Religiöse Rechte – Juni 2013

us_flag_morguefile_31_2.jpg

US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Barack Obamas Staatsbesuch in Berlin fand unter weniger guten Vorzeichen statt als noch vor 5 Jahren bei seinem Auftritt an der Siegessäule. Die Debatte um das Überwachungsprogramm hat ein Europa für Irritationen gesorgt und in den USA die Verschwörungstheorien über eine baldige „Machtergreifung“ erst recht befeuert.

Bryan Fischer und Scott Lively kommentierten die jüngste Entscheidung der Pfadfinder, auch schwule Mitglieder aufzunehmen. Dies erinnere an die Nazis, die ebenfalls schwule Jugendliche für die HJ gewinnen wollten. Den Christen drohe ein baldiger „Blitzkrieg“ der Homosexuellen. Wie nicht anders zu erwarten sorgte auch die Entscheidung des Obersten Gerichtshof zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften für Frustration. Mike Huckabee twitterte einen Bibelvers: „Jesus weinte“. Der World Congress lobte das russische Gesetz, das homosexuelle „Propaganda“, also z. B. Küsse unter Männern in der Öffentlichkeit verbietet. Dies könnte Schaden von Kindern abwenden, die Russen die „christlichen Retter der Welt“. Ein ähnliches Gesetz in Nigeria erfuhr ebenfalls Zustimmung, da es das Land vor AIDS schütze. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3) und (Quelle 4).
 

Die Einwanderungsreform ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erleichtert sie mehr als 10 Millionen Latinos im Land den Weg zur US-Staatsbürgerschaft, andererseits wird dafür gesorgt, dass künftig weniger Menschen die mexikanische Grenzen überqueren. Außerdem wäre das neue Gesetz ohne Zustimmung der Republikaner nicht möglich gewesen. Dennoch fiel das Echo am rechten Rand verheerend aus. Michele Bachmann zeigte sich besorgt, dass es nie wieder ein Republikaner ins Weiße Haus schaffen würde, wenn die Zahl der Latinos in den USA ansteige. Tatsächlich wählen die Einwanderer aus Mexiko häufig demokratisch – allerdings hoffen die Republikaner, diesen Trend durch ihre kompromissbereite Haltung abschwächen zu können.

Erik Rush warnte vor islamischer Einwanderung. Obama werde die sich daraus ergebenden Gefahren nutzen, um den Notstand auszurufen und mit diktatorischer Macht zu herrschen. Pat Buchanan warnte vor weiterer Einwanderung. Immerhin würde die weiße Mehrheit des Landes langsam aussterben. Tatsächlich gab im letzten Jahr mehr weiße Todesfälle als Geburten. Bryan Fischer sah die Erklärung für den Vorstoß darin, dass Liberale weniger Kinder als Konservative bekämen. Daher müssten sie auf anderem Wege neue Wähler beschaffen. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3) und (Quelle 4).
 

Larry Pratt von den „Gun Owners of America“ warnte vor einer „Gazillion“ neuer Einwanderer, die nichts anderes tun würden, als Sozialleistungen zu beziehen und das wo sich aus der Bibel doch überhaupt kein Anspruch auf einen Sozialstaat ableiten lasse. Da sie mehrheitlich demokratisch wählen, müsste jeder Waffenbesitzer alarmiert sein, da seine Pistolen in naher Zukunft beschlagnahmt werden könnten. Wohin diese Geisteshaltung führe habe man bereits 2011 gesehen. Damals hatte ein Attentäter eine demokratische Politikerin niedergeschossen, weil er, so Pratt, sich sicher sein konnte, dass ihre Anhänger sich mangels Schusswaffen nicht verteidigen könnten. Im Juli wird der Vorsitzende der Gun Owners of America an einer Konferenz teilnehmen, deren Gastgeber den Holocaust leugnet und Israel als Drahtzieher hinter 9/11 vermutet. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4) und (Quelle 5).
 

Die Entscheidung der US-Regierung, die „Pille danach“ künftig ohne Altersbeschränkung herauszugeben, sorgte für Protest. Die Concerned Women for America warnten, dass dies zu mehr Pädophilie führen könnte. Ein Kinderschänder könne darauf bauen, dass die „Pille danach“ sein Verbrechen verschleiere. (Quelle)
 

Pastor E.W. Jackson, der sich derzeit um ein politisches Amt in Virgina bewirbt, wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Im Jahr 2008 hatte er in einem Buch behauptet, Geburtsfehler seien Gottes Strafe für Sünden, das menschliche Erbgut sei seine Handschrift.

Der Republikaner Michael Burgess forderte weitere Verschärfungen der Abtreibungsrechte. Auf Ultraschallbilder sei zu erkennen, dass männliche Föten masturbieren. Wenn sie Freude empfinden könnten, dann auch Leid bei einem Schwangerschaftsabbruch. Pat Robertson bezeichnete die Abtreibungen als größeres Verbrechen als der Holocaust. Gott werde die USA strafen. (Quelle 1), (Quelle 2) und (Quelle 3).
 

Eine Fernsehzuschauerin wurde von Robertson davor gewarnt, christlichen Propheten zu vertrauen. Prinzipiell könnte man ihm in diesem Punkt sogar zustimmen. Robertsons eigene misslungene Prophezeiungen wären allerdings einen eigenen Artikel wert. Außerdem warnte er davor, dass das Rollenspiel „Dungeons und Dragons“ unchristlich sei und Selbstmorde verursachen könne. (Quelle 1) und (Quelle 2).
 

Der Skandal um die Datenüberwachung durch den Geheimdienst NSA erfuhr auch in den USA Kritik. Larry Klayman glaubt, dass Obama die gesammelten Informationen dazu nutzt um die gesamte Bevölkerung mit ihren Geheimnissen zu erpressen und so politischen Widerstand unmöglich zu machen. Der Abgeordnete Peter King erklärte fast gleichlautend, dass der Bundesrichter John Roberts, eigentlich ein Republikaner, der aber in der Vergangenheit oft zugunsten Obamas entschieden hatte, vom NSA mit belastenden Informationen erpresst wurde. (Quelle 1) und (Quelle 2).
 

Cindy Jacobs forderte alle Personen indianischer Abstammung auf, die Sünden ihrer Vorväter zu bereuen. Die Anbetung heidnischer Götter sei falsch und belaste auch heute noch die Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner. (Quelle)
 

Radiomoderator Kevin Swanson kritisierte den neuen Star Trek Film, da angedeutet wird, dass Captain Kirk eine Beziehung mit Außerirdischen eingeht. Dies sei ähnlich schlimm wie Homosexualität. Zudem fordere die Evolutionslehre Sex zwischen verschiedenen Spezies. (Quelle)
 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr