Orthodoxer Mob gegen Selbstbestimmung

Während Nelly und ich auf der Straße standen, mit Lippenstift und Kamera, erlebten wir einen unglaublichen Tag des Hasses und der Gewalt! Wir sahen Tausende von Menschen zu Fuß in Richtung altes Parlamentsgebäude, Geistliche, Priester der Pfarrei, einfache Menschen, und sogar Schulkinder wurden von der Schule in Mini-Bussen zum Veranstaltungsort gebracht. Diese Menschen auf der Straße waren stolz, als ob sie etwas feierten. Sie riefen: "Tod den Schwulen", "Wir schützen unsere Kinder vor der Krankheit der Schwuchteln", "Alle Schwuchteln sollten getötet und zu Tode gesteinigt werden", "Wir sind hier, um unsere Religion und Moral zeigen“. Genauso, als ob Hass und Gewalt Teil des Christentums und der christlichen Werte sind.

Ich beschloss, mich in die Menge der Homophoben zu begeben, die sich bereits vor dem alten Parlamentsgebäude aufhielten. Ich war unter ihnen, um zu hören und alles zu beobachten, auch was ich nicht hören wollte. Frauen, Männer, Mädchen und Jungen, ältere Menschen - alle zusammen standen sie dort mit Brennnesseln und warteten auf Homosexuelle, um sie mit den Brennnessel zu schlagen, da es ihnen, wie sie sagten, nicht erlaubt sei, Stöcke aus Eisen oder Holz zu verwenden, würden sie die Brennnesseln verwenden, um die 'Schwuchteln' zu schlagen.

Es war eine Manifestation des Hasses, der Gewalt und der Aggression! Es war eine reine Darstellung der Allgemeinheit!

Heute erlebte ich eine Demonstration und Kundgebung einer Gesellschaft aus der Steinzeit, dunkel, ignorant, gewalttätig, die denkt , dass sie Christen sind; diejenigen, die fest davon überzeugt sind, dass Homosexuelle getötet werden sollten und die bereit sind, sie zu töten, um ihre Macht zu demonstrieren und ein wenig ihre Aggressionen zu entladen.

Da ich 'gut' in die Menge eingefügt war, teilten Anti-IDAHO Demonstranten ihre Erwartungen mit mir, und fragten mich, ob jemals 'Schwuchteln' bereits getötet wurden?

Ich rief feministische Aktivisten an, um herauszufinden, wie ihre Lage war. Schließlich, als ich sie erreichte, sah ich sie von der Menge und einigen Polizisten umgeben. Doch die Zahl der Zuschauer und der Polizei war unverhältnismäßig. Ich ging, um mich zu den Frauen zu begeben, als die Menge begann, Steine zu werfen und auf uns zu spucken. Einige der Mädchen wurden durch Steine verletzt und ‚hasserfüllte Spuckereien’ flogen gegen die weiblichen Teilnehmer - von Männern, Frauen und jungen Mädchen aus der gewalttätigen Menschenmenge. (…)

Als schließlich der gelbe Mini-Bus erschien, wurden die weiblichen Teilnehmer evakuiert und ich wurde von der Menge und der Polizei blockiert. 'Ich Glückliche', denn für die Menge war ich eine von ihnen. Nach ein paar Sekunden, als sie in den Kleinbus erreichten, griff die Menge den Kleinbus an, bald brachen alle Fenster und man versuchte mit Gewalt in den Kleinbus zu kommen. Als Ergebnis wurden Frauen verletzt und gedemütigt.

Es gab heute keinen IDAHO Tag! Es war ein Sieg der Gewalt und des Hasses! Ich ging zurück zur Rustaveli. Menschen gingen zu Fuß, 'Stolz', zufrieden und 'entladen'. Allerdings waren viele von ihnen nicht voll und ganz zufrieden, da sie keine Leichen von Homosexuellen auf der Rustaveli Allee sehen konnten. So nahm die Menschenmenge eine letzte Chance wahr, um eine Person anzugreifen, die sie der Homosexualität verdächtigte, um zu töten, um das Heilige Georgien von Homosexuellen zu reinigen. (…)

Was wird morgen sein? Als im Jahr 2009 meine Kollegen, Verbündete und ich gedemütigt und in homophober Weise von Polizisten behandelt wurden, wurde ich einfach hoffnungslos. Seit dieser Zeit habe ich versucht, mich zu erholen und wieder Hoffnung und Vertrauen zurückzugewinnen, aber vergeblich. Heute sehe ich, dass ich noch im Nirgendwo stecke, dessen Name ist Orthodoxes Georgien - berühmt für seine "Gastfreundschaft" und "Toleranz"! Willkommen in Georgien!

Tinatin Japaridze