BERLIN / BRÜSSEL. (hpd) Der Aufwand war ehrenvoll und bunt, wie in Brüssel üblich, es wurden dieses Mal die Umwelthauptstädte Europas für 2010 (Stockholm) und 2011 (Hamburg) ausgelobt und, wie auch üblich, das eigentlich Interessante geschah im Hintergrund. Eine DDR-Flagge. Eine neue Flaggenverwechslung von Hilfskräften oder ein Symbol für die Zukunft?
Die „Tagesthemen" hatte es schon hinnehmen müssen, dass im Juni 2008 die Farbfolge der deutschen Flagge vertauscht worden war, dann hatte im Juli 2008 die US-Flagge einen Streifen zuviel. Nun, in Brüssel, bei einer offiziellen Feier der Europäischen Kommission, ist auf der Flagge der Bundesrepublik Deutschland etwas drauf, was da nicht drauf gehört.
Kulturation.de, das „Online Journal für Kultur, Wissenschaft und Politik" aus Berlin hatte die Meldung und das Foto vergangene Woche ohne großes Aufheben auf seine Interseite gestellt. Unter der schlichten Überschrift „Zeitdokument / Originalfoto / Hamburg ist europäische Hauptstadt - die Hauptstadt gratuliert" wurde auch ein Foto veröffentlicht, zur Verleihung des Titels „Umwelthauptstadt Europas 2011" an Hamburg. So geschehen, letzte Woche in Brüssel (am 23. Februar), organisiert in der Bibliothek Solvay. Auf dem Foto ist im Hintergrund links, wie üblich im Kreis der Flaggen Europas, auch eine deutsche Flagge zu sehen.
Allerdings, die deutsche Flagge ist der Hammer! Zwar ohne Sichel, aber mit eindeutigem Ährenkranz und Hammer mit Zirkel als Flagge der DDR.
Auf den offiziellen Fotos von dieser Veranstaltung, die am 26. Februar 2009, also vier Tage danach, ins Netz gestellt wurden, ist die Welt allerdings wieder in Ordnung: Kein Ährenkranz, kein Hammer und kein Zirkel. Dafür allerdings seltsame und unscharfe Ecken in der Flagge Deutschlands.
Eines der beiden Fotos ist also eine Fälschung. Entweder ist auf das eine etwas hinzugeschummelt worden oder in den anderen wurde etwas wegretuschiert. Immerhin ist dieses Jahr 2009 das Jubiläum des zwanzigsten Jahrestages der Maueröffnung und damit des Beginns der „Wiedervereinigung" Deutschlands und dem Ende der DDR.
Eindeutige Analyse
Eine genauere Analyse der Fotos des vorgeblichen Originals (mit DDR-Flagge) und den offiziellen Fotos ergibt dann die eindeutigen Belege: die DDR-Flagge ist das gelebte Original.
Auf den Bildern (alle im Anhang) fallt gegenüber dem Original in dem Foto „hamburg-winner" bereits auf, dass das untere gelb-goldene Feld schräg nach oben verläuft und die Nahtkante zwischen den farbigen Stoffbahnen genau zu erkennen ist, während der Übergang oben zwischen schwarz und rot nicht nur im Unterschied dazu unscharf ist, sondern einen auffallend Knick nach unten macht - dort, wo im Original der Ährenkreis sitzt. Zudem ist die schwarze Fläche des Flaggenstoffs seltsam fleckig.
Diese Eigenarten zeigen sich dann auch noch deutlich im Foto „Copenhagen", auf dem dieser obere Knick der Ährenkranzretuschierung sehr scharfkantig ausfällt, während er sich auf dem Foto „Freiburg" wiederum sehr unscharf darstellt und zudem noch in einer feinen Linie der Rand des Ährenkranzes gold blitzend zu erkennen ist.
In der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, deren Delegation die Auszeichnung in Brüssel persönlich abgeholt hatte und vor der Flagge steht, schiebt man es auf die Unzulänglichkeit der Europäischen Kommission.
In Kopenhagen, im Sekretariat der „Umwelthauptstadt" der Europäischen Kommission, ist man auch etwas ratlos, wie das passieren konnte, und hat eigentlich keine Erklärung, weder für die falsche Flagge noch für die Retusche.
Fragen über Fragen
- Wenn die EU-Kommission schon solche kleinen harmlosen Missgeschicke vertuscht - die man doch problemlos auf einen ‚dummen Praktikanten' schieben könnte, und alle haben etwas zum Lachen -, was geschieht dann mit den echten Missgeschicken?
- Wenn die Europäische Kommission so schlechte Retuscheure für die Bildbearbeitung beschäftigt, könnte das auch ein sehr deutliches Bild auf die Qualität ihrer übrigen Arbeit werfen.
- Wieso gibt es eigentlich nach neunzehn Jahren nach dem offiziellen Ende des Staates noch eine DDR-Flagge im Dekorationsdepot der Europäischen Kommission?
- Wollte dort ein „Mauwurf", der sich bei der EU-Kommission eingeschlichen hat, ein Zeichen setzen: Die DDR gibt es immer noch, das zeigt hier die Flagge!?
- War das ein Vorgriff auf die zukünftige Flagge der Bundesrepublik Deutschland? Denn, wenn jetzt schon Banken verstaatlicht werden - wie weit sind wir dann noch von der DDR entfernt? Und dann könnte es doch der Traditionspflege entsprechen, die passende historische Flagge hervorzuholen?
- Wir werden es nicht beantworten können.
C.F.