählten sie sogar den gegenteiligen Weg. In der Zeit vor der Machtergreifung hatte die dortige Gemeindeverwaltung den Weg der Selbstverleugnung und Leisetreterei eingeschlagen. Juden hatten „unsichtbar“  zu werden, um den braunen Horden keine Angriffsfläche zu bieten. So sollten die Gläubigen vor und nach dem Gottesdienst vor der Synagoge nicht zum geselligen Schwatz zusammenstehen, sondern möglichst schnell wieder in ihre Wohnungen verschwinden. Um die eigenen Mitglieder nicht zu beunruhigen, wurden antisemitische Attacken in den Gemeindeblättern einfach totgeschwiegen. Die Hamburger Zionisten hingegen setzten auf einen Konfrontationskurs und erwogen sogar die Aufstellung einer Bürgerwehr.

Sympathien für Hitler

Wenn Abbas dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Schamir eine Sympathie für Hitler andichtet, dann ist das formal korrekt. Dieser hatte der zionistischen Gruppe Lechi angehört, die dem Deutschen Reich 1941 sogar ein militärisches Bündnis anbot. Wenn Hitler die Juden aus seinem Machtbereich allesamt nach Palästina abschieben würde, könne man eine Legion aufstellen, die Seite an Seite mit der Wehrmacht gegen die Briten kämpfen wurde. Churchill war den Zionisten verhasst, da er aus Rücksichtnahme auf die arabische Bevölkerung in seinem Kolonialreich die Einwanderung von Juden nach Palästina erschwerte. Hitlers Antisemitismus war in den Augen der Lechi nur ein Hirngespinst, das sich bald auflösen würde, wenn er endlich die Chancen einer deutsch-jüdischen Kooperation gegen seinen eigentlichen Hauptfeind Großbritannien erkannte.

Man muss sich aber bei diesem abenteuerlichen Bündnis die eher geringe Bedeutung der Lechi vor Augen halten (selbst wenn eines ihrer Mitglieder zum Ministerpräsidenten aufstieg). Die größte paramilitärische Gruppe im Mandatsgebiet Palästina war die Hagana, die Churchill zwar kritisch gegenüberstand, aber ihre Ziele auf dem Verhandlungsweg durchzusetzen versuchte. Von ihr spaltete sich die Irgun ab, die offen zu Terroranschlägen gegen die britische Kolonialverwaltung aufrief (und auch durchführte). Die radikale Abspaltung der radikalen Abspaltung war dann die Lechi, die im Kampf gegen Churchill sogar Hitler ihre Aufwartung machte. Dass dieser das Angebot überhaupt zur Kenntnis nahm, ist nicht belegt.

Islam und Rassenwahn

Tatsächlich suchte Hitler zu dieser Zeit nach mächtigeren Verbündeten. Zu diesem Zweck traf er sich mit dem Großmufti von Jerusalem, der ab 1941 bis Kriegsende dauerhaft in Deutschland wohnte. Islam und Rassenwahn gingen eine tödliche Symbiose ein. Großmufti Mohammed Amin al-Husseini konnte auf diplomatischem Wege die Ausreise jüdischer Kinder nach Palästina verhindern, was ihren sicheren Tod bedeutete und half Hitler bei der Aufstellung muslimischer SS-Divisionen in Bosnien und Albanien. Im Vorfeld hatte er im Irak auf die Überwindung der britischen Kolonialherrschaft hingearbeitet. Großmufti al-Husseini wird noch heute von Abbas verehrt, genauso wie sich auch Hitler im islamischen Raum großer Beliebtheit erfreut. Nirgendwo sonst verkaufen sich „Mein Kampf“ und die „Protokolle der Weisen von Zion“ so gut. Wenn doch einmal Kritik am Führer geübt wird, dann oft dergestalt, dass er eben nur sechs Millionen Menschen vernichtete und nicht das gesamte damalige Judentum.

Abbas' Thesen verfolgen gleich zwei Ziele. Zum einen soll das Existenzrecht Israels diskreditiert werden. Zum anderen ist es einfacher, den „Zionisten“ Nazi-Methoden in den Palästinensergebieten vorzuwerfen, wenn man auf das historische Vorbild verweisen kann. Der islamische Antisemitismus kann dabei die Verbrechen der Nationalsozialisten leugnen, sie aber im gleichen Moment für Analogien mit der israelischen Besatzungspolitik zur Hilfe ziehen. Und so sind die Juden genauso schlimm wie die Nazis, die aber eigentlich dann doch nicht ganz so schlimm waren.

Islam als abrahamitische Religion

Doch zurück zu Mursi. Wenn er davon spricht, als gläubiger Moslem auch die Propheten anderer Religionen zu ehren, dann ist das rein theologisch korrekt. Der Islam als abrahamitische Religion ist sich des gemeinsamen Ursprungs mit Judentum und Christentum bewusst. Unter dem Dhimmi-Status bietet er diesen monotheistischen Religionen Schutz an, was natürlich gleichzeitig heißt, dass bei strenger Auslegung Atheisten und Polytheisten ausgeschlossen bleiben, wenngleich es hier eine gewisse Flexibilität gab.

Geknüpft ist diese Toleranz an die Entrichtung einer Kopfsteuer. Wer aber glaubt, dass man sich die Religionsfreiheit im Islam einfach erkaufen könnte, der irrt. Dhimmis dürfen ihre Religion zwar ausüben, doch nicht missionieren. Sie dürfen ihre bestehenden Gotteshäuser unterhalten, jedoch keine neuen errichten. Die Religionsausübung soll, so weit es geht, unsichtbar erfolgen, um Muslime nicht zu stören. Ein Dhimmi muss konvertieren, wenn er die Ehe mit einem islamischen Partner eingehen will. Höhere Staatsämter bleiben ihnen verschlossen, vor Gericht gilt ihre Zeugenaussage nur eingeschränkt etc. Sicher, diese Bestimmungen werden schon lange nicht mehr befolgt, aber sie bieten Einblick in das Denken der Islamisten, die den Schritt ins Mittelalter vollziehen wollen, doch gleichzeitig Toleranz und Friedfertigkeit ihrer Religion betonen.

„Hüter der Stadt“

Wer aber würde sich freiwillig und nicht unter Zwang diesem Status, der mehr der Schutzgelderpressung der Mafia, als echter Sicherheit gleicht, unterwerfen? Es gibt sie, die Juden, die den israelischen Staat sofort gegen ein Kalifat eintauschen würden. Sie trennen genauso wie Mursi zwischen Zionisten und „wahren“ Juden. Die Angehörigen der Sekte Neturei Karta („Hüter der Stadt“) solidarisieren sich mit dem palästinensischen Volk. Angeblich werde es mit Nazi-Methoden unterdrückt. Mit gleicher Doppeldeutigkeit wie Abbas relativieren sie aber im gleichen Atemzug den Holocaust und schieben ihn den Zionisten in die Schuhe. Warum aber verdammen sie den israelischen Staat, der angeblich den Zorn Gottes heraufbeschwört?

Das Judentum sah sich oft von Gott gestraft und nimmt das babylonische Exil sowie die ägyptische Sklaverei als Teil eines größeren Plans hin. Die Zerstörung des großen Tempels wurde nicht hinterfragt. Nur der Messias selbst durfte das alte Königreich Davids wieder errichten. Da aber Israel im Jahre 1948 von David Ben-Gurion und ganz ohne göttlichen Beistand gegründet wurde, handelt es sich um einen illegitimen Staat. Lange Zeit war diese Position im orthodoxen Judentum nicht ungewöhnlich, erst die Katastrophe des Holocaust löste ein Umdenken aus. Es gibt eine Kompromissformel. Viele orthodoxe Juden leben zwar in Israel, jedoch ohne den Staat anzuerkennen. Weder zahlen sie Steuern, noch dienen sie im Militär. Ein Deal, den die Regierung in Jerusalem bereitwillig eingeht, um Einwanderer ins Land zu holen.

Vertreter der Neturei Karta lassen sich von der palästinensischen Autonomiebehörde finanzieren und reden deren Terrorismus klein. Auch reisten sie 2006 zu der berüchtigten Holocaust-Konferenz nach Teheran, die von Mahmud Ahmadinedschad ins Leben gerufen wurde. Im Jahr 2003 verteidigte ein Vertreter der Sekte Martin Hohmann, der in einer Rede den auffallend hohen jüdischen Anteil unter den Begründern der Sowjetunion thematisiert hatte. Wenn wir künftig Präsident Mursi zusammen mit einem orthodoxen Juden sehen, sollten wir dabei immer die religiösen Weltbilder beider Männer im Kopf behalten.