Humanisten fordern Sitz im Rundfunkrat

STUTTGART. (hpd) „Die Humanisten Württemberg“ fordern endlich einen eigenen Sitz im Rundfunkrat. Erster Punkt auf der Tagesordnung

der heutigen Sitzung des Ständigen Ausschusses des Landtags von Baden-Württemberg war die Auswahlentscheidung zur Konstituierung des 3. Rundfunkrates des Südwestrundfunks.

Ein Rundfunkrat ist das oberste für die Programmkontrolle zuständige Aufsichtsgremium und soll die Einhaltung des gesetzlichen Sendeauftrags überwachen. Zusammengesetzt aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen und Organisationen wird er durch entsprechende Funktionäre wie Kirchen, Fraktionen etc. vertreten. Bislang war es im Südwestrundfunk Praxis, dass die besonders frommen Freikirchen auch den dortigen Humanistischen Verband vertreten.

Als Kandidatin der Humanisten aus Württemberg war die Vorstandssprecherin des Verbandes geladen – Frau Dr. med. Gabriele Will. Sie bekam Gelegenheit, sich selbst sowie die Organisation der Humanistinnen und Humanisten, deren Hintergründe und Ziele, den Abgeordneten kurz vorzustellen. Gewählt wurde allerdings – wie es nicht anders zu erwarten war – der von der Evangelisch-methodistischen Kirche vorgeschlagene Kandidat.

Gleichwohl nutzte Frau Dr. Will die Gelegenheit, den Abgeordneten darzulegen, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung heute konfessionsfrei ist. Sie wies auf das Defizit hin, dass diese gesellschaftlich relevante Gruppe der Menschen, die nicht an einen persönlichen Gott glauben (Humanisten, Atheisten, Agnostiker oder Freireligiöse), im Rundfunkrat bisher nicht repräsentiert wird.

Frau Will bat die Abgeordneten, bei ihrer Auswahlentscheidung „der Pluralität der Weltanschauungen in unserer Gesellschaft Rechnung zu tragen … und auch den Humanisten und Konfessionsfreien eine gebührende Repräsentanz in dem die öffentlich-rechtlichen Medien kontrollierenden Gremium, in denen die Kirchen schon überproportional vertreten sind, einzuräumen“.

Zum Hintergrund: Als Körperschaft des öffentlichen Rechts haben „Die Humanisten Württemberg“ die Möglichkeit, einen Kandidaten zur Wahl des Rundfunkrates zu benennen, dies aber nur innerhalb der Gruppe der „Freikirchen und sonstigen anerkannten Religionsgemeinschaften“, die sich hierzu auf eine(n) Vertreter(in) zu einigen hat. Bei der gegebenen Zusammensetzung dieser Gruppierung – bis auf „Die Humanisten Württemberg“ und die „Freireligiöse Landesgemeinde Baden“ alles Freikirchen oder christliche Gemeinschaften – lief diese Einigung in der Vergangenheit – wie auch heute wieder – darauf hinaus, dass der Kandidat der Freikirchen zum Vertreter in den Rundfunkrat berufen wurde.

Hierzu erklärte der Geschäftsführer des Verbandes „Die Humanisten Württemberg“, Andreas Henschel: „Die bisherige Regelung, die der Ständige Ausschuss mit seinem heutigen Votum wieder bestätigte, dass ein Vertreter der bekannterweise besonders frommen Freikirchen unseren humanistischen Verband im Rundfunkrat vertritt, ist grotesk. Und wir erwarten auch von einem Christen oder Pfarrer nicht, dass er gegen seine Grundüberzeugung unseren humanistischen, atheistischen bzw. freidenkerischen Positionen im Rundfunkrat Gehör verschafft. Vielmehr erwarten wir von unseren Abgeordneten, dass sie die vorhandene weltanschauliche Pluralität in unserem Land anerkennen, und in Zukunft auch den Humanisten ein eigener Sitz im Rundfunkrat zugestanden wird“.

Kontakt:

Andreas Henschel

Geschäftsführer, Die Humanisten Württemberg, K.d.ö.R. Freireligiöse Landesgemeinde
Mörikestr. 14, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 6493780, Fax.: 0711 6493886