Hinrichtungswelle im Iran geht weiter...

KÖLN. (hpd) ...und die Weltöffentlichkeit schaut geduldig zu!
In der kommenden Woche jährt sich der Jahrestag der Vereinbarung der Allgemeinen Menschenrechte zum 60. Mal. Die politische Beachtung dieser Menschenrechte ist geradezu erbärmlich. Heute ist eine Trauerfeier in Teheran.

 

Ein Bekenntnis und Aufruf von Mina Ahadi

 

Ich habe am 25 .11.08 eine Veranstaltung in Herford. Der 25.11 ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, und ich sitze um 2 Uhr nach Mitternacht in meinem Zimmer im Hotel und spreche mit Zahra Hagigatpagoh. Sie ist 23 Jahre alt und steht mit ihrer 17 Jahre alten Schwester Farzine gegenüber dem Evin Gefängnis in Teheran und sagt: „Mina, wir sind hier mehr als 100 Personen. Heute Nacht werden zehn Menschen hingerichtet." Eine von ihnen ist Fateme Hagigatpagoh, Zahras Mutter.

Ich kenne die Familie seit sechs Jahren und organisierte mit dem Komitee gegen die Todesstrafe eine erfolgreiche Kampagne für Fateme. Wir haben Demonstrationen organisiert in Köln, in Bremen, Berlin, Hamburg, in Stockholm, Göteborg, Malmö und Kopenhagen, in Torento , ....
Wir haben mit Abgeordneten des Europaparlamentes gesprochen und wir haben auch in Teheran eine Demonstration mit organisiert und...
Wir haben es einmal geschafft Fateme zu retten, als sie bereits zum Hinrichtungsort gebracht wurde, aber dieses Mal haben wir verloren.
Ich habe bis zu den letzten Minuten gehofft und habe mit mehreren Organisationen und auch mit Europa-Abgeordneten gesprochen. Dieses Mal hat die Islamische Regierung nicht geantwortet und am 26.11.2008 zehn Menschen hingerichtet.
Jetzt haben Zahra und Farzine keine Mutter mehr und auch keinen Vater. Der Vater ist spurlos verschwunden!

Heute, am Freitag den 5.12.2008, ist eine Trauerfeier in Teheran und seit zehn Tagen haben mehrere Menschen Zahra und Farzine besucht und ihnen geholfen.

Bei einer TV live Debatte über diese Hinrichtung, und auch Fatemes Lebensgeschichte, haben in zwei Stunden mehr als 100 Menschen angerufen und mit mir und dem Moderator gesprochen. Alle waren gegen die Todstrafe und alle haben aus dem Iran angerufen. Der „Neue Kanal" ist ein Satelliten TV der iranischen Opposition und sehr bekannt. Ich war letzte Woche dreimal als Gast bei diesem Fernsehsender und wir haben über die Todesstrafe und den Kampf gegen Steinigungen und alle unmenschlichen Strafen und auch über das Gesetz der Scharia gesprochen.

Im Iran ist die Todesstrafe eine wichtige Form der Gewalt gegen alle Menschen und ein effektives Instrument für das Regime, seine Macht zu befestigen und die Menschen zu erschrecken. Seit einem Jahr sind mehr als 300 Menschen hingerichtet worden. Elf Frauen und Männer sind verurteilt worden, gesteinigt zu werden und vorige Woche hat ein Hohes Gericht in Schiraz Frau Afsane R. zum Tod durch Steinigung verurteilt. In Teheran haben Islamisten einen 27 Jahre alten Mann namens Majied verurteilt, dass ihm die Augen mit Säure amputiert werden!

Wir kämpfen gegen alle diese barbarischen Formen von islamischen Strafen. Das Komitee gegen die Todesstrafe ist im Iran und auch in anderen Ländern bekannt. Wir haben direkte Kontakte mit Betroffenen und auch mit ihren Familien, wir haben versucht, allen diesen Menschen ein Gesicht geben. Wer ist Nazanin Fatehi, wieso soll sie getötet werden, zu welcher Familie gehört sie und welche Musik mag sie? Von Gefängnissen aus rufen uns Menschen an, mit vielen Problemen und unter Gefahr und bitten uns, ihre Fälle auch zu bearbeiten.

Im Iran existiert eine breite Bewegung gegen staatlichen Mord oder die Todesstrafe. Es gibt hunderte Internetseiten und Blogs, die uns helfen. Auch ein Netzwerk von Anwälten und Menschenrechtler helfen uns.

Derzeit sitzen Hunderte Menschen in Todeszellen im Iran und sie brauchen Hilfe.

Die deutsche Regierung und Europas Regierungen haben keine Interesse darüber zu reden oder etwas zu tun. Meine Hoffnung sind Menschen und wir versuchen direkt mit Menschen zu reden und mit Aktionen und Unterschriften und... Menschen zu retten. Wir haben 2008 mit Aktionen und auch mit Hilfe von einer Schule in Hamburg und verschiedenen Aktivitäten von Schülern Sina Paimard, einen 19 jährigen Jungen, im Iran gerettet. Nazanin Fatehi, Afsane Nourozi und... wurden auch gerettet. Allein wenn wir eine Person gerettet haben, haben wir große Arbeit geleistet. Wir machen weiter.

 

 

Mina Ahadi ist Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime und des Komitees gegen die Todesstrafe und gegen Steinigungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln.