POUGHKEEPSIE/USA. (hpd) Weil christliche Fundamentalisten auf dem Gelände ihrer Hochschule gegen Schwule und Lesben predigen wollen, handeln die Studenten: Für jede Minute Hetze sammeln sie Geld für die Opfer homophober Gewalt – insgesamt bereits über 80.000 Dollar.
Wer sich mit der christlichen Rechten in den USA beschäftigt, der stößt schnell auf Fred Phelps und seine Westboro Baptist Church. Die Anhängerschaft des 1929 geborenen Predigers umfasst gerade einmal 40 – 50 Gemeindemitglieder. Trotzdem haben sie es geschafft, mit ultrarechten und menschenfeindlichen Parolen eine Medienpräsenz zu erreichen, mit der sich nur wenige fundamentalistische Gruppen brüsten können.
Das Kernanliegen der Westboro Baptist Church ist dabei der Kampf gegen die von ihnen als gottlos angesehene Homosexualität. Sie sind es auch, die mit überdimensionalen und farbenfrohen Plakaten gegen all jene demonstrieren, die nicht ihrer Meinung sind. Die Texte auf diesen Transparenten lauten etwa GOD HATES FAGS (Gott hasst Schwuchtel), THANK GOD FOR AIDS (Danke Gott für Aids) oder GOD HATES JEWS (Gott hasst Juden).
Hassreden auf dem Campus
Für ihre neueste Kundgebung am 28. Februar hatte sich die Gruppe den Campus des angesehenen Vassar Colleges, etwa 100 Kilometer nördlich von New York City, ausgesucht. Über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook verbreitete sich die Nachricht in kurzer Zeit, und die Studenten handelten: Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Pläne erstellten sie einen Spendenaufruf im Internet. Ihr Ziel war es, für jede Minute, die die Westboro Baptist Church auf ihrem Campus spricht, 100 Dollar zu sammeln.
Das Geld, zusammen 4.500 Dollar, soll an das Trevor-Project gehen, der einzigen landesweiten rund-um-die-Uhr Krisen- und Suizid-Telefonseelsorge für jugendliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Doch mit dem, was nun folgte, hatten die Macher nicht gerechnet.
1.800 Dollar für jede Minute
Aus den geplanten 4.500 Dollar wurden bislang über 80.000 Dollar. Damit würden pro Minute Hetzrede über 1.800 Dollar an den gemeinnützigen Verein gehen, Tendenz steigend. Der aktuelle Spendenstand, sowie die Möglichkeit, selbst mitzumachen, gibt es auf der Seite Crowdrise.com.
Die große Frage ist nun, ob die Fundamentalisten auftauchen werden. Bereits in den letzten Monaten häuften sich die Fälle, bei denen die Gruppe einen Protest zwar ankündigte, dann aber doch nicht auftauchte. Grund dafür könnte der zunehmende Widerstand sein, der sich in der amerikanischen Bevölkerung regt.
So hat eine Petition, die die Anerkennung der Westboro Baptist Church als „hate group“ durch Präsident Obama fordert, über 330.000 Unterzeichner. Und sogar das Hackerkollektiv Anonymous hat sich eingemischt: nach dem Schulmassaker von Sandy Hook kaperte es die Homepage der Gruppe und veröffentlichte eine Liste mit den Namen aller Mitglieder.
Konstantin Flemig/KFF
Weitere Fotos von John Lemieux.