Islamischer Kulturverein in der Kritik

WIESBADEN. (hpd) In Wiesbaden wurde Ende September 2007 zwischen der Stadt und neun islamischen Vereinen eine „Integrationsvereinbarung" abgeschlossen. Nun steht einer der Unterzeichner, der Islamische Kulturverein Kostheim, zum wiederholten Mal in der Kritik.

Die Rathausfraktion der Bürgerliste Wiesbaden wirft dem Verein vor, fortgesetzt religiösem Extremismus ein Forum zu bieten.

Bereits im April 2008 war es zum Eklat gekommen, als bekannt wurde, dass der Kulturverein wiederholt den islamistischen Prediger Abdul-Adhim Kamouss eingeladen hatte. Dieser wird von Experten als Vertreter eines fundamentalistischen Islam eingeschätzt; er stehe für Abgrenzung, nicht für Integration, für eine „absolute Gegenkultur, eine Alternative zur demokratischen Gesellschaft", zitierte der Wiesbadener Kurier damals Claudia Dantschke vom Zentrum Demokratische Kultur. Erst auf massiven öffentlichen Druck hin hatte der Kulturvereinsvorsitzende Said Nasri schließlich zugesagt, den Jungprediger von der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln nicht mehr nach Wiesbaden zu holen. Schon damals hatte die Bürgerliste das Integrationskonzept als falsch bezeichnet, weil unter den Vertragspartnern auch Vereine seien, die nicht auf dem Boden der Verfassung stünden (wie Milli Görüs). Andere Stadtverordnete entgegneten, dass erst durch die vertraglich festgelegte Kooperation derartige Vorgänge in den Fokus der Öffentlichkeit gelangten.

„Neue Islamologische Kurse"

Auf der Webseite des Islamischen Kulturvereins Kostheim finden sich seitdem keine Veranstaltungshinweise mehr (vom Tag der Offenen Tür mal abgesehen). Dies bedeutet allerdings nicht, dass in dem Zeitraum keine Veranstaltungen durchgeführt wurden. Nach Recherchen eines Mitglieds des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) war ab November 2008 eine Reihe von Wochenendseminaren angesetzt; der harmlos klingende Titel lautete „Neue Islamologische Kurse". Partner der Veranstaltungsreihe war ein Islamologisches Institut mit Sitz in Wien. Und darin könnte möglicherweise ein Grund liegen, warum der Islamische Kulturverein Kostheim darauf verzichtet hat, die Seminare offen anzukündigen. Denn der Direktor des Islamologischen Instituts ist Amir Zaidan.

Zaidan ist in Hessen kein Unbekannter. Er war Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) und verantwortlicher Redakteur des „Freitagsblattes". Laut Pressemitteilung der Bürgerliste Wiesbaden wird die im Jahr 2000 eingestellte Publikation noch Jahre später im hessischen Verfassungschutzbericht erwähnt. Denn dort fanden sich „immer wieder Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen", die die IRH später zu verschleiern bestrebt war. Zaidan werden zudem Kontakte zur Muslimbruderschaft nachgesagt. Aufsehen erregte er im Jahr 1998 mit der sogenannten Kamel-Fatwa, die forderte, dass eine Frau ohne Begleitung ihres Ehemannes, Vaters oder Bruders keine Reise machen darf, die weiter als 81 Kilometer geht (so wird die Tagesleistung eines Kamels angesetzt). Auch sein Buch „al-Aquida" geriet ins Visier des Verfassungsschutzes, weil darin Christen und Juden (anders als in sonstiger Auslegung) als Ungläubige eingestuft werden.

Die Bürgerliste Wiesbaden geht davon aus, dass eine Einladung an Zaidan nicht ohne Kenntnis des Vereinsvorsitzenden Nasri erfolgt sein kann und fordert nun erneut die Kündigung der Integrationsvereinbarung, weil „der Kulturverein offenbar nicht gewillt ist, sich daran zu halten, und insgeheim das Gegenteil von Integration betreibt".

Gunnar Schedel