„Schraubenschlüssel am Bande" 2008

MÜNCHEN. (hpd) Der „Schraubenschlüssel am Bande" ist eine Auszeichnung des bfg München, die im Jahr 2007 zum ersten Mal vergeben wurde

und in Folge jährlich verliehen werden soll. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem deutschsprachigen Raum, deren dokumentierte Äußerungen deutliche Anzeichen religiös bzw. esoterisch geprägter Geisteshaltung aufweisen und sie - nicht zuletzt deswegen - als Besitzer der „größten lockeren Schraube der Republik" erscheinen lassen.

 

Generell jede/r Bürger/in ist vorschlagsberechtigt und muss lediglich die Vorschläge mit Nachweis der Quelle begründen können. Als Jury fungieren die Vorsitzenden des bfg München. Die erste Preisträgerin war „Fürstin" Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis.

Ganz Scharfsinnige werden erkannt haben, dass es sich beim „Schraubenschlüssel am Bande" um einen satirischen Preis handelt. Ein überdimensionierter Doppelschraubenschlüssel aus Styropor, gehalten in sattem Grün und geschmückt durch eine edle Textilschleife, ruhend auf einem edlen rosa Kissen... Eine Auftragsarbeit des Lenggrieser Bildhauers Nikolaus Sanktjohanser als ein aus Mitleid gestiftetes Hilfsmittel des bfg München zum Wieder-Anziehen großer, deutlich lockerer Schrauben!

Es ist bei der Nominierung durchaus berücksichtigt, dass die so ausgezeichnete Persönlichkeit über ausreichendes Vermögen verfügt, da der Preis nicht dotiert ist. Auch sind an seinen Erhalt keine Sondervergütungen gekoppelt, wie beispielsweise der lebenslange kostenlose Besuch städtischer Bäder oder unentgeltliche Bahnfahrten mit den Münchner Verkehrsbetrieben. Auch eine kostenlose lebenslange Mitgliedschaft beim bfg München kann nicht angeboten werden, weil hierfür nicht nur die entdeckte größte lockere Schraube fest angezogen sein, sondern ganz generell eine geistig aufgeklärte, demokratische, humanistische Grundeinstellung erarbeitet und - damit verbunden - die offizielle Trennung von egal welcher Religionsgemeinschaft nachweislich vollzogen worden sein müsste.

„And the winner is....."

Im Kandidatenrennen dieses Jahr waren neben Eva Herman auch die drei „M"s der katholischen Kirche, die Bischöfe Marx, Mixa und Müller in die Endauswahl gekommen. Eva Herman befanden wir als nicht ganz so aktuell für dieses Jahr (wobei unsere Zuversicht, dass sie regelmäßig Schraubenschlüssel-Verdächtiges nachliefern wird, ungebrochen ist!), und in Bezug auf die Bischöfe einigten wir uns sehr schnell darauf, dass die ja aufgrund ihres Berufes automatisch privilegiert sind im Ringen um diese Auszeichnung , was unseren Gerechtigkeitsvorstellungen doch deutlich widersprach. Also fiel die Wahl auf Norbert Geis.

Der Preisträger ist seit 1967 CSU-Mitglied, Rechtsanwalt, war von 1981 bis 1986 Abgeordneter im bayerischen Landtag, ist Mitglied des Bundestages seit 1987, Mitglied im „Forum deutscher Katholiken", von „Kirche in Not" und Rechtsexperte der CSU.

Aufsehen erregte Geis 1993, als er einen Deutschland-Auftritt von „Madonna" im Rahmen ihrer "The Girlie Show"-Tournee verbieten lassen wollte (Madonna ist die wohl erfolgreichste Popsängerin unserer Zeit, deren streng katholische Erziehung sie über die Jahre so etwas wie eine Hassliebe zu dieser Religion entwickeln ließ, was sie bei zahlreichen Auftritten durch teilweise umstrittenen Einsatz christlicher Symbole bzw. Verbindungen von Religion und Erotik zum Ausdruck brachte).

Norbert Geis sprach sich als Rechtsexperte deutlich gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz aus, da er eine rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ablehnt. Am 9. Juli 2007 befürwortete er in einem Interview die „gezielte Tötung von potenziellen Aggressoren" als Präventivmaßnahme sowie die Sicherungsverwahrung von "Gefährdern" ohne Prozess. Am 22. Februar 2008 erhielt Norbert Geis aus der Hand des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann den päpstlichen Gregoriusorden als Würdigung seines Einsatzes für die Wahrung christlicher Werte in der Gesetzgebung und für den Schutz ungeborener Kinder in den Auseinandersetzungen um die Abtreibungsgesetzgebung und die Forschung mit embryonalen Stammzellen.

Bayern - Ein Sommermärchen?

Den „Schraubenschlüssel am Bande" 2008 hat sich Geis durch seine aktuellen Äußerungen in Zusammenhang mit den Buddhas erworben, die auf Initiative des Trainers Jürgen Klinsmann im neuen Leistungszentrum des deutschen Rekordmeisters FC Bayern unter reichlich Anteilnahme aufgestellt wurden*. Nicht nur, dass Geis - der Rechtsexperte seiner Partei - es als angebracht und wohl notwendig befand, sich öffentlich zur Raumgestaltung der Räume einer weltanschaulich eher ungebundenen Einrichtung zu äußern („Jürgen Klinsmann ist sicher ein guter Trainer, aber ich finde, die Buddha-Statuen sind etwas übertrieben*) . Nein, eine solche Raumveränderung ruft geradezu nach moralischer Bewertung durch einen christsozialen Politiker! Bei aller Achtung der religiösen Gefühle eines (im übrigen weder von der katholischen Kirche, noch von der CSU, noch von ihm selbst bezahlten) Sportfunktionärs gehen dessen Dekorationsmaßnahmen auf dem Vereinsgelände aber wirklich zu weit! Herr Klinsmann könne seine religiösen Gefühle für sich privat ausleben (immerhin!), „(...) aber ich finde, man sollte den Spielern nicht eine Religion als dominierende Maßgabe anbieten.(...)".*

Haben wir uns auch nicht verlesen? Das könnte uns ja richtig optimistisch stimmen! Denn wenn man Fußballspielern „nicht eine Religion als dominierende Maßgabe anbieten" soll, dann gehören die „dominierenden Maßgaben" wie Kreuze und Kruzifixe in bayerischen Gerichtssälen und Schulzimmern doch bestimmt gleich der Vergangenheit an. Oder wollte Norbert Geis damit nur sagen, dass Religionsfreiheit in Bayern nur für Fußballspieler und -funktionäre gilt? Oder wollte er anregen, dass doch lieber Kruzifixe im Leistungszentrum an der Säbener Straße angebracht werden sollten, weil die weniger „dominierenden" Maßgaben? Denn schließlich ist man diesen Ausstattungsgegenstand hierzulande ja auch eher gewöhnt, von seiner Wirkung überzeugt und überhaupt: Gott mit Dir, Du Fußball der Bayern? Bestimmt lässt sich die Finanzierung durch die Erzdiözese München-Freising irgendwie machen... gegen ein paar Freikarten im neuen Stadion? Wie dem auch sei, wir werden Herrn Geis von seinem Gewinn in Kenntnis setzen; die feierliche Übergabe des Schraubenschlüssels erfolgt im Rahmen der Preisverleihung „Der Freche Mario" im Oberangertheater, im übrigen ein Raum ohne jegliche „dominierende Maßgabe", am Freitag, den 10. Oktober 2008!

Assunta Tammelleo

 

* Angeblich auf öffentlichen Druck hin (Uli Hoeness frei nach „welt-online") wurden die vier Buddha-Statuen auf dem Außengelände des Leistungszentrums des FC Bayern München inzwischen bereits wieder entfernt. Und vielleicht ob des zögerlichen Erfolges des FC Bayern bald durch Symbole des „wahren Glaubens" ersetzt? Bayern - Ein Sommermärchen?