Inquisition gegen PZ Myers

Der Hostienkrieg geht weiter. Nun erhält PZ Myers Morddrohungen. Außerdem: Solidaritäts-Schändung im Angebot (Neues Update!).

 

Die Meldung von vorgestern über Morddrohungen und Polizeischutz (für die Hostien!) wegen Keksentführung hielten manche Leser für eine Satire. Das war sie allerdings nicht. Ebenso hat sich Folgendes nun tatsächlich zugetragen:

Nachdem PZ Myers im genannten Blogeintrag ankündigte, gesegnete Hostien schänden zu wollen, hat die Katholische Liga mit einem Aufruf reagiert, der besagt, dass eifrige Katholiken dem Präsidenten von PZs Universität schreiben sollen, damit Professor Myers entlassen wird. Bill Donohue, der Präsident der katholischen Organisation, drückte es wie folgt aus:

„Es ist schwer, sich etwas Bösartigeres vorzustellen als die absichtliche Schändung des Leib Christi. Wir erwarten von denen, welche die Aufsichtspflicht haben, schnell und entschlossen zu handeln.“

Etwas Bösartigeres als Hostienschändung... Wie wäre es mit – irgendetwas? Man kann mit einigem Recht behaupten, dass es erheblich bösartiger ist, seine Socken falsch zu ordnen, als einen Keks flegelhaft zu behandeln. Wer seine Socken falsch ordnet, findet sie am nächsten Tag womöglich nicht rechtzeitig und kommt eine Sekunde zu spät zur Arbeit, womit er seinen Mitmenschen einen realen (wenn auch extrem minimalen) Schaden zufügen könnte. Wer dagegen einen Keks zerbricht, nicht hinunterschluckt oder – Gott bewahre – entführt, der schadet niemandem. Zwar werden sich einige Gläubige darüber aufregen, aber einige Gläubige regen sich immer über alles auf. Das ist ihr Problem.

Auf jeden Fall erhielt PZ Myers nun folgende Post:

39 mal Hassbriefe, darunter vier Todesdrohungen, 34 Forderungen, dass PZ entlassen wird und 25, die ihn aufforderten, stattdessen den Koran zu schänden, was er sich angeblich nicht traue. Stattdessen lege er sich nur mit den harmlosen Katholiken an, die ohnehin niemandem etwas zu Leide tun würden. Der Autor einer Mail meinte sogar gleichzeitig, dass er PZ umbringen will und dass Katholiken doch so harmlos seien und er sich lieber mit den Großen anlegen solle.

Nun bittet PZ darum, dass Atheisten dem Präsidenten seiner Uni auch Post schicken, in der sie auf konstruktive, sachliche Weise Stellung beziehen, um sich so wohltuend von den Hassbriefen abzusetzen, die nun auch der Präsident erhält.

Richard Dawkins unterstützt PZ bei seiner Verteidigung.

Und die Moral von der Geschichte: Wenn wir Islamisten Zugeständnisse bei der Meinungsfreiheit machen, dann beanspruchen Katholiken auch Zugeständnisse. Bald fordern dann Hindus, dass wir bestimmte Elefanten wie Götter behandeln sollen und die Jains verhindern, dass wir Grashalme umknicken. Der Dalai Lama muss ja schon nicht mehr darum bitten, dass wir ihm in den Allerwertesten kriechen. Also: Zeigt ein bisschen Rückrat, Leute!

 

Schändung aus Solidarität (Update!)

Falls jemand im Namen der internationalen Solidarität Kekse unfein behandeln will (mutig, mutig!), so hat er jetzt eine optimale Gelegenheit dazu. Aus dieser Idee kann jeder einen Beitrag für den Blasphemiepreis „Frecher Mario“ des bfg München basteln.

Der Kunstpreis für Blasphemie hat als Einsendeschluss den 31.7.08.

Gesegnete Hostien sollte man insofern nicht verwenden, weil man sie unter falschen Vorzeichen nichtsahnenden Pfarrern abluchsen oder sie stehlen müsste. Das wäre nicht so gut für alle Beteiligten und ein Unterschied zwischen gesegneten und sündigen Hostien sehe ich sowieso nicht. Zudem gibt es für die "Störung der Religionsausübung" bis zu drei Jahre Gefängnis. Also: Ungesegnete Hostien verwenden. Es sollte natürlich allen klar sein, dass man so etwas nicht während eines Gottesdienstes tut oder irgendwie sonst jene, wenn auch noch so unsinnige, "Religionsausübung" stört!

Mein persönlicher Vorschlag sieht folgendermaßen aus:

Ein Film mit Kommentaren über die Geschichte der Hostienschändung und die vielen Menschen, die darum sterben mussten (Mit diesem Fall als Aufhänger). Eine lustige, provokative Geschichtsstunde - die längst überfällig ist. Der Film sollte nicht länger als 5 Minuten dauern. Man kann ihn dem bfg München auf einer CD-Rom schicken.

Da ich selbst schon mit einem anderen Projekt teilnehme, habe ich mich dazu entschlossen, euch meine Idee zu schenken und nicht die Leitung des Projekts zu übernehmen. Wer jedoch einen Film mit anderen zusammen koordinieren möchte, kann dies im FGH tun, wo ich einen Thread zum Thema eröffnet habe.

Neu: Alternativ kann man auch ein Video als Beitrag der "The Eucharist Challenge" (Nachfolger der Blasphemy Challenge) bei You Tube veröffentlichen! Hier ein Beispiel.

 

P.S. Interessant ist auch der aktuelle Trend, jedem für schlichtweg alles Morddrohungen zu schicken. Für Religionskritiker lohnt es sich allmählich, eine automatische Weiterleitung an die Kripo einzurichten, oder so etwas. Die werden sich freuen...

Andreas Müller

 

Hostien-Krieg
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