Der Eros der Nasen

hpd: Welche Themen sind vertreten? Die Ausstellung heißt ja Der Eros der Nasen, wobei auch die religionskritischen Werke Prototyp und Archetyp die schwulen Wurzeln ihres Autors nicht leugnen können.

Ralf König: Was wäre da auch zu leugnen? Die Ausstellung gibt einen Überblick über mein Gekritzel von Anfang an, frühe Coming-Out-Werke, über die ersten Erfolge bei Rowohlt und das ganze schwule Beziehungskomödienzeug bis zu den religiösen Themen. Alles dabei. 

Christine Vogt: Wie schon gesagt, es ist eine Art Werkschau, die aber einen Schwerpunkt bei den aktuellen Themen hat. Doch sind ebenso sämtliche schwule Themen vertreten. Ralf König ist nicht nur der größte Protagonist der Schwulenbewegung, er hat mit seinen Geschichten und Zeichnungen das schwule Leben einem breiten, heterosexuellen Publikum zugänglich gemacht. Das alles ist in der Ausstellung nachvollziehbar.
 

hpd: Zum ersten Mal (zweiten Mal nach Koblenz) großformatig: Wie war das für dich, der du doch gewohnt bist, im Kleinformat 1 : 1 deine Comics zu zeichnen?

Christine Vogt:  [Er hat immer gestöhnt!]

Ralf König: Ganz ehrlich? Langweilig. Ich bin nicht sehr geduldig, so eine Nase auf Papier dauert ein paar Sekunden, aber mit Pinsel auf 1.80 x 2 Meter Leinwand... ich bin kein Maler, das hab ich gemerkt. Ich bin froh, nun auch solche Dimensionen vorzeigen zu können, aber ich freu mich auch wieder aufs Zeichnen und vor allem aufs Geschichten Erzählen.
 

hpd: Gleich zwei neue Bücher von dir erscheinen jetzt: Schillerlöckchen und Archetyp. Kannst du kurz dazu etwas sagen?

Christine Vogt: [Und unser Katalog!]

Ralf König: Meine Bücher erscheinen schon länger geballt im Herbst, das liegt daran, dass der 'Männerschwarm' Verlag die übers Jahr gesammelten Zeitschriften-Kurzcomics veröffentlicht und Rowohlt mit dem neuen Titel kommt. 'Archetyp' ist die Fortsetzung meiner Version der biblischen 'Genesis', nach Adam und dem Sündenfall in 'Prototyp' nun also Noah und die Sintflut. Nun mach ich mich an Teil drei der Trilogie, 'Antityp'. Da geht’s dann vor allem um den Apostel Paulus, aber das wird ein schwerer Brocken. Da fließt schon die ganze abstruse Theologie mit ein und ich suche noch einen Weg, es möglichst unkompliziert anzugehen, damit es letztlich lustig bleibt. Wenn Paulus etwas nicht hatte, dann Humor, aber das ist ja bei religiösen Gestalten eher die Regel. 
 

hpd: Ihr habt im Rahmen der Ausstellung auch einen Comicpreis ausgeschrieben, d.h. einen Wettbewerb für Kinder und Jugendliche. Um was geht es da?

Christine Vogt: Die Ludwig Galerie engagiert sich in besonderer Weise für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dazu gehört auch die Nachwuchsförderung. So konnte die Sparkasse Oberhausen gewonnen werden, in Kooperation einen Comic-Preis auszuschreiben. Hier sollen das kreative Erzählen und Zeichnen gefördert werden. Aufhänger ist dabei die Schöpfungsgeschichte, die von Ralf König im Prototyp ja höchst eigenwillig erzählt wird.

Den Gewinnern und Gewinnerinnen winken hier nicht nur Geldpreise, sondern auch die Präsentation der prämierten Werke im Rahmen der Ausstellung. Dass sich dabei auch Aufklärung in alle Richtungen ergeben wird, davon gehen wir aus.
 

hpd: Ralf König wird selbst auch einige Male auf der Ausstellung präsent sein...

Christine Vogt: Ja, und zwar wie folgt:

Donnerstag, 8. Oktober 2009, 18 Uhr: Archetyp. Vorstellung und Lesung von und mit Ralf König, anschl. Signiermöglichkeit

Freitag, 6. November 2009, 16 Uhr: Verleihung des Comic-Preises im Rahmen der Ausstellung Der Eros der Nasen. Comics von Ralf König, in Anwesenheit des Zeichners

Sonntag, 6. Dezember 2009, 15 Uhr: Auktion der Nasen. Versteigerung von Zeichnungen Ralf Königs zugunsten der Aidshilfe Oberhausen (Details hier)

Freitag, 11. Dezember 2009, 18 Uhr: Werkstattgespräch: Der Comic-Zeichner Ralf König, mit anschl. Signiermöglichkeit

Freitag, 8. Januar 2010, 18 Uhr: Podiumsdiskussion: Religion und Kritik, mit Vertretern der verschiedenen Religionen und Atheisten

Freitag, 22. Januar 2010, 18 Uhr: Knollennasen gestern und heute, Ralf König im Gespräch, mit anschl. Signiermöglichkeit
 

hpd: Vielen Dank für das Gespräch!

Mit Ralf König und Christine Vogt sprach hpd-Redakteurin Fiona Lorenz

Öffnungszeiten der Ludwig Galerie: Di. bis So. 11-18 Uhr (Mo. und 24.12., 25.12., 31.12. geschlossen)