Humanistische Verbände in einem Landesverband

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Abstimmung / Alle Fotos: (c) Thomas Hummitzsch für www.diesseits.de

POTSDAM. (hpd/hvd) Was die Länder Berlin und Brandenburg in den vergangenen 20 Jahren nicht geschafft haben, ist den Humanistischen Verbänden gelungen. Die Mitglieder und Delegierten der Organisationen haben am vergangenen Samstag mit großer Mehrheit die Grundsatzbeschlüsse zur Verschmelzung zu einem neuen, gemeinsamen Landesverband Berlin-Brandenburg gefasst.

Von 14 – 16 Uhr tagte die Delegiertenversammlung des Humanistischen Dachverbands Berlin-Brandenburg (HVBB), in der die humanistischen Regional- und Ortsverbände aus Brandenburg sowie der Berliner Landesverband versammelt sind. Die 53 Delegierten aus beiden Ländern machten den Weg zur Verschmelzung beider Verbände frei, indem sie mit großer Mehrheit der Verschmelzung zustimmten. Ebenso stimmten sie der neuen Satzung des gemeinsamen Landesverbandes HVD Berlin-Brandenburg nebst Beitragsordnung zu.

Anschließend fand die Vollversammlung des Berliner Landesverbandes statt. Die angereisten Mitglieder fassten ebenfalls mit der notwendigen Mehrheit den Beschluss zur Verschmelzung. Die anschließende Debatte und Abstimmung über die neue Satzung, die des zukünftigen Humanistischen Verbands Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg e.V., entsprach einem Krimi. Intensiv und emotional diskutierten die Mitglieder den vom Vorstand vorgelegten Satzungsentwurf sowie einen eingereichten Alternativentwurf. Drei Wahlgänge waren notwendig, bis die Mitglieder des HVD-Berlin schließlich die gleich lautende Satzung beschlossen, so dass der Verschmelzung beider Verbände nach Umwandlungsgesetz zu einem neuen gemeinsamen Landesverband nichts mehr im Wege steht. Absehbar ist aber eine Satzungsdiskussion der Berliner und Brandenburger Mitglieder des neuen Verbands im September auf der ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung.

  

Links: Abstimmung der Delegierten, rechts: Wahlleitung der Mitgliederversammlung zur Fusion Berlin-Brandenburg: David-Driese, Felicitas Tesch, Wolfgang Hecht, Bruno Osuch

Beide Vorstände haben nach dem befürwortenden Votum ihrer Mitglieder und bzw. Delegierten und mit einiger Verspätung den Verschmelzungsvertrag unterzeichnet.

Die Verbände hatten sich zur Fusion entschlossen, um die Kräfte zu bündeln und gemeinsam den praktischen Humanismus in Berlin und Brandenburg zu unterstützen. Dabei sollen die Erfahrungen beider Seiten genutzt werden, um in Berlin und Brandenburg die Mitgliederarbeit zu stärken und zusätzliche humanistische Angebote neben den bereits bestehenden der Regional- und Ortsverbände zu schaffen. Möglich wären etwa die Einrichtung neuer Humanistischer Kindertagesstätten, weitere Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sowie Projekte im Sozial-, Gesundheits- oder Pflegebereich. Auch der Lebenskundeunterricht an Brandenburgs Schulen soll mit gemeinsamen Kräften weiter ausgebaut werden.

Die beiden Vorsitzenden der Humanistischen Verbände in Berlin und Brandenburg begrüßten die erfolgreiche Verschmelzung beider Verbände. Der HVBB-Vorsitzende Norbert Kunz sagte: „Ich freue mich über die Zustimmung beider Verbände zur Verschmelzung. Damit haben wir die Grundpfeiler gelegt über die Zukunft des Humanismus in Berlin und Brandenburg. Es geht nun darum, den HVD als Weltanschauungsverband zu stärken und den gesellschaftlichen Bedürfnissen der Konfessionsfreien Bevölkerungsteile in Berlin und Brandenburg besser nachzukommen.“ Mit gemeinsamer Kraft seien nun die Grundlagen geschaffen worden, den praktischen Humanismus in beiden Ländern zu stärken, Synergien zu nutzen und weitere soziale und pädagogische Angebote in Berlin und Brandenburg aufzubauen, ergänzte Kunz. Hinsichtlich der schwierigen Entscheidung über die gemeinsame Satzung der Mitglieder des HVD-Berlin verbarg er zugleich nicht seine gemischte Gefühle: „Von Anfang an ging es in den Fusionsdebatten beider Verbände nie um das ob, sondern immer nur um das wie. Die intensiven Diskussionen um die Satzung in der Mitgliederversammlung des HVD-Berlin haben dies gezeigt.“

Der Vorsitzende des HVD-Berlin, Dr. Bruno Osuch, stimmte Norbert Kunz zu und ergänzte: „Die Humanisten in Berlin und Brandenburg haben das geschafft, was die Länder Berlin und Brandenburg nicht hinbekommen haben. Nun kann zusammenwachsen, was zusammen gehört, denn im Alltag sind die Landesgrenzen längst verschwunden, Berlin und Brandenburg sind eine zusammengewachsene Region. Diesen gesellschaftlichen Realitäten können wir nun Folge leisten, um den Bedürfnissen der mehrheitlich konfessionsfreien Bevölkerung in Berlin und Brandenburg besser nachzukommen. Aber wir haben auch gesehen, dass wir bei einigen Mitgliedern noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, um sie von der Richtigkeit dieser Entscheidung zu überzeugen. Die Diskussion mit den Mitgliedern des neuen Landesverbandes Berlin-Brandenburg e.V. und insbesondere mit den Kritikern der beschlossenen Satzung muss daher bis zur ersten Mitgliederversammlung im September intensiviert werden, um gemeinsam Lösungen zu finden.“

Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) sagte im Anschluss an die Entscheidung der beiden Verbände, dass er die Verschmelzung begrüße, denn „Berlin und Brandenburg gehören zusammen“. Die Brandenburger Staatssekretärin für Finanzen Daniela Trochowski (Die Linke) begrüßte ebenfalls die Entscheidung als „folgerichtige“ Entscheidung. Seine gesellschaftliche Bedeutung als ein Verband, der „am Menschen und um Menschen“ aktiv sei, ist nicht zu unterschätzen, „insbesondere in den neuen Bundesländern, wo ein Großteil der Bevölkerung nicht konfessionell gebunden ist.“ Diese Bevölkerung wünsche sich Debatten und Angebote, die nicht vorrangig von den Kirchen geführt würden. „Auch nicht konfessionell gebundene Menschen haben das Recht darauf, sich in Medien und Politik einzubringen und das erwarte ich auch“, sagte Daniela Trochowski.

In den nächsten vier Wochen wird die Eintragung des gemeinsamen Landesverbandes Berlin-Brandenburg e.V. in das Vereinsregister erfolgen. Am 24. September findet dann die erste gemeinsame Mitgliederversammlung des neuen Landesverbandes statt.

Thomas Hummitzsch
für den HVD