Religiöse Rechte: Notizen Februar 2013

us_flag_morguefile_30.jpg

US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Kaum ein anderes Ereignis hat im Februar für so viel Aufsehen gesorgt, wie der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Das erste Mal seit dem Mittelalter hat sich ein Bischof von Rom zu diesem Schritt entschlossen. Die Entscheidung und die anstehende Papstwahl sorgten auch in den USA für Gesprächsstoff. Außerdem wurden die amerikanischen Pfadfinder Mittelpunkt einer Debatte.

Im Februar begann zudem erneut eine Debatte über Schwangerschaftsabbrüche. Kevin Swanson behauptete, dass sich im Bauch einer jeden Frau, die die Pille nimmt, viele tote Föten befänden, weil die Pille eben keine verhütende Wirkung, sondern eine abtötende Wirkung hätte. Ähnliche Argumente wurden in jüngster Zeit auch in Deutschland geltend gemacht, erst kürzlich hat die Deutsche Bischofskonferenz die „Pille danach“ akzeptiert. (Quelle)

Obamas Personalentscheidungen stehen auch weiterhin in der Kritik. Sandy Rios und Bryan Fischer von der American Family Association warfen John Brennan, der bald CIA-Direktor werden soll, vor, heimlich zum Islam konvertiert zu sein und die Außenpolitik der USA zu untergraben. General Boykin warf ihm vor, Sympathien für den Dschihad zu hegen. Auch Chuck Hagel, der von Obama als neuer Pentagon-Chef vorgesehen ist und sich bisher eher israelkritisch positionierte, bekam im US-Senat heftigen Gegenwind. Fernsehprediger Matthew Hagee sah hierin die Erhörung seiner Gebete. Sein Vater, John Hagee, behauptete, dass Hagels Ernennung zum Verteidigungsminister dem Iran signalisieren würde, dass er ungestraft Israel attackieren dürfe. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)

Auch Obamas Entscheidung, Frauen im Militär künftig an vorderster Front dienen zu lassen, stößt im rechten Lager auf viel Gegenwehr. Glenn Beck bezeichnete es schlicht als die „dümmste Idee von der er je gehört habe“. Das Militär müsse den Gegner einschüchtern. Eine kleinwüchsige, transsexuelle Eskimo-Latina verängstige niemanden. Bryan Fischer zeigte sich verärgert, dass Obama sich um die Gesundheit von Footballspielern sorge, aber kein Problem damit hätte, wenn seine Tochter im Kampfeinsatz fallen würde. Der US-Präsident fürchte „weißen Rassismus“ und sehe im US-Militär die Reste der Kolonialherrschaft, daher wolle er es systematisch zerstören.  (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Rick Scarborough forderte in einer Predigt, künftig wieder von Sodomitern zu sprechen und auf das Wort „gay“ zu verzichten. Schon bald würden nämlich auch Pädophile sich als „fröhlich“ (eigentliche Bedeutung von gay) bezeichnen. Mat Staver und Matt Barber fanden es seltsam, dass man die Verfassung der Vereinigten Staaten benutzen könne, um Homo-Rechte zu etablieren. Schließlich sei zum Zeitpunkt ihres Entstehens Homosexualität noch ein Verbrechen gewesen, auf das die Todesstrafe stand.  (Quelle 1) (Quelle 2)

Bill Donohue, Vorsitzender der Catholic League, attackierte die angesehene New York Times dafür, dass sie über den Kindesmissbrauch durch katholische Priester berichte. Umgekehrt würde sie allerdings ähnliche Vergehen jüdischer Geistlicher regelmäßig unter den Tisch kehren. Diese Behauptung ist falsch, die New York Times hat über Kindesmissbrauch durch Rabbiner berichtet. (Quelle)

Glenn Beck präsentierte seinen Zuschauern die Erklärung, warum sich Papst Benedikt XVI. zum Rücktritt entschlossen habe. Angeblich sammle ein afrikanischer, marxistischer Kardinal die Massen hinter sich, um selbst auf den Heiligen Stuhl zu steigen. Benedikt habe diese Machtverschiebung bemerkt und mit seinem Rücktritt das fällige Konklave vorgezogen, so dass das Kardinalskollegium noch nicht völlig marxistisch unterwandert sei und wieder ein konservativer Pontifex gewählt werde. (Quelle)

Der katholische Bischof von Brooklyn, Nicholas DiMarzio, warf Obama vor, Amerika nahe an die „Kultur des Todes“ gebracht zu haben. Abraham Lincoln, habe sich für die Freiheit der Afro-Amerikaner eingesetzt. Es sei eine Schande, dass ausgerechnet der erste schwarze Präsident der USA nicht die Werte der Freiheit hochhalte. Die Lebensschützerin Judie Brown forderte von der katholischen Kirche, ihre Mitglieder zu exkommunizieren, wenn sie sich für Abtreibungsrechte einsetzen. Konkret hatte sie dabei den Kennedy-Clan, sowie Vizepräsident Joe Biden und Nancy Pelosi im Sinn. Alle genannten Politiker stünden angeblich unter dämonischem Einfluss.  (Quelle 1) (Quelle 2)

Roger Kardinal Mahony, ehemaliger Erzbischof von Los Angeles, steht in der Kritik. Katholische Laien fordern, dass er freiwillig nicht am Konklave in Rom teilnimmt, da er in der Vergangenheit Kindesmissbrauch durch Priester in seinem Amtsbereich vertuscht hatte. Mahony zeigte sich gnädig: Er „vergebe“ seinen Kritikern, dass sie ihn gedemütigt hätten. (Quelle)

Derzeit diskutieren die amerikanischen Pfadfinder darüber, ob sie künftig Schwule als Mitglieder zulassen wollen oder nicht. Matt Barber sah Satan höchstpersönlich hinter diesem Plan, Buster Wilson warnte, dass der Tag der Abrechnung noch kommen würde. Kevin Swanson stellte eine Analogie zwischen schwulen Pfadfindern und Serienmördern als Lehrer her. Auch wenn man beide nicht mit Kindern in Berührung kommen lassen solle, müsse man sie doch lieben und ihnen das Evangelium nahebringen. Tony Perkins fand es „ironisch“, dass ausgerechnet diejenigen, die der katholischen Kirche Kindesmissbrauch vorwerfen, nun auf die Zulassung von Schwulen zu den Pfandfindern drängten. Sandy Rios forderte, dass alle, die sich jetzt für Homosexuelle aussprechen, in Zukunft die Schadensersatzforderungen an sexuell missbrauchte Kinder leisten müssen.  (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)

Die Vorstöße der demokratischen Partei, Waffenbesitz einzuschränken, riefen erneut schrille Kritik hervor. Larry Pratt von den Gun Owners of America warf Präsident Obama vor, Waffen konfiszieren zu wollen. Sein Gesprächspartner warnte vor Planungen, eine Armee aus Afro-Amerikanern aufzubauen, um Gewalt hervorzurufen. Unter dem Vorwurf, Rassismus zu bekämpfen, könne der Präsident dann gegen Waffenbesitzer vorgehen. Auch Buster Wilson verbreitete Verschwörungstheorien und behauptete, das US-Militär werde Soldaten künftig dazu anhalten, auch auf das eigene Volk zu schießen. Der Republikaner Louie Gohmert verteidigte das Recht auf Waffenbesitz, da es nur so den Amerikanern möglich sei, sich gegen die Einführung der Scharia zu wehren. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Rechte Christen in den USA befürchten eine Welle der Verfolgung. Erik Rush und Buster Wilson befürchteten beide, dass die American Psychiatric Association das Christentum bald als Geisteskrankheit einstufen könne, um so im Auftrag der Regierung Gläubige einzusperren. Judson Phillips von der Tea Party und Larry Klayman warfen Obama vor, auf einer Stufe mit Stalin zu stehen. Er wolle eine Einparteiendiktatur errichten und bereite das Militär auf einen Einsatz gegen die eigenen Bürger vor.  (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)

Cindy Jacobs verblüffte ihre Anhänger diesen Monat mit einer besonderen Anekdote. Ihre fünfjährige Tochter habe es angeblich vermocht, einem Tornado zu befehlen, sich aufzulösen. Bryan Fischer erklärte, dass sich psychische Probleme besonders bei Vollmond äußerten, weil Satan zu diesem Zeitpunkt den größten schädlichen Einfluss auf Menschen ausübe. Das Charisma Magazin nahm Popstar Beyonce aufs Korn. Ihr Auftritt beim Super Bowl, bei dem sie ihre weiblichen Reize zur Schau gestellt habe, sei eine List Satans, um die amerikanischen Frauen durch ähnliches Verhalten zu verderben. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Christoph Waltz, gerade erst mit seinem zweiten Oscar ausgezeichnet, verärgerte konservative Christen in diesem Monat gleich doppelt. In einem Video parodiert er den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI., der nicht weiß, was er mit seiner Freizeit anfangen soll, in „Djesus Uncrossed“ nimmt er den Erlöser selbst aufs Korn. (Video 1) (Video 2)
 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr