Eine gotteslästerliche Floßfahrt


Wird diese Idee nicht für heftigen Widerspruch sorgen?

Das wäre wunderbar, denn damit käme endlich etwas Schwung in die Debatte. Aber ich hoffe und rechne natürlich ebenso mit Interesse und Zuspruch. Ohne Unterstützung wissenschaftlicher Forschung kann ich alleine diesen Gedanken selbstverständlich nur als These formulieren, aber wenn dies anderenorts dazu führen würde, dem Gedankengang ernsthaft mit entsprechenden Untersuchungen tiefer auf den Grund zu gehen, wäre möglicherweise eine Tür zu einer ganz neuen Perspektive auf dieses tragische Dilemma aufgestoßen. Und das wäre ein großer Fortschritt auf dem Weg zu seiner Bewältigung. Andererseits erwarte ich mir von religiöser Seite ohnehin keinen Beifall zu solchen Problemlösungsansätzen, schon alleine deshalb nicht, weil die religionsspezifische sexuelle Unterdrückung und moralische Maßregelung von dieser Seite aus ja gar nicht als Problem wahrgenommen und deren Kritik darum kaum auf Verständnis stoßen wird.


Sind eigentlich auch Lesungen deines neuen Buches geplant?

Ja natürlich, schon vor dem Erscheinen gab es ein paar kleinere Vorpremieren im Gegenprogramm zum evangelischen Kirchentag in Bremen und im Rahmen der säkulären Buskampagne an den Standorten Frankfurt, Mannheim und Heidelberg im Zusammenhang mit meinen dortigen szenischen Lesungen des Ferkelbuchs, die auf ein sehr angeregtes und amüsiertes Echo stießen.
Beispielbild
Lesung in Mannheim / Foto: Evelin Frerk
Solche Kombinationslesungen für Kinder und Erwachsene von Ferkelbuch und Floßfahrt-Satiren können über den Alibri-Verlag oder direkt über mich angefragt werden, ebenso natürlich auch je nach Anlass und Rahmenbedingungen der Interessenten Einzellesungen zu beiden Büchern. Dies könnten sein: Satirefestivals, Buchmessen, themenorientierte Kongresse, Seminare und Diskussionsrunden, Talkshows, Bürgerversammlungen, Schul-, Bibliotheks- und Stadtteilfeste, Kirchentagsbegleitprogramme oder Lesesalons. Versprechen kann ich dazu einen engagierten und erfrischend kurzweiligen Vortrag mit vollem stimmlichen und spielerischen Einsatz und großer Bereitschaft zu konstruktiver Debatte.

Zum Schluss noch eine Frage: was hat es eigentlich mit dem gekippten Regenbogenmotiv auf dem Titelblatt auf sich?

Das ist sozusagen der allererste subversive Denkanstoß und zugleich ein Hinweis auf meinen Ansatz, zu diesem Thema ganz bewusst immer wieder unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, was in diesem Bild ja sogar ganz wörtlich geschehen ist. Das Motiv zeigt eine etwas unscharfe Ansicht der typischen Arche-Noah-Szenerie mit Wasser, Himmel, Regenbogen, Schiff und Taube, die allerdings um 90 Grad gekippt ist. Im bronzezeitlichen Denken, als viele religiösen Weltbilder entstanden sind, war die Erde eine Scheibe und die Oben-Unten-Hierarchie quasi eine Art natürliches Ordnungsprinzip. Seit wir aber wissen, dass unser Planet nur eine von unzähligen Kugeln im Weltraum ist, hat sich dieses Schema in unserem analytischen Denken eigentlich erledigt, wirkt aber in unseren alten phänomenologischen Denkgewohnheiten immer noch nach. Und solche Gewohnheiten lassen sich eben manchmal ganz einfach durch einen bloßen Perspektivwechsel wie hier eine kleine Drehung aus den Angeln heben. Damit sprengen und erweitern wir nicht nur die Grenzen unseres eigenen gedanklichen Horizonts, sondern vor allem die tief sitzenden archaischen und religiösen Denkstrukturen in unseren Köpfen, wie sie auf der Buchrückseite durch das vom christlichen Kreuz längs und quer gespaltene regenbogenbunte Gehirn des „Homo Religiosus“ symbolisch illustriert werden. Und solche kleinen Erleuchtungshäppchen wirken einfach befreiend und erleichternd, frei nach dem Motto des Buchuntertitels „Leichtsinnige Variationen über tiefsinnige Fragen“.

Danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Martin Bauer

 

Das Buch ist auch im denkladen erhältlich