BERLIN. (hpd) Von der ersten "Kritischen Islamkonferenz" 2008 gingen wichtige Impulse für die gesellschaftliche Debatte aus. Heute, fünf Jahre später, ist es an der Zeit, diesen aufklärerischen Impuls aufzufrischen. Dies ist das Ziel der zweiten öffentlichen Tagung der "Kritischen Islamkonferenz", die vom 10.-12. Mai 2013 in Berlin stattfinden wird.
Unter dem Motto "Selbstbestimmung statt Gruppenzwang!” werden u.a. Hamed Abdel-Samad, Mina Ahadi, Lale Akgün, Necla Kelek, Hartmut Krauss, Michael Schmidt-Salomon, Arzu Toker und Ali Utlu darlegen, warum die notwendige Kritik an autoritären, freiheitsfeindlichen Normen des politischen Islam nicht mit fremdenfeindlichem Anti-Muslimismus verwechselt werden darf.
Thematisch aufzuarbeiten gibt es für die Referentinnen und Referenten einiges, ist doch seit der letzten Tagung viel geschehen: Man denke nur an die "Arabische Revolution", die Sarrazin-Debatte oder das Erstarken der salafistischen Bewegung in Deutschland.
Bedauerlicherweise haben sich im Verlauf der letzten Jahre die Fronten in der Diskussion zunehmend verhärtet: Während die einen jegliche Kritik an der patriarchalen Herrschaftskultur des politischen Islam entrüstet ablehnen, schüren die anderen einen gefährlichen Anti-Muslimismus, der die beträchtlichen Differenzen innerhalb des muslimischen Spektrums unzulässig ausblendet.
Die "2. Kritische Islamkonferenz" möchte solchen Fehlwahrnehmungen und den daraus resultierenden Feindbildern entgegentreten. Statt das Individuum auf religiöse oder ethnische Stereotype zu reduzieren, setzt sie auf das Leitbild der "transkulturellen Gesellschaft" (ein Begriff des Philosophen Wolfgang Welsch, der ebenfalls auf der Konferenz sprechen wird), in der jeder Einzelne auf der Basis säkularer Grundwerte die Chance erhält, sein Leben autonom zu gestalten. An die Stelle der Integrationspolitik rückt somit eine "Emanzipationspolitik", in deren Mitte das Individuum steht – nicht das Konstrukt einer vermeintlich homogenen sozialen Gruppe.
Schon allein dadurch wird eine Sarrazinische Schieflage der Argumentation vermieden – etwa das Vorurteil, dass demokratiegefährdende Defizite ausschließlich bei "Menschen mit Migrationshintergrund” zu finden wären. Tatsächlich treten derartige Defizite gehäuft bei jenen Muslimen auf, die den Weisungen des Korans in unkritischer Weise folgen. Aufgeklärte, liberale Muslime hingegen stellen keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung für die offene Gesellschaft dar.
Kamen in der ersten "Kritischen Islamkonferenz" 2008 in Köln vor allem religionsfreie Islamkritiker und Ex-Muslime zu Wort, sollen 2013 unter der Moderation von Volker Panzer ("ZDF-Nachtstudio") und Philipp Möller ("Isch geh Schulhof") verstärkt auch liberale Muslime Gehör finden. Denn um die "offene Gesellschaft” gegen die doppelte Bedrohung von politischem Islam und chauvinistischer Fremdenfeindlichkeit zu schützen, bedarf es eines breiten Bündnisses säkularer und liberal-religiöser Kräfte.
Die Organisatoren der "Kritischen Islamkonferenz" laden alle Interessierten dazu ein, sich an dieser für die Zukunft unserer Gesellschaft wichtigen Debatte zu beteiligen. Der Kartenvorverkauf für die Konferenz hat vor wenigen Tagen begonnen…
Weitere Informationen auf der Internetseite der KIK.