Erinnerungszeichen zur Bücherverbrennung...

ESSEN. (hpd) Vor 75 Jahren, am 21. Juni 1933, wurde auf dem Gerlingplatz

von den Essener Nazis eine Bücherverbrennung inszeniert. Außer den Mitgliedern von Nazi-Verbänden wurden Kinder, Schüler und Jugendliche zu dieser Vernichtung "zersetzender" Literatur kommandiert. In der Folge dieser demonstrativen Bücherverbrennungen wurden im so genannten Deutschen Reich und in den okkupierten Ländern Synagogen, Menschen und Städte verbrannt.

 

Die Stadt Essen hat als eine der wenigen deutschen Städte, in denen Bücher verbrannt wurden, ein Erinnerungszeichen. Es steht auf dem Gerlingplatz, ist allerdings hinter einem Jägerzaun versteckt und wirkt leider ziemlich schäbig.

Diese Tafel erweckt nicht gerade den Eindruck „lebendiger Erinnerungskultur", sie ist in ihrem desolaten Zustand und der zugestellten Umgebung einfach unwürdig. Da wäre keine Tafel fast besser.

...in der europäischen Kulturhauptstadt Essen 2010 schäbig und hinter Jägerzaun versteckt

Sowohl die Intendanz von Ruhr 2010 als auch den Oberbürgermeister der Stadt Essen haben wir darauf aufmerksam gemacht und einen Vorschlag zu einer angemessenen Neugestaltung unterbreitet.

Die Antworten waren insgesamt negativ und schoben Haushaltslage, "allgemeinen Vandalismus" sowie "vertikale und horizontale Verknüpfung zu anderen Projekten" vor.

Dass eine europäische Kulturhauptstadt weder in ihrem Konzept noch in ihrem Etat die Möglichkeit findet, diesen kläglichen Zustand zu beheben, ist kaum verständlich.

Der Verweis des Kulturreferenten Prof. Scheytt auf zu befürchtenden „allgemeinen Vandalismus" und hohe Folgekosten wirkt wie eine der gängigen Ausreden, wenn man etwas ohnehin schon nicht will. Auch in Essen werden sicher viele öffentliche Baumaßnahmen und Projekte verwirklicht, ohne dass dabei der allgemeine Vandalismus ein Hinderungsgrund wäre.

Wir denken, dass eine öffentliche Diskussion sinnvoll wäre und sicher viele Bürger/innen Essens mit dem desolaten Erinnerungszeichen nicht zufrieden sind.

Gerne stellen wir unseren Vorschlag zur Diskussion und sind für Anregungen und Unterstützung unseres Anliegens dankbar.

Wolfram P. Kastner
Carl Blauhorn

Institut für Kunst und Forschung