Kundgebung in Berlin

Weg mit dem Verfassungsschutz!

Und es gibt weitere Lücken: In­zwischen ist bekannt, wie viele V-Leute des Ver­fassungs­schutzes und der Polizei sich im Um­feld des NSU-Trios tummel­ten. Dennoch soll weiter­hin am V-Mann-Un­wesen fest­ge­halten werden. Solche V-Leute im Neo­nazi-Milieu sind “staat­lich ali­men­tierte Nazi-Aktivis­ten” (Rolf Goessner), die be­stehende Neo­nazi-Strukturen finan­zieren und stützen oder gar neue Neo­nazi-Gruppie­rungen gründen, wie es der Ver­fassungs­schutz in Thü­ringen mit dem “Thüringer Heimat­schutz” be­trieben hat. Wenn der Ver­fassungs­schutz von den Neo­nazi-Morden wirk­lich nichts gehört und ge­sehen hat, dann ist er über­flüssig. Und wenn er nichts hören und sehen wollte, dann ist er eine Ge­fahr für die Ver­fassung. Und wenn er gefähr­lich ist, wie seine lange Skandal­geschichte zeigt, dann muss man nicht nur seine V-Leute ab­schal­ten, sondern den ganzen Ver­fassungs­schutz.

Koep-Kerstin las aus dem Antrag zu den Schluss­folge­rungen aus dem NSU-Unter­suchungs­aus­schuss vor. Dort heißt es, dass “die Gefahr des Rechts­terroris­mus völlig falsch ein­geschätzt” wurde. Der Antrag stellt dem Ver­fassungs­schutz ein Armuts­zeugnis aus: schwere Defi­zite bei der In­formations­über­mittlung, völlig unzu­reichende In­formations­gewinnung und -bewer­tung. Deshalb skandierten die Kampagnen­mitglieder: “Verfassungs­schutz, weiß jedes Kind, ist auf dem rechten Auge blind!”

Zum Abschluss berichtet ein Aktivist von der Initiative vsgeschichten. Die Mit­glieder mussten über­rascht fest­stellen, dass einige von ihnen selbst ins Visier des Ver­fassungs­schutz geraten waren, obwohl sie noch nie darüber nach­gedacht hatten, politische Gewalt­taten zu be­gehen oder die Demo­kratie anzu­greifen. Warum Menschen in den Akten des Ver­fassungs­schutzes landen, weil sie ihr Recht auf Demon­strations- und Meinungs­freiheit nutzen und damit unsere Demokratie stärken, wohin­gegen tat­sächlich gefähr­liche Atten­täter­Innen über zehn Jahre lang im Unter­grund morden konnten, ohne vom Ver­fassungs­schutz ent­tarnt zu werden, bleibt ein Rätsel und ein Grund, die Kampagne “Ver­fassungs­schutz ab­schaffen!” weiter zu führen.