USA. (hpd) Mit der Nominierung des Duos McCain und Palin auf dem Parteitag der Republikaner zerschlagen sich alle Hoffnungen
der evangelikalen Mitbewerber auf das Präsidenten- oder Vizepräsidentenamt
Von den zehn Kandidaten, die sich 2007 dem Publikum in einer Fernsehdebatte stellten, zweifelten drei, nämlich Mike Huckabee,der ehemalige Gouverneur von Arkansas, der Abgeordnete Tom Tancredo und Sam Brownback, Senator aus Kansas, die Evolutionstheorie an.
Mike Huckabee
Der Pastor der Southern Baptist Convention Mike Huckabee schnitt bei den Vorwahlen noch am besten ab. Er gewann in 8 Staaten, bevor er sich McCain geschlagen geben musste. In vielen gesellschaftspolitischen Punkten wie Homoehe, Sexualerziehung, Abtreibungsrechte und der Todesstrafe (während Huckabees Amtszeit wurden in Arkansas 16 Gefangene hingerichtet) steht er hinter Präsident Bush. Dessen Feldzüge bezeichnete er als „theokratischen Krieg" (Gottesherrschaft) gegen den „Islamofaschismus".
Darüberhinaus überholte er Bush jedoch weit rechts. So erklärte er beispielsweise, dass die Insassen in Guantanamo Bay noch „viel zu nett" behandelt würden. Erführen die Gefangenen in Huckabees Staat Arkansas davon, würden sie darum bitten, in das umstrittene amerikanische Gefangenenlager auf Kuba verlegt zu werden. 1992 schlug der damals noch junge Politiker vor, AIDS-Kranke in Sonderlagern unter Quarantäne zu stellen.
Später distanzierte er sich von seinen Äußerungen und versuchte sich wenig glaubwürdig damit zu verteidigen, dass damals angeblich noch keine gesicherten Fakten über den Infektionsweg des HI-Virus vorlagen. Außerdem warf Huckabee seinem Konkurrenten im Rennen um das Präsidentschaftsamt, Mitt Romney, vor, wie alle Mormomen zu glauben, dass Jesus und Satan Brüder seien.
Tom Tancredo
Doch selbst Huckabee stellte unter der Präsidentschaftskandidaten der Republikaner noch nicht den Rechtsaußen dar. Diese Ehre wird Tom Tancredo, Kongressabgeordneter aus Colorado, zuteil. Er gilt als einer der konservativsten Republikaner. Tancredo ist vor allem für seine scharfe Immigrationspolitik bekannt. Seine Ablehnung der Mexikaner geht so weit, dass er selbst bilingualen Unterricht an Schulen ablehnte. Im Wahlkampf 2007 weigerte Tancredo sich, an einer Sendung eines spanischsprachigen US-Senders teilzunehmen. Er begründete dies damit, dass die Wahlkämpfe in den frühen USA strikt englischsprachig waren und sich nicht an den Sprachen der beiden größten Einwanderergruppen Deutsch und Italienisch orientierten. Am radikalsten trat Tancredo jedoch im Jahr 2005 auf: Er erklärte, dass die USA die Heiligen Stätten in Mekka und Medina bombardieren sollten, würden Moslems einen nuklearen Terroranschlag gegen die USA verüben. Als er 2007 im Wahlkampf für die alttestamentarische Logik des „Auge um Auge, Zahn um Zahn" kritisiert wurde, bekräftigte er seine Ausführungen und fügte hinzu, dass jeder, der nicht so denke wie er, für das Präsidentschaftsamt ungeeignet sei. Den hauptsächlich von John McCain getragenen Gesetzesentwurf für ein umfassendes Folterverbot lehnte Tancredo ab. Die „American Conservative Union" bedachte ihn bei ihrem jährlichen Politiker-Ranking mit 99 von 100 Punkten.
Rick Santorum
Bereits vorher war der republikanische Senator Rick Santorum aus Pennsylvania ausgeschieden.
Er galt lange Zeit als desginierter Präsidentschaftskandidat, konnte sein Mandat bei den Wahlen im November 2006 aber nicht halten, da die demokratische Partei aufgrund der damaligen katastrophalen Sicherheitslage im Irak einen deutlichen Sieg in beiden Parlamentskammern erringen konnte.
Rick Santorum ist Katholik, steht jedoch den politischen Forderungen der Christlichen Rechten nahe und wird daher auch von Evangelikalen geschätzt, die meist ein Misstrauen gegen das Papsttum hegen. 2002 nahm er Stellung zu Pädophilievorwürfen gegen katholische Priester in Boston. Doch Santorum suchte die Schuld an den Übergriffen nicht in der Kirche, sondern im Liberalismus:
„Priester werden, wie wir alle von der Kultur beeinflusst. Wenn die Kultur krank ist, wird jedes Element in ihr infiziert. Obwohl dies keine Entschuldigung für den Skandal ist, so ist es doch keine Überraschung, dass Boston, Sitz des akademischen, politischen und kulturellen Liberalismus in Amerika, im Zentrum des Sturms liegt."
In einem Interview im Jahr 2003 bezog er erneut Stellung. Bei den Vorfällen handele es sich nicht um Pödophilie, sondern um Homosexualität, da keine Mädchen betroffen seien. Schuld sei die Tatsache, dass man Homosexualität akzeptiere, solange sie sich nur im Privatleben abspiele. Er selbst, so Santorum, glaube nicht, dass die Verfassung der USA das Recht auf eine Privatsphäre garantiere. Vor der Einführung einer Homo-Ehe warnte er mit Blick auf die Konsequenzen: „Man mag vielleicht sagen: Aber es ist doch meine individuelle Freiheit. Ja, aber es zerstört die elementare Einheit unserer Gesellschaft, weil man Verhalten, das starken gesunden Familien entgegengesetzt ist, nicht beachtet. Ob es nun Polygamie, Ehebruch oder Sodomie ist, all dieser Dinge sind kontraproduktiv für eine gesunde, stabile, traditionelle Familie.
Jede Gesellschaft in der Menschheitsgeschichte hat die die Institution der Ehe als Bund zwischen Mann und Frau hochgehalten. Warum? Weil die Gesellschaft auf einer Sache basiert - auf der Zukunft der Gesellschaft. Und worum handelt es sich dabei? Kinder. Monogame Beziehungen. Meinem Wissen nach hat die Definition der Ehe in keiner Gesellschaft jemals Homosexualität beinhaltet. [...] Es ist nicht Mann und Kind, Mann und Hund, oder was sonst noch der Fall sein könnte."
Santorum steht außerdem den „Christians United for Israel" nahe, die eine Nahostpolitik der harten Hand fordern und mit Bibelstellen begründen. Waffenlieferungen an Israel seien der Wille Gottes. Auf dem diesjährigen Treffen der CUFI warnte er vor den Gefahren eines nuklear bewaffneten Irans. Dieser sei gefährlicher als die Sowjetunion, denn diese wurde von Atheisten gelenkt, die wussten, dass ein Atomkrieg die Auslöschung ihrer Existenz bedeutet hätte. Die Führung des Iran glaube jedoch, durch die Vernichtung der Ungläubigen zu einer Truppe Jungfrauen ins Paradies zu kommen.
Mark Pryor
Doch auch in der demokratischen Partei sind die Evangelikalen vertreten. Der atheistische Entertainer Bill Maher interviewte Mark Pryor, Senator der Demokraten aus Arkansas für seinen Film „Religulous ". Im Gespräch ließ der Politiker durchblicken, dass er der Evolutionstheorie keinen Glauben schenkt. Als Maher sagte, dass ihm der Gedanke nicht gefalle, dass eine Führungsperson an eine sprechende Schlange glaube, konterte Pryor: „Man muss keinen IQ-Test bestehen, um in den Senat zu kommen."
Lukas Mihr