Buddhisten gegen Redefreiheit

GRAZ. (hpd) Diese Woche sind in Österreich zwei Vorträge von Colin Goldner zum Themenkomplex „Tibet und der Dalai Lama" geplant. Die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft will verhindern, dass die Veranstaltung an der Universität Graz stattfinden kann.

 

Eingeladen wurde der Autor des Buches „Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" vom Bildungsverein der KPÖ Steiermark in Zusammenarbeit mit dem Kommunistischen Studentenverband Graz. Auf der Webseite des Bildungsvereins wird das „alte Tibet" als „eine der brutalsten Ausbeutergesellschaften" bezeichnet und festgestellt, dass „Menschenrechte, Demokratie oder gar Gleichberechtigung ... dort bis zur chinesischen Befreiung" unbekannt gewesen seien. Diese Formulierung rief Beate Zweytick von der „Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft" auf den Plan. In einem Brief an Uni-Rektor Alfred Gutschelhofer forderte sie, der Vortrag dürfe nicht an der Universität stattfinden, „da religiöse Diffamierungen in letzter Zeit viel Aufruhr, Verletzungen und Unfrieden angerichtet" hätten. Dieses Ansinnen lehnte die Universitätsleitung unter Hinweis auf die Wissenschaftsfreiheit ab.

Zugleich ist es den organisierten Buddhisten offenbar gelungen, die „Kleine Zeitung" für ihre Sache zu gewinnen. Jedenfalls befassten sich zum Wochenende gleich zwei Beiträge mit der geplanten Veranstaltung. In einem Kommentar wusste Redakteur Bernd Hecke, dass die Auffassung, der Einmarsch der Chinesen in Tibet sei als Befreiung zu werten, „aus europäischer Sicht gelinde gesagt einen schrägen Blickwinkel" anzeige. Dass nicht alle österreichischen Medien ins Propagandahorn des Dalai Lama blasen, zeigt das Beispiel der Oberösterreichischen Nachrichten. Hier erschien zeitgleich ein längeres Interview mit Colin Goldner, in dem dieser seinen Standpunkt ausführlich darstellen konnte. Darin tritt Goldner auch dem Vorwurf entgegen, er verharmlose die chinesischen Menschenrechtsverletzungen. Er kritisiere dies sehr wohl, allerdings sehe er das Gerede vom „kulturellen Völkermord" als unbegründet an. „Von den genannten Menschenrechtseinschränkungen sind alle Chinesen betroffen, es geht nicht um rassistisch oder kolonial motivierte Diskriminierung."

Die Veranstaltung in Graz findet am 30. Oktober in der Universität statt; am darauf folgenden Tag ist Colin Goldner in Linz im VHS-Wissensturm zu hören.

Martin Bauer