HAMBURG. (hpd) In der ehrwürdigen Hamburger Musikhalle fand die erste große Jugendfeier des Jahres 2009 statt. Damit ist die „Saison", die traditionell von Ende März bis in den Juni hinein dauert, eröffnet.
Als hätten sie darauf Bezug nehmen wollen, dass in der Hansestadt Hamburg bereits seit 119 Jahren Jugendfeiern stattfinden (also keine DDR-Kreation sind) haben „Jugendweihe Hamburg e.V." und der „Humanistische Verband Deutschlands Landesverband Hamburg e.V.", die diese Feier gemeinsam ausrichteten, am vergangenen Samstag die altehrwürdige Laeiszhalle statt des modernen Congress Centrums in Hamburg für die diesjährige Jugendfeier gewählt.
In der großen ausverkauften Musikhalle gab es bereits am frühen Vormittag eine Generalprobe, denn sechs lange Sitzreihen mit jeweils 30 rot bespannten Sitzen wollten koordiniert eingenommen, verlassen und wieder besetzt werden. Danach hatten bereits die Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde ihre Plätze eingenommen und die teilweise nervösen „Jugendweihlinge" zupften vor den nun wieder verschlossenen Türen an den Dekolletees und nestelten an den teilweise verwegen gebundenen Krawatten. Als dann die Big Band des „Collegium Musicum" auf der Bühne das beschwingte „Gonna fly now" intonierte, öffneten sich die Flügeltüren und es begann der Einzug der Jugendlichen.
In einer abwechslungsreichen Mischung aus Musik, Rezitationen der Jugendlichen, Vorträgen und Ehrungen ging es durch das Programm, wobei das 38seitige Programmheft die Themen mit weiteren schriftlichen Beiträgen ergänzte.
Heiteres und Nachdenkliches
Die Musikstücke bestanden u. a. aus „Die Gedanken sind frei", „Conga", „Ein ehrenwertes Haus", „Imagine", „New York, New York". Die Rezitationen, die von den Mitgliedern der verschiedenen Jugendgruppen auf der Bühne vorgetragen wurden, stammten u. a. von Gerhard Schöne, Martin Niemöller, Wolfgang Borchert und Khalil Gibran. Die überwiegend heiteren Beiträge wurde durch Nachdenkliches ergänzt, wie einem Bericht über den Besuch des KZ Neuengamme und die Ermordung der Kinder vom Bullenhuser Damm durch SS-Ärzte.
"Spüren der Veränderungen"
Werner Riedel, Ehrenvorsitzender von Jugendweihe Deutschland e.V., hielt die Festrede, in der er auf das „Spüren der Veränderungen" einging und leicht ironisch beklagte, das eigentlich alles ganz einfach sein könnte, wenn da nicht die Eltern oder die Lehrer wären. Beifall unterbrach immer wieder seine offensichtlich lebensnahen Beispiele.
Der Kern seiner Ausführungen lag darin, dass das Thema des Übergangs von der Kindheit in die Jugend in die Erwachsenenwelt so alt ist, wie wir schriftliche Aufzeichnungen kennen: die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und die Liebe der Kinder zu ihren Eltern. „Also", ermahnte er lächelnd die Jugendweihlinge: „Seid zu euren Eltern großzügig und tolerant. Seid euch gegenseitig ein Halt." Und: „Dieses Spannungen, sie bringen uns voran."
Mit der Ehrung von zwölf JubilarInnen der silbernen und goldenen Jugendweihe und Dankesworten der Jugendlichen neigte sich die insgesamt fröhliche Feier dann ihrem Ende zu.
„Weltanschauung - Die Jugend verändert die Welt"
Den „Jugendweihlingen" wurde neben dem „Freien Blick", der Urkunde und einer Rose auch das neue 200-seitige Geschenkbuch „Weltanschauung - Die Jugend verändert die Welt" überreicht.
Hierzu erklärte der gerade in seinem Amt von der Bundesversammlung bestätigte Vizepräsident und Redaktionsleiter von JwD für das Geschenkbuch, Oberstudiendirektor Konny G. Neumann: „Wir sind stolz darauf, dass wir in Hamburg unser neues Jugendweihe-Geschenkbuch zuerst öffentlich an unsere Jugendweiheteilnehmerinnen und Teilnehmer verteilen können! Auch gerade deshalb, weil „Weltanschauung - Jugend verändert die Welt" das Ergebnis eines - wie ich meine -, einmaligen Prozesses in der Bundesrepublik ist. Der Inhalt des Buches und seine Texte wurden in einer gemeinsamen Redaktion von Wissenschaftlern, Redaktionsmitgliedern von Jugendweihe Deutschland e.V., dem Duden-Schulbuchverlag und Jugendlichen erarbeitet."
Dies werde schon in der Themenwahl von „Liebe, Freundschaft, Sex", „Die Frage nach dem Sinn des Lebens", über „Mobbing: Zivilcourage gegen Gruppendynamik", „Umgang mit Konflikten: „richtig" streiten" „Die Welt-Religionen", „Unser Humanistisches Weltbild" aber auch solchen Kapiteln wie „Wissenschaftliches Weltbild" sowie „Unser Staat, unsere Gesellschaft" deutlich.
Konny G. Neumann betonte: „Es war sowohl für die Wissenschaftler wie auch die Jugendliche eine ausgesprochen positive Erfahrung, generationsübergreifend arbeiten zu können: Auch wir in der Redaktion lernten ‚richtig streiten' und so ist das Buch ein Produkt, dass sowohl für Jugendliche als auch ihre Eltern interessant und zugleich lehrreich sein dürfte.
Das Buch soll den Jugendlichen helfen, sich in der Gesellschaft zurechtfinden zu können, Wertefragen zu stellen und nach dem Lesen im Buch Probleme eigenständig überdenken und beantworten zu können. Es werden keine Patentrezepte vermittelt, aber Denkansätze geliefert. Auf den Aktivseiten können diejenigen, die es wollen, überprüfen, ob sie die jeweiligen Kapitel gut verstanden haben.
Dies gilt für alle Jugendliche, die keiner Kirche angehören (das sind mehr als 35%) und sich über ethische Fragen und Moral informieren möchten. Auch für andere Jugendlich bietet das Buch bestimmt vieles Nachdenkliche und Beachtenswerte!"
C.F.
Fotografien © Evelin Frerk