GerDiA-Aktionstag reloaded

(hpd) Am 7. September soll der letztes Jahr so erfolgreiche GerDiA-Aktionstag eine Wiederholung finden. Inhaltlich wird es wieder um die Diskriminierung von Konfessionslosen gehen, neben der Arbeitswelt wird aber auch der Bereich Schule mit berücksichtigt werden.

Organisiert wird die bundesweite Aktion von der Kampagne Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz (GerDiA) und der „Schul-Kampagne“ des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA), zur Teilnahme aufgerufen sind die lokalen und regionalen Strukturen aller säkularen Verbände.

Politisches Ziel des Aktionstages soll es sein, im Wahlkampf die Diskriminierung von Konfessionslosen zu thematisieren und den Bundestagskandidaten zu verdeutlichen, dass auch diese Bevölkerungsgruppe in der Lage ist, ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Dazu sind in verschiedenen Städten Infostände und die Verteilung von Flugblättern vorgesehen. „Bisher haben noch nicht so viele Gruppen ihre Teilnahme zugesagt wie letztes Jahr“, zieht GerDiA-Kampagnenkoordinatorin Vera Muth ihr Zwischenfazit, „vor allem im Norden und Osten der Republik gibt es ein paar weiße Flecke.“ Die sollen in den verbleibenden fünf Wochen geschlossen werden. „Gerade im Wahlkampf wäre es wichtig, Präsenz zu zeigen und die zukünftigen Abgeordneten mit unseren Forderungen zu konfrontieren“, so Muth weiter.

GerDiA in Brüssel

Einen Erfolg konnte GerDiA vor kurzem auf europäischer Ebene verzeichnen. Im Juni waren GerDiA-Sprecherin Ingrid Matthäus-Maier und Studienleiterin Corinna Gekeler von der European Parliament Platform for Secularism in Politics zu einer Anhörung nach Brüssel eingeladen worden. Dort ging es um die „Umsetzung der EU-Richtlinie zur Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf“ und insbesondere um das kirchliche Arbeitsrecht in Deutschland. Die beiden GerDiA-Expertinnen legten ihre Kritik am deutschen Sonderweg dar und begründeten ihre Zweifel, dass die deutsche Rechtslage sich im Einklang mit der EU-Antidiskriminierungsrichtlinie befinde.

Auch in Deutschland soll die Lobbyarbeit nach der Bundestagswahl weitergehen. In den nächsten Wochen erscheint die Buchausgabe der Studie „Loyal dienen“ von Corinna Gekeler, die auf über 300 Seiten die Rechtslage erörtert, Fälle von Betroffenen schildert und Handlungsperspektiven aufzeigt. Das darin enthaltene Material bietet zahlreiche Argumente für eine Änderungen der derzeitigen rechtlichen Regelungen. Damit die Ergebnisse angemessene Verbreitung in Medien und Politik finden, soll die Kampagne bis zum Jahresende verlängert und die Kampagnenkoordinatorin weiterbeschäftigt werden.

Da derzeit noch eine Finanzierungslücke von 2.500 Euro besteht, wurde auf Helpedia eine Aktion gestartet, die diese Summe aufbringen soll.„Die letzten vier Monate der Kampagne sind vielleicht die wichtigsten“, begründet Initiator Gunnar Schedel das Vorgehen. „Nachdem im Vorfeld der Bundestagsanhörung im März 2012  alle damaligen Abgeordneten mit Informationen beschickt wurden, sollten auch die Ergebnisse von Corinna Gekeler in ähnlicher Weise genutzt werden. Und die Mittel dafür müssen wir bis Ende August auftreiben.“ In den letzten zwei Jahren sei vielen Menschen bewusst geworden, welche Ungerechtigkeiten das kirchliche Arbeitsrecht bewirke, auch vielen politischen Entscheidungsträgern. „Es wäre fahrlässig, jetzt nicht am Ball zu bleiben“, meint Schedel, der von Beginn an ehrenamtlich in der GerDiA-Kampagne mitgearbeitet hat.

Schul-Kampagne in den Startlöchern

Während für GerDiA der Aktionstag also den Schlussspurt einer erfolgreichen Kampagne einläutet, ist er für die Schul-Kampagne gewissermaßen der erste Höhepunkt. Denn bislang wurden vor allem im Hintergrund Vorbereitungen getroffen, Kontakte geknüpft und das Buch produziert, mit dem die Kampagne in den nächsten Monaten arbeiten wird, der Ratgeber „Konfessionslos in der Schule“. Mitte nächster Woche kommt das Bändchen aus der Druckerei, pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres. Der Aktionstag bietet somit die erste Gelegenheit, seine Argumente auf die Straße zu tragen.

Informationen, in welchen Städten Aktionen stattfinden, wer sich beteiligt und welche Materialien zur Verfügung stehen gibt es in den nächsten Wochen über die Webseiten der beiden Kampagnen – und, gleich nach der Sommerpause, hier im Humanistischen Pressedienst.

Martin Bauer