BERLIN. (hpd) Anlässlich des zehnten Jahrestages der blutigen Niederschlagung der Studentenbewegung im Juli 1999, hatten die Säkularen IranerInnen für Freiheit und Demokratie (SIFD) gestern Abend zu einer Solidaritätskundgebung am Breitscheidplatz aufgerufen.
Nur für Berlin gibt es bereits drei relevante politische iranische Gruppierungen mit ihren Internetportalen: demoberlin.blogspot.com / iran-aktuell.de / Freedom for Iran und den unabhängigen Blog nicsbloghaus.org. Bei schätzungsweise rund 5.000 iranischen Migranten in der Stadt, sind es Fraktionen, wie es in einer entwickelten politischen Demokratie üblich ist. Zu dieser Kundgebung hatten jedoch alle aufgerufen, auch wenn die Federführung bei den Säkularen IranerInnen für Freiheit und Demokratie lag.
Am Vormittag / Mittag gab es zudem noch eine Kundgebung vor der Iranischen Botschaft und am späteren Abend noch die tägliche Mahnwache am Brandenburger Tor.
10. Jahrestag
Vor zehn Jahren war die Protestbewegung im Iran, die die durch eine Verschärfung der Pressegesetze und das Verbot der reformorientierten Zeitung "Salam" ausgelöst worden war, blutig niedergeschlagen worden.
Entsprechend hatten die InitiatorInnen Losungen vorgeschlagen: „Nein zur Islamischen Republik, Ja zur Freiheit!“ und „Unterstützt die Massenproteste im Iran!“ sowie: „Wir sind der Meinung, dass ein demokratischer Iran nicht möglich ist ohne:
• die Trennung von Staat und Religion
• Geschlechteregalität
• die Abschaffung der Zwangsverschleierung
• die uneingeschränkte Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit
• Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit
• die Abschaffung der Todesstrafe, Folter und Steinigung
Mehrere Hundert Menschen hatten sich versammelt und es ist wie auf einem großen Marktplatz: Viele stehen, manche schlendern herum, Transparente, Parolen, scheppernde Lautsprecher, Musik und Informationsaustausch, Anekdoten, Reden, Zuhören, Mitsingen und immer wieder Nachrichten, von denen keiner weiß, woher sie kommen.
„In Teheran und anderen Städten hat es nach mehrtägiger Pause heute wieder Demonstrationen gegeben, die von den ‚Revolutionsgarden’ mit Tränengas und Schüssen beendet worden sind.“ „Gestern Abend wollte Ahmadinedschad eine Rede im Fernsehen halten, aber kurz vor der Sendung seien unerwartet so viel Stromverbrauchende Geräte eingeschaltet worden, dass die Stromversorgung zusammengebrochen sei und es kein Fernsehen mehr gab.“ „Alle Telefonverbindungen sollen ‚gekappt’ worden sein. Es gibt heute kaum Informationen.“ Kern der meisten Ansichten ist: „Dieses Regime ist nicht reformierbar.“
Lange Unterschriftenlisten auf Stoffbahnen werden eingerollt und sollen aus ganz Europa in Paris gesammelt werden, dort zusammengenäht und als Bahn vom Eifelturm herunter abgerollt werden.
C.F.